Südtirols Landschaftsbild geprägt von Land- und Forstwirtschaft

Südtirol – Mehrsprachige Modellregion mit mediterranem Flair

Dienstag, 17. Oktober 2023 | 06:05 Uhr

Von: apa

“Leben, wo andere Urlaub machen” – dieser Spruch trifft auf die autonome Provinz Südtirol vielerorts zu. In der seit 1919 zu Italien gehörende Region südlich des Brenners wird Alpinismus, Tourismus und der Apfel- und Weinbau groß geschrieben. Ein anderes Bild zeigt sich in den Städten: In Bozen wuselt es – mitunter sehr italienisch – und im vom mediterranen Klima geprägten Meran geht es sogar teils mondän zu. Wirtschaftlich steht Südtirol dank seiner Vielseitigkeit gut da.

Das Südtiroler Landschaftsbild wird von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Die Sohlen des Etschtals bis in den oberen Vinschgau und des Eisacktals bis in den Raum Brixen dienen vorwiegend dem Anbau von Äpfeln, es gibt über 7.000 Betriebe. 13 Sorten können markenrechtlich geschützt als “Südtiroler Apfel” vertrieben werden. Über 30 Prozent der Ernte macht die Sorte “Golden Delicious” aus. Bekannt ist Südtirol auch für sein facettenreiches Weinanbaugebiet. Im Jahr 2016 umfasste die gesamte Weinbaufläche 4.653 Hektar. Im Jahr 2020 wurden 286.182 Hektoliter Wein gewonnen – davon 175.101 Hektoliter Weißwein. Viele Südtiroler Lagen sind von relativ milden klimatischen Bedingungen geprägt, welche im Etschtal (Unterland, Überetsch, Bozen, Terlan, Burggrafenamt) bis nach Meran reichen. Der Vinschgau und das Eisacktal sind hingegen etwas rauer.

Tradition spielt in Südtirol eine wichtige Rolle. Viele Südtiroler sind stolz auf ihre Bräuche und fühlen sich auch nach Jahrhunderten noch eng mit ihnen verbunden. Fester Bestandteil der Südtiroler Kultur sind etwa auch religiöse Prozessionen, das traditionelle Schnitzhandwerk, verschiedene Osterbräuche oder aber auch eine weniger über die Grenzen hinaus bekannte Tradition wie das Aufstellen und Bewachen des Kirchtag-Michls, einer Strohpuppe. In Südtirol gibt es zudem wahrscheinlich mindestens so viele unterschiedliche Trachten, wie es Täler gibt. Und: Es gibt auch nicht den einen markanten Südtiroler Dialekt. Er variiert teilweise von Ort zu Ort.

Reich ist Südtirol auch an berühmten Persönlichkeiten, die weit über die Landesgrenzen hinaus ihre Spuren hinterließen. Als weltweit bekanntester lebender Südtiroler ist wohl Bergsteiger-Ikone Reinhold Messner einzustufen, der als erster Mensch alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg. Nicht weniger berühmt war Messners “Gebirgskollege” Luis Trenker. Der 1990 Verstorbene machte auch als Schauspieler, Regisseur, Moderator und Autor international Karriere. Wie Trenker aus St. Ulrich in Gröden stammt eine weitere noch lebende Südtiroler Ikone: Der Musikproduzent und Komponist Giorgio Moroder, der es bis nach Hollywood schaffte und in Los Angeles lebt. Nicht gerade ein Ur-Südtiroler, aber trotzdem mit der autonomen Provinz verbunden, ist Ötzi, der “Mann aus dem Eis”. Er wurde schließlich im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen gefunden und ist in Bozen “aufgebahrt”.

Und auch der als Gesamttiroler Freiheitskämpfer wahrgenommene Andreas Hofer gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Südtirolern aller Zeiten, wurde er doch in St. Leonhard in Passeier geboren. Gänzlich anders gelagert als Hofer, aber auch mit Südtirol verbunden, sind zwei Exportschlager im deutschsprachigen Raum: Die volkstümlichen Evergreens Kastelruther Spatzen sowie der TV-Moderator Markus Lanz, der nahe Bruneck aufgewachsen ist.

Mit Stichtag 31. Dezember 2022 zählte Südtirols Bevölkerung 533.257 Einwohner. 69,4 Prozent der Bevölkerung gehören der deutschen, 26 Prozent der italienischen, 4,5 Prozent der ladinischen Sprachgruppe an. Die zahlenmäßig stärkste Entwicklung erfuhr die italienische Sprachgruppe in der Zeit des Faschismus in den 1920er und 1930er-Jahren, als das Mussolini-Regime versuchte, durch die massive Zuwanderung aus dem Süden den “italienischen Charakter” Südtirols zu unterstreichen. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in Südtirol geringfügig höher als im italienischen Schnitt: Während Männer in Südtirol im Schnitt 80,5 Jahre und Frauen 85 Jahre alt werden, sind es in Italien 79,7 bzw. 84,4 Jahre.

Der Ausländeranteil lag im Jahr 2021 bei 9,7 Prozent. Südtirol wies im Jahr 2019 laut dem Landesinstitut für Statistik ASTAT ein positives Zuwanderungssaldo (plus 1.363 Menschen) auf. Unter Berücksichtigung von Zu- und Abwanderung kamen die meisten Menschen (1.190) aus dem Ausland (ausgenommen Österreich, Schweiz und Deutschland) in die autonome Provinz, den zweitgrößten Anteil machten Personen aus Süditalien und den Inseln (plus 885) aus. Die größte Abwanderung aus Südtirol wurde mit 695 Personen nach Österreich verzeichnet.

Das in weiten Teilen ländliche Südtirol zählt nicht nur zu den wohlhabendsten Regionen Italiens, sondern der gesamten Europäischen Union. Im Jahr 2021 verzeichnete Südtirol ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf von 44.054 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich das BIP um 5,8 Prozent. Laut ASTAT-Schätzung wird sich im Jahr 2023 das BIP um 0,5 Prozent erhöhen, für das Jahr 2024 wird eine Steigerung um einen Prozent erwartet.

Durchaus beeindruckend auch die Zahlen am Arbeitsmarkt in der autonomen Provinz: Wie aus den Daten des Landesinstituts für Statistik ASTAT hervorging, lag die Anzahl der erwerbstätigen Personen im zweiten Quartal 2023 bei 262.039. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote betrug im Jahr 2022 2,3 Prozent, was offiziell der Vollbeschäftigung entspricht. Die Inflation lag im Jahr 2022 in Bozen bei 9,7 Prozent, in Italien waren es 8,1 Prozent.

Etwa drei Viertel der lokalen Wertschöpfung in Südtirol gehen auf den Dienstleistungsbereich zurück – also etwa Tourismus, Handel und Verkehr. Von großer Bedeutung sind darüber hinaus der Bau- und Energiesektor. Das größte Unternehmen im Energiesektor ist die landeseigene Alperia. Wichtige Branchen sind auch die Lebensmittelindustrie (etwa mit dem Süßwarenhersteller Loacker), die Metall- und Holzverarbeitung, die Elektroindustrie sowie der Maschinenbau, etwa mit dem bekannten Sterzinger Seilbahnbauer Leitner.

Bezirk: Bozen