Von: mk
Bozen – Einem wohlhabenden Unternehmer aus Südtirol war es gelungen, die eigene Villa auf Sardinien einem der reichsten russischen Oligarchen zu verkaufen. Doch dann wurde er mit dem Vorwurf konfrontiert, die Mehrwertsteuer in Höhe von drei Millionen hinterzogen zu haben. Nun darf der Südtiroler zwar aufatmen, denn am Mittwoch ist er vor Gericht nach vier Jahren im vollen Umfang frei gesprochen worden. Mit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine könnten die Karten allerdings noch einmal neu gemischt werden.
Der Kauf hat im Jahr 2017 stattgefunden. Damals hat sich noch niemand träumen lassen, dass Kremlchef Wladimir Putin die Ukraine überfallen würde. Mit dem Krieg und den Wirtschaftssanktionen gegen Russland kommt nun ein ganz anderer Aspekt ins Spiel.
Die Villa befindet sich mitten im Grünen in der Provinz Olbia. Bei dem Käufer handelt es sich um niemand geringeren als um Alexei Mordashov, dessen 65 Meter lange Yacht „Lady M.“ in Imperia die Beschlagnahme droht. Laut Forbes handelt es sich um den reichsten Mann Russlands. Sein Vermögen wird auf 29,1 Milliarden Dollar geschätzt.
Das Grundstück des Südtiroler Unternehmers grenzte ausgerechnet an den riesigen Park samt Villa des Oligarchen an. Kennengelernt haben sich die beiden bei einem Gewitter, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige. Der heftige Wind hatte ein paar Bäume entwurzelt, die auf Mordashovs Grundstück fielen.
Der Südtiroler packte die Gelegenheit beim Schopf und wollte seinem „Nachbarn“ ein Verkaufsangebot seiner eigenen Villa unterbreiten. Doch der Oligarch ließ sich nicht auf ein persönliches Treffen herab. Zwei Leibwächter, die bis auf die Zähne bewaffnet waren, haben den Südtiroler bereits am Eingang aufgehalten.
Offenbar muss er aber die Neugierde des Oligarchen doch geweckt haben. Ein paar Tage später meldete sich dieser selbst – weniger um den Südtiroler kennenzulernen, als vielmehr um dessen Villa höchstpersönlich einem Lokalaugenschein zu unterziehen. Dabei ging es ihm vor allem darum, ob man von der Terrasse des Südtirolers seine eigene Villa und mögliche Gäste sieht.
Weil dies tatsächlich der Fall war, wenn auch nur von der Ferne aus, entschloss sich der Oligarch die Villa des Südtirolers um rund 14 Millionen Euro zu erwerben – eine Klacks für den Magnaten. Die gesamte Operation ist dem Fiskus allerdings nicht entgangen. Dieser beanstandete die vermeintliche Hinterziehung der Mehrwertsteuer in Höhe von drei Millionen. Wie sich nun vor Gericht in Bozen herausgestellt hat, ist in Wahrheit der Agentur für Einnahmen ein Fehler in Zusammenhang mit Sanierungsarbeiten unterlaufen. Der Südtiroler Unternehmer wurde in vollem Umfang freigesprochen.
Ob der russische Oligarch nun die beiden Villen samt Grundstücke auf Sardinien behalten darf oder ob auch sie den EU-Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs zum Opfer fallen, steht freilich auf einem anderen Blatt.