Von: mk
Trient – Die Finanzpolizei von Trient hat am Dienstagvormittag in Zusammenarbeit mit dem Zentraler Ermittlungsdienst gegen die organisierte Kriminalität SCICO und weiteren Einheiten 2,8 Millionen Euro beschlagnahmt. Unterstützung erhielten die Ermittler von Eurojust, der Agentur der Europäischen Union für justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen. In ganz Italien fanden Wohnungsdurchsuchungen statt. Außerdem wurden Unterlagen sichergestellt.
Die Beschlagnahmen gingen im Trentino, in den Provinzen Varese und Brescia sowie auf Ibiza in Spanien über die Bühne. Die Ermittlungen, die im Zuge einer Operation zur Bekämpfung des internationalen Drogenhandels im Jahr 2024 ihren Ursprung fanden, haben mutmaßlich einen internationalen Steuerbetrug durch eine kriminelle Vereinigung aufgedeckt.
Ermittelt wird gegen vier Verdächtigte, die Unternehmen mit formalem Sitz in Spanien und Österreich leiteten. Der tatsächliche Verwaltungssitz soll sich aber in Desenzano am Gardasee befunden haben. Dort spielte sich auch die Hauptaktivität ab. Geschäftsfeld der Unternehmen war die Vermietung von Luxusfahrzeugen.
Über ein ausgeklügeltes System soll systematisch die Mehrwertsteuer hinterzogen worden sein: Eine Gesellschaft in der Provinz Varese vermietete hochwertige Fahrzeuge an drei formal im Ausland ansässige, aber tatsächlich in Italien operierende Unternehmen. Diese stellten für den Fahrzeugverleih wiederum Rechnungen an Kunden im Trentino und in anderen italienischen Regionen aus. Da alle Beteiligten offiziell in der EU ansässig waren, konnten die Leistungen im Rahmen des innergemeinschaftlichen Warenverkehrs ohne Mehrwertsteuer verrechnet werden.
Auf diese Weise ersparte sich die Organisation nicht nur unrechtmäßig Steuern, da die steuerpflichtigen Umsätze der im Ausland ansässigen Unternehmen in Italien nicht erfasst wurden. Die Verantwortlichen konnten die Luxusfahrzeuge außerdem auf dem italienischen Markt zu günstigeren Preisen anbieten.
Die Ermittlungen der Finanzpolizei, die von der Staatsanwaltschaft Trentino in Zusammenarbeit mit internationalen Behörden geleitet wurden, ergaben, dass die beteiligten Unternehmen in den Jahren 2021 und 2022 die Mehrwertsteuer in Höhe von über 2,3 Millionen Euro hinterzogen haben.
Ein Teil der illegalen Gewinne – über 450.000 Euro -, die nach Spanien flossen, soll für den Kauf von hochwertigen Immobilien in Desenzano am Gardasee oder für Kapitalerhöhungen einer lombardischen Gesellschaft verwendet worden sein. Dies würde den Tatbestand der Geldwäsche erfüllen.
Darüber hinaus werden drei Personen – zwei Albaner und ein Italiener -, die in Südtirol in der Gastronomie, im Uhrenhandel, in der Vermietung von Wohnungen und in der Vermietung von Fahrzeugen tätig waren, der Hehlerei verdächtigt. Sie sollen gestohlene Luxusuhren erworben haben.
Insgesamt wird gegen elf Personen ermittelt, die – unter Vorbehalt der Unschuldsvermutung – verschiedener Straftaten wie Steuerbetrug, Hehlerei und Geldwäsche verdächtigt werden.
Im Trentino sowie in den Provinzen Turin, Mailand, Varese, Brescia, Verona, Padua, Venedig, Rom, Neapel und in Südtirol haben die Ermittler über 30 Durchsuchungen bei den Kunden der Beschuldigten durchgeführt, um weitere Beweismittel zu sichern.
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