Von: mk
Welsberg/Bozen – Das neue öffentliche Alarmierungssystem IT-alert wird in den kommenden Wochen erneut italienweit erprobt. Nach einem ersten allgemeinen Test in Südtirol am 13. Oktober wurden die Abläufe heute anhand eines konkreten Szenarios überprüft. Angenommen wurde dabei der Bruch der Staumauer Welsberg des künstlichen Staubeckens in der Gemeinde Olang. Um 9.00 Uhr wurden über 10.600 Nutzerinnen und Nutzer der App Gem2Go mit einer Push-Meldung an die Übung erinnert, also rund ein Drittel der Personen in den betroffenen Gemeinden. In den vergangenen Tagen war die Bevölkerung durch die Medien informiert worden.
Um 12.02 Uhr wurde eine Test-Nachricht des neuen Alarmierungssystems IT-alert an alle empfangsbereiten Mobiltelefone in jenen Gemeinden gesendet, die sich flussabwärts entlang der Rienz befinden und im Ernstfall von der Flutwelle betroffen wären: Olang, Rasen-Antholz, Percha, Bruneck, St. Lorenzen, Kiens, Vintl und Rodeneck. Aufgrund von Überreichweiten (Overshooting) konnten auch Mobiltelefone in Sand in Taufers, Pfitsch, Mühlwald, Mühlbach, Gsies, Gais, Terenten, Pfalzen, Welsberg-Taisten, Natz-Schabs, Lüsen, Prags oder Enneberg das Signal erhalten.
Es sei, meldete sich ein Empfänger der Test-Nachricht aus dem Pustertal, „als hätte man eine Sirene in der Tasche“. Wenn sich in einem bestimmten Gebiet ein Notfall größeren Ausmaßes ereignet, sollen in Zukunft die dort befindlichen Personen mit diesem zusätzlichen Alarmsystem verständigt werden, über ein Gerät, das jede und jeder im Normalfall ständig bei sich trägt. Das Signal wurde heute circa eine Stunde lang gesendet, das heißt, wer sein Mobiltelefon erst nach 12.00 Uhr eingeschaltet oder sich erst nach 12.00 Uhr in den Sendebereich der Übung begeben hat, konnte die Benachrichtigung noch bis 13.00 Uhr erhalten.
Lagezentrum in Bozen und staatlicher Zivilschutz
Ab 11.00 Uhr wurde heute das Lagezentrum in der Agentur für Bevölkerungsschutz an der Drususallee in Bozen besetzt, via Videokonferenz war der staatliche Zivilschutz aus Rom dazugeschaltet, der in die Vorbereitungsarbeiten mit einbezogen war, wie auch das Stromversorgungsunternehmen Alperia Greenpower, die betroffenen Gemeinden und der Landesverband der Freiwilligen Feuerwehren. Über Mitglieder der Feuerwehren, Mitarbeiter der Forstinspektorate und der Forststationen sowie der Wildbachverbauung wurde überprüft, wo und wann die Test-Nachricht einging.
Heute ab 12.00 Uhr wurden in anderen Regionen Italiens verschiedene Szenarien beübt: zuerst in Kampanien, gefolgt von Südtirol, anschließend Basilikata und Friaul- Julisch Venetien.
“Dieses moderne Alarmierungssystem”, unterstreicht der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz, Klaus Unterweger, “ist ein zusätzliches Instrument dafür, die Bürgerinnen und Bürger sowie die Touristinnen und Touristen im Katastrophenfall auf einem Alltagsgegenstand zu erreichen, den sie ständig bei sich tragen”.
Kein Anruf mit Fragen zum Test in der Landesnotrufzentrale
In der Landesnotrufzentrale ging heute kein Anruf mit Fragen zur Testnachricht ein, was darauf schließen lässt, dass die Bevölkerung im Vorfeld ausreichend informiert worden war.
Mit der Testnachricht wurde ein Fragebogen auf Deutsch oder Italienisch mitgeschickt, der sich auch auf der Homepage www.it-alert.it findet. Wer ihn ausfüllt, trägt dazu bei, das System in Zukunft zu verbessern. Der Fragebogen ist anonym, der Zeitaufwand, um ihn auszufüllen, wird auf drei Minuten geschätzt.
Modernstes Alarmierungssystem mit Cell-Broadcast-Technologie
IT-alert gilt als das modernste Alarmierungssystem und befindet sich derzeit in der Testphase. Die Auslösung von IT-alert erfolgt zunächst nur zentral und ist auf bestimmte Ereignisse beschränkt, wie heute ein Bruch eines großen Staudammes, eine durch Erdbeben ausgelöste Flutwelle, nukleare Unfälle oder Störfälle in Industrieanlagen. IT steht dabei für Italien, Alert heißt Warnung. Diese Push-Nachricht erhalten alle empfangsbereiten Mobiltelefone.
IT-alert-Nachrichten basieren auf der Cell-Broadcast-Technologie, einer einseitigen Kommunikationsart für kurze Textnachrichten, die in den Mobiltelefonnetzen zur Verfügung steht. Wenn die IT-alert-Benachrichtigung auf dem Gerät eintrifft, werden alle anderen Funktionen des Mobiltelefons vorübergehend blockiert. Um das Gerät wieder normal nutzen zu können, muss auf die Benachrichtigung getippt werden, um den Empfang zu bestätigen. Behörden, die Menschen im Katastrophenfall warnen wollen, brauchen keine persönlichen Daten von Handybesitzern, keine Telefonnummer, keinen Standort. Die zuständigen Institutionen warnen anonym alle, die in diesem Moment in einem Gefahrenbereich sind – heute erfolgte dies in einer Simulation.