EU-Kommissionspräsidentin zu Besuch in betroffenen Gebieten

Slowenien erhält 400 Millionen Euro aus EU-Solidaritätsfonds

Mittwoch, 09. August 2023 | 16:45 Uhr

Von: apa

Slowenien kann beim Wiederaufbau nach den katastrophalen Überschwemmungen mit finanzieller Unterstützung aus der EU rechnen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die am Mittwoch betroffene Gebiete besuchte, kündigte ein EU-Hilfspaket für das Land an. Unter anderem wird Slowenien 400 Millionen Euro aus dem Solidaritätsfond erhalten, wovon 100 Millionen Euro heuer und der Rest im nächsten Jahr zur Verfügung gestellt werden, hieß es.

“Slowenien kann auf die EU zählen”, sagte von der Leyen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem slowenischen Regierungschef Robert Golob in Ljubljana. Zuvor überflog sie im Hubschrauber die betroffenen Gebiete in Zentral- und Nordslowenien und besuchte die stark beschädigte Stadt Črna na Koroškem. Es sei “herzzerreißend” die Verwüstung gesehen zu haben, sagte von der Leyen nach dem Besuch. “Es war aber auch herzergreifend die riesige Solidarität der Menschen, ihre Zuversicht und Mut zu sehen”, fügte sie hinzu.

Die Mittel aus dem EU-Solidaritätsfonds sind nur ein Teil der finanziellen Unterstützung, auf die Slowenien zurückgreifen können wird. Weitere 2,7 Milliarden Euro stehen im Wiederaufbaufonds “Next Generation EU” zur Verfügung, die das Land noch nicht in Anspruch genommen hat. Die EU-Kommission wird laut von der Leyen zusammen mit slowenischen Behörden eine Taskforce aufstellen, um rechtzeitig die Mittel beantragen zu können. Außerdem wird Slowenien die bereits genehmigten Kohäsionsmittel in der Höhe von 3,3 Milliarden Euro für Aufbauzwecke umprogrammieren können, hieß es. Die Kommissionschefin betonte, dass die Kommission generell “maximale Flexibilität” zeigen werde.

“Wir haben ein gutes Paket an sofortiger, mittelfristiger und langfristiger Unterstützung für den Wiederaufbau und die Erholung von den Schäden in Slowenien”, sagte von der Leyen. Sie wies darauf hin, dass die Zeit drängt und Slowenien so schnell wie möglich eine vorläufige Schadensbewertung vorlegen muss.

Sloweniens Premier kündigte indes an, dass die Regierung einen Sonderfonds errichten wird, der alle Gelder für den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe verwalten wird. Slowenien wolle demnächst eine erste Tranche von 300 Millionen Euro aus dem eigenen Budget in den Fonds beisteuern, so Golob. “Wir wollen die Mittel für den Wiederaufbau schnell und zielgerichtet einsetzen”, sagte er. Der Schaden nach der Umweltkatastrophe wird auf mehrere Milliarden Euro eingeschätzt.

In dem am stärksten betroffenen Gebieten, wo die Aufräumarbeiten auch mit Hilfe der internationalen Einsatzkräfte auf Hochtouren laufen, kommen schon die ersten dringend benötigten Behelfsbrücken an. In die Kleinstadt Mežica, wo der Fluss Meža sämtliche Brücken beschädigt oder zerstört hat, wurde am Mittwoch die erste modulare Brücke geliefert worden, die von den slowenischen Armee aufgestellt wird, berichtete die Nachrichtenagentur STA.

Dies ist die erste modulare Brücke in der nördlichen Region Koroška. Eine weitere soll in den nächsten Tagen von deutschen Experten in der benachbarten Gemeinde Prevalje aufgestellt werden. Seit Dienstagabend gibt es bereits eine provisorische Lösung, mit der eine Verbindung zu den bis dahin abgeschnittenen Dörfern hergestellt wurde. Ein lokaler Unternehmer, der Stahlkonstruktionen herstellt, hat laut Medienberichten mit seinem Team binnen eines Tages eine neue 22 Meter lange Fußgängerbrücke errichtet. Slowenien hat über die Hilfsmechanismen die EU und NATO um 40 modulare Brücken ersucht.

Seit Mittwoch operieren von Klagenfurt aus zwei Hubschrauber des österreichischen Bundesheeres in Slowenien. Sie führen in Abstimmung mit der Krisenkoordination der slowenischen Streitkräfte Erkundungsflüge in der besonders stark vom Unwetter betroffenen Region Dravograd-Mežica-Črna na Koroškem durch. Außerdem sollen dringend benötigte Güter wie Lebensmittel, Medikamente und Trinkwasser in abgeschnittene Ortschaften geflogen werden, teilte das Verteidigungsministerium in Wien mit.

Papst Franziskus betete indes für die Opfer der Naturkatastrophen in Slowenien und Georgien. “In den vergangenen Tagen haben sich in Slowenien und Georgien dramatische Naturereignisse ereignet, die Tod und materielle Zerstörung verursacht haben. Ich bete für die Opfer und bekunde meine geistliche Nähe zu ihren Familien und zu allen, die unter diesen Katastrophen leiden. Ich danke allen, die ihnen Hilfe angeboten haben”, sagte der Papst am Mittwoch.