Von: luk
Sterzing/Stresa – Der Südtiroler Seilbahnbauer Leitner, der in den vergangenen Jahren für die Wartung der am Sonntag verunglückten Seilbahn am Mottarone verantwortlich war, will sich in dem anstehenden Gerichtsverfahren als Nebenkläger beteiligen. Das hat das Unternehmen laut Alto Adige online am Donnerstag angekündigt.
Die Manipulation an der Notbremse, die letztlich zum tragischen Tod von 14 Personen geführt hat, sei eine schwerwiegende Handlung gewesen, so Firmenchef Anton Seeber. Der Einsatz derartiger Klemmen, um das Bremssystem zu umgehen, sei mit Personen an Bord ausdrücklich untersagt. Um das Bild des Unternehmens, seiner Mitarbeiter und der gesamten Branche zu schützen, werde man als Nebenkläger auftreten. Eventuelle Schadenersatzzahlungen wolle man den Hinterbliebenen der Opfer übergeben.
Bekanntlich hat die Firma Leitner durch ein beauftragtes Unternehmen erst am 30. April Kontrollen am Bremssystem der Unglücksseilbahn vorgenommen. Probleme seien dabei keine festgestellt worden. Von diesem Tag an seien vonseiten der Betreiber keine weiteren Anfragen bezüglich einer Fehlfunktion des Bremssystems eingegangen, bekräftigt die Firma Leitner.
Am 22. Mai sei laut Leitner ein Wartungseingriff vorgenommen worden, der nichts mit dem Bremssystem zu tun gehabt habe. Eine Rolle sei dabei – obwohl nicht sicherheitsrelevant – ersetzt worden.
Sicherheit stehe für das Unternehmen an oberster Stelle – auch bei der Seilbahn von Stresa nach Mottarone sei dies so gewesen, erklärt der Seilbahnbauer. Die detaillierte Dokumentation der Wartungsarbeiten würden dies belegen. Erneut bekräftigte die Firma Leitner, dass man uneingeschränkt mit den ermittelnden Behörden zusammenarbeiten wolle, um das Unglück lückenlos aufzuklären.
Bekanntermaßen wurden drei Personen in Zusammenhang mit dem tragischen Vorfall vom Sonntag festgenommen. Ein 51-jähriger Ingenieur, der freiberuflich als technischer Direktor für die Seilbahn tätig ist, steht auch in einem Arbeitsverhältnis mit der Firma Leitner.
Er bestreitet die Vorwürfe der Staatsanwälte. Er dementierte, über die absichtliche Abschaltung eines Sicherheitssystems informiert gewesen zu sein, die das Unglück mit 14 Todesopfern verursacht haben soll. Der Direktor sei “ein äußerst gewissenhafter Ingenieur”, betonte sein Anwalt.
Der 51-jährige Ingenieur habe die verschiedenen Eingriffe der vergangenen Monate rekonstruiert und könne sich den Seilriss nicht erklären, auch weil alle Prüfberichte immer positiv ausgefallen seien, berichtete der Anwalt laut Medienangaben. Das Abschalten der Notbremse sei bei besonderen Eingriffen vorgesehen, aber natürlich nie bei einem Personenbetrieb.
Der Seilbahn-Einsatzleiter, der in der Nacht auf Mittwoch mit dem Direktor und dem Eigentümer der Seilbahnanlage festgenommen worden war, hat gestanden, dass die Notbremse absichtlich ausgeschaltet worden sei. “Es gab eine Störung an der Seilbahn, das Beförderungsteam hat das Problem nicht oder nur teilweise gelöst. Um die Verbindung nicht zu unterbrechen, entschieden sie sich, die ‘Gabel’, die verhindert, dass die Notbremse in Kraft tritt, an Ort und Stelle zu lassen”, berichtete Albert Cicognani, der Carabinieri-Offizier, der die Ermittlungen führte.