Anreiz statt Zwang – ein Kommentar

Strohfeuer oder echter Aufschwung?

Donnerstag, 11. April 2024 | 01:41 Uhr

Von: ka

Bozen/Rom/Berlin – Die Nachricht der Berliner Zeitung, dass Italien wirtschaftlich Deutschland den Rang ablaufen könnte, ließ auch die Südtiroler aufhorchen.

Dass Giorgia Melonis Italien konstant wächst, während das Deutschland der Sozen und Grünen stagniert, lässt bereits ein flüchtiger Blick auf die nackten Zahlen erkennen. Schade nur, dass ein Gutteil des italienischen Wachstums Steuergeschenken wie dem auch in Südtirol viel geliebten „Superbonus“ zu verdanken ist. Kritiker meinen daher, dass der wirtschaftliche Erfolg des Stiefelstaats, den sich die italienische Regierung auf die eigene Fahne schreibt, wenig mehr als ein Strohfeuer ist.

APA/APA/AFP/JOHN MACDOUGALL

Gleichzeitig ist aber auch zu bedenken, dass im Gegensatz zu den wackligen Regierungen früherer Zeiten allein schon Melonis breite Parlamentsmehrheit für jene Stabilität sorgt, die für ein prosperierendes Italien notwendig ist. Die Italiener danken es ihr mit hohen Zustimmungswerten. Kennzahlen wie die Arbeitslosenquote oder das BIP pro Kopf zeigen zwar, dass von einem „Überholmanöver“ keine Rede sein kann und Deutschland noch immer weit vor Italien liegt, aber bei näherer Betrachtung fällt auf, dass Italien zwar ärmer als Deutschland sein mag, die italienischen Familien aber „reicher“ als die deutschen sind.

lpa – Symbolbild

Dafür sorgt vor allem die hohe italienische Wohneigentumsquote. Während fast drei von vier Italienern die eigenen vier Wände ihr Eigen nennen können, wohnt mehr als die Hälfte der Deutschen zur Miete, wobei wir wieder beim „Superbonus“ wären. Wer sein Heim besitzt, spricht eher auf steuerliche Anreize an, seine Wohnung oder sein Haus zu modernisieren. Kritiker Italiens mögen zwar die Nase rümpfen, aber alte Häuser, die dank Dämmung nun sparsamer zu beheizen sind, sind ein nachhaltiger Gewinn für das Land.

lpa

Letztendlich macht der Ton die Musik. Während Deutschlands Industrie und Bevölkerung unter dem voreilig vorangetriebenen Energiewandel leiden, sanieren die Italiener fast kostenlos ihre Häuser, was sowohl ihren Taschen als auch der Umwelt nützt.

Italien läuft Deutschland nicht den Rang ab. Was Deutschland fehlt, ist die positive Massage, die die Menschen mitzunehmen vermag. Anstatt mit Anreizen für bessere Stimmung zu sorgen, werden die unter einer stark ausgeprägten sozialen Ungleichheit leidenden Deutschen mit Zwängen malträtiert. Der „Superbonus“ hingegen mag kostspielig gewesen sein, nimmt die Menschen aber mit in eine bessere Zukunft.

Bezirk: Bozen