Von: luk
Bozen – Bei der Pandemiebekämpfung in Südtirol sind derzeit die Mutanten das zentrale Thema. Vor allem die Südfafrika-Variante des Virus bereitet den Entscheidungsträgern Sorgen.
Nachdem in mehreren Gemeinden im Burggrafenamt sowie in Mals im Vinschgau die Mutante nachgewiesen worden war, hat die Landesregierung für jene Gebiete einen strengen Lockdown verhängt. Neben weiterreichenden Schließungen gilt auch eine Testpflicht beim Verlassen und Betreten der Gemeinde. Der Ansturm auf die Testzentren am Wochenende war groß. Über 6.200 Menschen haben sich schon testen lassen und dabei wurden auch schon mehr als 30 Positive herausgefischt. Das Testen geht weiter, denn der Test darf nicht älter als drei Tage sein.
Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, sind aber noch Hunderte Sequenzierungen ausständig. In der Landesregierung und im Sanitätsbetrieb geht man daher davon aus, dass noch in weiteren Südtiroler Gemeinden die südafrikanische Variante gefunden wird. Dann werde man nach Möglichkeit auch diese Gemeinden dem strengen Lockdown-Regime unterwerfen, erklärt Gesundheitslandesrat Thomas Widmann. Stellt man aber fest, dass sich die Mutante bereits diffus ausbreitet und nicht mehr nur in wenigen Gemeinden zu finden ist, ist offenbar ein strenger Lockdown für ganz Südtirol im Gespräch.
Doch warum geht diese Angst vor der Südafrika-Mutation? Sie gilt zum einen als ansteckender, andererseits handelt es sich um eine sogenannte Flucht-Mutante. Das bedeutet, dass das Virus sich so verändert hat, dass es schon gebildete Antikörper gegen die ursprüngliche Variante “abschütteln” kann. Somit könnten auch Neuinfektionen denkbar sein. Auch der Schutz gegen das Virus durch eine Impfung wird dadurch verringert. Experten gehen aber davon aus, dass ein schwerer Verlauf dennoch nahezu immer verhindert werden kann.
Da das Gesundheitssystem in Südtirol ohnehin schon am Anschlag arbeitet, könnte die Verbreitung der Mutation zu einer Verschärfung der Lage auf den Intensivstationen führen. Vor diesem Hintergrund sind wohl auch die strengen Maßnahmen der Landesregierung für die betroffenen Gemeinden zu sehen. Neben den bestätigten zwölf Fällen der Südafrika-Variante wurden auch knapp 80 Fälle der britischen Mutation in Südtirol gefunden. In der Landesregierung wird laut der Tageszeitung Alto Adige nun auch darüber diskutiert, ob der aktuelle Lockdown bis zum 7. März verlängert wird. Das Ende wäre eigentlich für den 28. Februar vorgesehen. Hier scheint sich die Landesregierung aber noch nicht einig zu sein.
Eine gute Nachricht gibt es allerdings auch: Der Lockdown zeigt seine Wirkung. Seit Tagen sind die Zahlen der Neuinfektionen rückläufig – wenn auch nur langsam.
Indes wird auch der Südtiroler Immunologe Bernd Gänsbacher in dem Bericht zitiert. Er spricht sich gegen eine Lockdown-Verlängerung und für die schrittweise Öffnung der Wirtschaft und der Schulen aus. Die AHA-Regeln müssten natürlich penibel eingehalten werden.
STF: “Gemeinde-Sperren sofort beenden”
Die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit übt indes Kritik an der Absperrung von Gemeinden. “Die Entscheidung der Landesregierung, weitere Gemeinden wegen der südafrikanischen Corona-Mutation abzuriegeln, ist völlig nutzlos und kommt viel zu spät. Die Bevölkerung wird dadurch lediglich schikaniert und ganze Bezirke ins Chaos gestürzt. Die Landesregierung hat vollständig die Kontrolle verloren und trifft völlig falsche Entscheidungen. Aktuell kam heute die Mitteilung, dass Landeshauptmann Kompatscher bereits die Sperrung von ganz Südtirol plant. Die Fehler, die jetzt gemacht werden, haben verheerende Folgen für das Gesundheitswesen, die Bürger und die Wirtschaft in Südtirol. Dieses Chaos muss sofort beendet werden.” In einer gemeinsamen Pressekonferenz fordern die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit sowie die Bezirksobleute und Gemeinderäte der betroffenen „Mutations-Gebiete“ eine sofortige Aufhebung der Sperren.