Forum Prävention pocht auf Qualitätsstandards

Streetworker ist nicht gleich Streetworker

Mittwoch, 06. Dezember 2023 | 16:36 Uhr

Von: mk

Bozen – Welche Rolle können ehemals Betroffene in der Präventionsarbeit von Jugendgewalt und Drogen einnehmen? Das Forum Prävention hat einen Leitfaden ausgearbeitet, der Gemeinden, Schulen und Bildungsanbieter bei der Referenten-Auswahl unterstützt.

Informationen und Wissen zu vermitteln, ist ein wichtiges Arbeitsfeld der Prävention. Als Methode dienen u.a. Vorträge und Seminare für Eltern, pädagogische Fachpersonen und politisch Verantwortliche. Insbesondere auf Gemeindeebene werden viele Veranstaltungen durchgeführt. Diese sind ein sinnvoller Beitrag. Auf einige Eckpunkte ist jedoch zu achten, wie das Forum Prävention empfiehlt.

Wichtig sei es, dass auch in diesem Bereich Qualitätsstandards eingehalten werden. Menschen, die Veranstaltungen besuchen, sollten sich darauf verlassen können, dass die Organisatorinnen und Organisatoren einige Richtlinien berücksichtigen.

Die vermittelten Informationen müssen auf einer wissenschaftlichen Basis beruhen und den aktuellen Erkenntnissen entsprechen. Die Referentinnen und Referenten der Bildungsangebote sollten erfahrenes Fachpersonal sein sowie Referenzen und eine akademische Ausbildung haben.

Kritisch zu bewerten seien u.a. Angebote von ehemals Betroffenen ohne Ausbildung, selbsternannten Sozialarbeitern, Streetworkern sowie von Sekten und dubiosen Organisationen.

Projekte und Einzelinitiativen, die ausschließlich auf der Arbeit von ehemaligen Abhängigen und Selbstbetroffenen aufbauen sowie stationäre Therapieangebote, die nicht Teil eines netzwerkübergreifenden und umfassenden Behandlungsprogrammes sind, hätten sich laut wissenschaftlicher Forschung als potenziell ineffektiv oder sogar schädlich erwiesen.

„Einzelpersonen, auch Fachreferenten und -referentinnen, haben im Vergleich zu einem interdisziplinären und fachübergreifenden Kompetenzzentrum in der Regel weniger Ressourcen im Bereich Vernetzung und Weiterleitung aufzuweisen“, so das Forum Prävention.

Kritisch steht das Forum auch Angeboten gegenüber, die mit Geschäftsinteressen verbunden sind, die über den Verkauf eines selbstverfassten Buches hinausgehen. Konkret geht es beispielsweise um die Vermittlung von privaten psychosozialen Betreuungsangeboten, Camps oder Therapiegemeinschaften, die von Betroffenen oder ihren Angehörigen selbst bezahlt werden müssen. Die Kosten für solche Angebote, summieren sich häufig auf einige 1.000 Euro.

„Ziel von Bildungsangeboten sollte es sein, die Gesundheit und Sicherheit von Menschen zu fördern, ihr Wissen zu erhöhen und sie dabei zu unterstützen, ihre Kompetenzen, Talente und Potentiale zu entfalten. Veranstaltungen, die hauptsächlich Angst und Schrecken verbreiten sowie die Ohnmacht der Teilnehmenden steigern, sind letztlich kontraproduktiv“, erklärt das Forum Prävention.

Bei komplexeren Problematiken auf Gemeindeebene würden reine Bildungsangebote vor Ort wahrscheinlich nicht für eine Lösungsfindung ausreichen. „Dafür gibt es beispielsweise gemeindeorientierte Präventionsprojekte, die vor Ort partizipativ und wissenschaftlich begleitet, entwickelt werden können“, so das Forum Prävention.

Weitere Informationen zum Thema gibt es unter www.forum-p.it

Bezirk: Bozen