Von: luk
Bozen – Gibt es einen Zusammenhang zwischen Impfstatus und Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation bei Covid-Patientinnen und -Patienten? Das ist eine der Fragen, der die Epidemiologische Überwachungseinheit des Südtiroler Sanitätsbetriebes in einer Studie nachgegangen ist. Die ersten Ergebnisse sind nun da.
Laut dem Gesundheitsbetrieb hat die Epidemiologische Überwachungseinheit im Winter 2021/22 in Zusammenarbeit mit der Universität von Modena und Reggio Emilia eine Studie über die Delta/Omicron-Variante durchgeführt. Die Idee zu dieser Studie ging von einigen Ärzten der Epidemiologischen Überwachungseinheit aus. Ziel war es, sowohl die Ausbreitungsdynamik des Virus als auch die Wirksamkeit der Coronaschutzimpfung in Südtirol zu untersuchen.
Der Winter 2021/22 war eine besondere Pandemiephase in Südtirol, die gekennzeichnet war durch die geringste Durchimpfungsrate in ganz Italien, aber gleichzeitig konnte das Land mit der am weitesten fortgeschrittene Booster-Impfkampagne aufwarten. Die Inzidenz lag allerdings über dem italienischen Durchschnitt und wurde durch die Verbreitung der neuen Omicron-Variante noch einmal befeuert. Dazu kam, dass es der erste Corona-Winter ohne verhängte Restriktionen und erneut anschwellenden Touristenströmen war.
Zwei Fragen stellten die Forscher und Forscherinnen ins Zentrum der Studie:
Kann der zur Verfügung stehende Impfstoff auch in einer Übergangsphase schwerwiegende Folgen von COVID-19 verhindern?
und
Gibt es in Südtirol einen Zusammenhang zwischen epidemiologischen Indikatoren und geo-sozio-kulturellen Merkmalen?
Zur Beantwortung der ersten Frage wurde eine zufällige Stichprobe aus einer Grundgesamtheit von 93.642 in Südtirol ansässigen Personen genommen, deren Impfstatus und deren Verlauf des Klinikaufenthalts bekannt war.
Um die zweite Frage beantworten zu können, wurde eine Stichprobe aus aggregierten Daten aus allen 20 Südtiroler Gesundheitssprengel gezogen und mit den vorhandenen geo-sozialen Informationen verknüpft.
Die ersten Ergebnisse der Studie, die nun zur Verfügung stehen, sprechen laut dem Gesundheitsbetrieb eine klare Sprache: “Die Wirksamkeit der Erstimpfung betrug 61 Prozent bezogen auf die Verhinderung von Krankenhausaufenthalten, 84 Prozent bei der Verhinderung von Aufenthalten auf der Intensivstation sowie 59 Prozent bei der Verhinderung von Todesfällen infolge einer Covid-Infektion. Die Wirksamkeit der Auffrischungsimpfung bei der Verhinderung von Krankenhausaufenthalten lag laut Studie sogar bei 67 Prozent, bei der Verhinderung von Aufenthalten auf der Intensivstation bei 69 Prozent und ganze 79 Prozent bei der Verhinderung von Todesfällen.”
Die Daten zeigen laut dem Sanitätsbetrieb auch, dass die Wahrscheinlichkeit, länger auf der Intensivstation verweilen zu müssen, bei Nichtgeimpften signifikant höher war als bei Geimpften. “Nichtgeimpfte mussten im Durchschnitt neun Tage länger auf der Intensivstation behandelt werden als Personen, die den ersten Impfzyklus bereits abgeschlossen hatten. Die vorläufigen Studienergebnisse weisen darauf hin, dass die Durchimpfungsrate die Inzidenz verringert. Vor allem dort, wo es intensiven Tourismus, größere Familien und weniger geimpfte Personen gibt. Am stärksten betroffen waren die Gesundheitssprengel in der Peripherie, wo es weniger Impfungen, mehr Corona-Fälle und weniger Zugänge zu den normalen Krankenstationen gab. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass die ladinischen Gesundheitssprengel zwar die höchste Inzidenz aber die niedrigste Hospitalisierungsrate aufwiesen.”
„Die ersten Ergebnisse der Studie lässt eine klare Schlussfolgerungen zu“, meint Catalina Doina Cristofor, Leiterin der Epidemiologische Überwachungseinheit des Südtiroler Sanitätsbetriebes und eine der Hauptverantwortlichen der Studie: „Die Coronaschutzimpfung hat gewirkt. Jetzt sind wir gespannt, welche weiteren Ergebnisse wir noch erhalten werden, denn die Auswertung der Studie ist noch nicht abgeschlossen.“