Von: mk
Bozen – Wer glaubt, dass in Südtirol Migranten am meisten Unterstützung erhalten, ist auf dem Holzweg. Neben den Pensionisten zählen immer mehr Geschiedene zu den finanziell Ärmsten bei uns. Dies betont Antonino Deola, der Direktor vom italienischen Onlus-Verein „Banco Alimentare“ im Trentino-Südtrol.
Der Verein „Banco Alimentare“ ist gut organisiert und hat sich das Ziel gesteckt, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken und armen Menschen zu helfen. Wie Landesrätin Martha Stocker und die Direktorin im Landesamt für Kinder- und Jugendschutz und soziale Inklusion, Petra Frei, nach der Verabschiedung des Gesetzes gegen Lebensmittelverschwendung im Landtag betonten, hat der Verein im Jahr 2017 insgesamt 646.831 Kilogramm an Lebensmitteln vor der Tonne gerettet.
Über das Programm „Siticibo“, das Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum abholt, wurden davon 52.059 Kilo an 8.830 Bedürftige über 45 caritative Vereine verteilt, die mit „Banco Alimentare“ eine Konvention abgeschlossen haben.
In der gesamten Region werden rund 20.000 Personen unterstützt. „Obwohl man die Armut nicht sieht, existiert sie auch bei uns“, erklärt Deola. Vor allem Geschiedene drohen oft am Spagat zwischen Miete für die Wohnung und Unterhalt für Ex-Frau und Kinder zu zerbrechen. „Ich kenne einen Bankdirektor in argen Schwierigkeiten“, berichtet Deola.
Die Helfer hätten dabei oft mit einem zweifachen Problem zu kämpfen. Einerseits gelte es, etwas für Bedürftige zu unternehmen, andererseits sollte die Hilfe möglichst „diskret“ angeboten werden. Denn niemand, der eine Mahlzeit geschenkt bekommt, hat Lust, von anderen erkannt zu werden. „Das verstehen wir natürlich“, betont der Direktor.
Probleme gebe es nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch am Land. In Bruneck sind 60 Prozent der Menschen, die an Armut leiden, Südtiroler. In Stern im Gadertal hat „Banco Alimentare“ am ersten Tag der Essensausteilung 18 Familien aus dem Ort unterstützt.
Dank des neuen Gesetzes gegen Lebensmittelverschwendung, das der Landtag am Freitag verabschiedet hat, stehe die freiwilligen Organisationen nun ein besseres gesetzliches Regelwerk zu Verfügung und sie würden logistische Hilfe erhalten.
Die Bröseljägergruppe hat im Jahr 2017 rund 509.000 Kilogramm sogenannte Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum gesammelt. Neben dem Banco Alimentare und Volontarius sind auch der Vinzenzverein, die Stiftung Santo Stefano, die Caritasund La strada – der Weg gemeinsam mit den Lebensmitteltafeln in diesem Bereich aktiv.
Laut einer Studie tragen in 54 Prozent der Fälle die Familien die Schuld an Lebensmittelverschwendung. An zweiter Stelle liegt das Gastgewerbe mit 21 Prozent, gefolgt von der Lebensmittelauslieferung mit 15 Prozent. An vierter Stelle liegt die Landwirtschaft mit acht Prozent.