Von: mk
Bozen – In diesen Wochen werden wieder zahlreiche Rehkitze geboren – gesetzt, wie es in der Weidmannssprache heißt. Bauern, aber auch Wanderer sollten nun besonders vorsichtig sein.
Die Geburtsphase dauert beim Rehwild etwa vier bis fünf Stunden, wobei die Kitze in der Regel mit Kopfendlage geboren werden.
Nach dem Setzen werden die Jungen sofort von der Muttergeiß trocken geleckt. Anschließend säubert sie den Setzplatz sorgfältig. Nachgeburt und Eihäute werden von ihr verzehrt, damit Raubfeinde die Kitze nicht finden.
Kurz nach der Geburt besteht bei dem Kitz bereits die Nachfolgereaktion, die in der ersten Lebenswoche durch bewegende Körper ausgelöst werden kann. Es kann also vorkommen, dass ein Kitz einem Wanderer, der sich nähert und es bestaunt, bei seinem Weggang folgt. Dies bedeutet aber nicht, dass die Mutter ihr Kitz nicht angenommen hätte.
Rehgeiße lassen ihre Jungen oft an Orten zurück, die sie für sicher halten. Erst im Alter von zwei Wochen folgen die Kitze nur noch ihrer Mutter, oder, wenn sie lange allein gelassen werden, anderen Rehen. Das richtige Fluchtverhalten der Kitze tritt erst im Alter von drei bis vier Wochen ein.
Wie der Südtiroler Jagdverband erklärt, sollte man Rehkitze nie mit bloßen Händen anfassen. Handschuhe oder dicke Grasbüschel verhindern, dass sich der menschliche Geruch auf das Kitz überträgt und sie von der Mutter abgelehnt werden.
Weil Rehgeiße ihre Jungen in den ersten Wochen im hohen Gras ablegen und sie nur zum Säugen aufsuchen, sollten auch Bauern bei Mäharbeiten besondere Vorsicht walten lassen. Das Kitz hat in dieser Zeit keinen Fluchtinstinkt. Bei Gefahr drückt es sich nur fest auf den Boden und hofft auf gute Tarnung. Dieses Verhalten wird den Kitzen zum Verhängnis, wenn die Mähmaschinen anrücken, denn vielerorts fällt die Setzzeit mit der ersten Mahd der Wiesen zusammen.
Viele Landwirte und Jäger setzen sich seit Jahren gemeinsam für die Rettung der Kitze ein. Im Jahr 2023 führten 92 Südtiroler Jagdreviere Kitzrettungsaktionen durch. In enger Zusammenarbeit mit den Landwirten konnten in 8.000 ehrenamtlichen Stunden über 1.800 Rehkitze und vor dem Mähtod gerettet werden.
Für die Kitzrettung kommen viele verschiedene Maßnahmen zum Einsatz. Manche sind einfach umsetzbar, andere setzen auf spezialisierte Technik und benötigen etwas fachmännisches Geschick. Am Tag vor der Mahd werden Maßnahmen zur Vergrämung der Rehgais und ihrer Kitze gesetzt. Am Tag der Mahd geht es darum, Kitze aktiv aus den Wiesen zu retten. Auch eine wildtierfreundliche Mähmethode kann unnötiges Tierleid vermeiden. Die beste Wirkung erzielt man durch die Kombination verschiedener Maßnahmen.
Auch Drohnen mit Wärmebildkameras werden immer häufiger zur Rettung von Rehkitzen eingesetzt.