Bahngleis7 seit einem Jahr „mobil“ - junge Crack-Raucher im Fokus

„Suchtkranke betreuen, nicht bestrafen“

Montag, 03. Juni 2024 | 11:30 Uhr

Von: mk

Bozen – Seit einem Jahr ist die „mobile Einheit“ des Caritas-Dienstes Bahngleis7 (B7) einmal in der Woche am Bozner Verdiplatz anzutreffen. „Wir sind für die Menschen da, die Drogen konsumieren, und informieren sie über die Risiken, arbeiten gleichzeitig aber auch gegen ihre Ausgrenzung. Denn Abhängigkeit ist eine Krankheit und muss als solche behandelt werden“, erklärt Patrizia Federer, die Leiterin von B7, das die Caritas im Auftrag des Betriebes für Sozialdienste der Stadt Bozen führt.

Einmal pro Woche fährt die „mobile Einheit“ von B7 mit ihrem Camper auf den Verdiplatz zwischen Stadttheater und Kapuzinerpark. Das Fahrzeug ist ausgestattet mit geschultem Personal, Informations- und Präventionsmaterial, um Infektionen und Überdosierungen zu vermeiden. „Wir arbeiten für und mit Menschen, die Drogen konsumieren, um ihr Leben und ihre Gesundheit zu sichern; dazu gehört auch das Angebot von Ausstiegshilfen“, erzählt Patrizia Federer, die Leiterin der niederschwelligen Tagesstätte Bahngleis7, die ihren Sitz am Bozner Boden hat.  „Unser Ziel ist es, vor allem jugendliche Konsumenten und Konsumentinnen zu erreichen. In der Regel handelt es sich dabei um Jugendliche, die vorwiegend Kokain in Form von Crack rauchen – eine Substanz, die stark abhängig macht und sehr gefährlich ist.“

Caritas

46 Mal war der Camper in der Bozner Innenstadt in diesem ersten Jahr im Einsatz. „Wir hatten dabei 207 Kontakte mit insgesamt 81 Personen, von denen wir bei B7 bisher nur mit etwa der Hälfte zu tun hatten. Die meisten, die zum Camper gekommen sind, sind unter 40 Jahre alt (knapp 62 Prozent) und es waren vor allem Männer (69). Außerdem haben wir 3.210 gebrauchte Spritzen entgegengenommen und ordnungsgemäß entsorgt sowie 2.888 sterile Spritzen ausgegeben“, sagt Federer. Das zeige, dass der Dienst sowohl der Reduzierung der Risiken für die Konsumenten diene als auch dem Schutz der öffentlichen Gesundheit.

„Unser Konzept ist ein niederschwelliger Dienst, um auch denjenigen den Zugang zu erleichtern, die sich sonst nicht trauen würden zu kommen, da sie bereits Stigmatisierung und Ausgrenzung erfahren haben“, sagt Federer. Menschen mit Drogenabhängigkeit brauchen medizinische, pharmakologische, emotionale und therapeutische Unterstützung – man muss sie behandeln statt bestrafen. Werden Drogenkranke und Konsumenten kriminalisiert, erschwert das ihren Zugang zu Hilfsdiensten und führt in Folge zu einer Verschlechterung ihrer individuellen, aber auch der gesamtgesellschaftlichen Situation“, schließt Federer.

Daten zu 1 Jahr „mobile Einheit B7“:

·  46 Einsätze

·  207 Kontakte mit 81 Personen (69 Männer und 12 Frauen), davon sind 34 Personen unter 30 Jahre alt

·  50 Personen sind neue Nutzer, die die Tagesstätte Bahngleis7 am Bozner Boden noch nie besucht haben

·  3.210 gebrauchte Spritzen wurden eingesammelt und 2.888 sterile Spritzen über das Spritzentauschprogramm ausgegeben (Rücklaufquote von 111 Prozent)

·  584 Wasserflaschen und 206 Blätter Alufolie verteilt

·  Am häufigsten konsumierte Substanzen: Kokain, THC, Heroin, Alkohol

·  Sensibilisierung von 48 Bürgerinnen und Bürgern, die Informationen eingeholt haben

Bezirk: Bozen

Kommentare

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10 Kommentare auf "„Suchtkranke betreuen, nicht bestrafen“"


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user6
user6
Superredner
1 Monat 3 Tage

ich war in mehreren fällen suchtkrank. ich habe mich zusammen gerissen und bin jetzt suchtfrei. deshalb kann ich es auch von anderen verlangen. fangt an opfer zu bringen, auch wenn die schmerzen dabei unerträglich sind. früher oder später seid ihr sie los und endlich frei

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 3 Tage

Verlangen kannst du GAR NICHTS denn nur weil du es geschafft hast müssen das andere nicht. Jeder ist anders! Auch hast du dann nicht viel verstanden! Toll das du raus bist, mehr aber auch nicht!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 3 Tage

Sucht Kranke muss man nicht über ihre Risiken aufklären, sie kennen sie!
Helfen und nicht Ausgrenzung oder Bestrafung ist allerdings höchstes Ziel!
Die Gesellschaft bestraft in dem Fall kranke Menschen und kriminalisiert sie.
Ihnen dann wie üblich die Drogen zu entziehen ist kontraproduktiv, denn sue werdn IMMER und AUSNAHMSLOS einen Weg finden!
Der Staat bestraft Süchtige im Grunde doppelt! Indem er sie kriminalisiert, damit bestraft und dem Einzug der Drogen, den ein grosser Teil der Kranken ohnehin nicht einhalten kann.

traktor
traktor
Kinig
1 Monat 3 Tage

n.g.
also würdest du einen alkofahrer nicht bestrafen und kriminalisieren, da er ja krank ist?

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 3 Tage

@traktor Ist ein Fahrer unter Alkohol ein Alkoholiker? Du weißt das sind zwei paar Schuhe? Grins

thomas
thomas
Kinig
1 Monat 3 Tage

Der Ansatz und die Stossrichtung stimmen. Beispielhaft!

gogogirl
gogogirl
Superredner
1 Monat 3 Tage

Warum betreuen? Die wissen genau was auf sie zukommt

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 3 Tage

Also würdest du sie einfach in ihrem Dreck liegen lassen?
Vorbildlich, sag ich da nur!

DrBoazner
DrBoazner
Grünschnabel
1 Monat 3 Tage

Net amol so viele hett mir mear gedenkt

Nera
Nera
Tratscher
1 Monat 3 Tage

Ich hatte einen mehrfach drogenabhängigen Bruder.
Helfen? Ja wie denn?
Wir waren alle bei der Suchtberatung
Er wußt ganz genau was er tut.
Da hilft kein Reden, Beratung……
Erst wenn Drogenabhängige selbst Hilfe suchen,kann man vielleicht unterstützen.
Mein Bruder ging dann in ein Methadonprogramm.
Dann Beigebrauch. 
Mit 33 Jahren dann verstorben

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