Von: luk
Bozen – Ein 66-jähriger Rentner aus Bozen hat für eine fünftägige Tätigkeit in einer Metallfirma 391 Euro verdient – und dadurch seine gesamte Jahresrente in Höhe von über 25.000 Euro verloren. Grund ist eine Regelung aus dem Gesetzesdekret 4/2019 zur “Quota 100”-Frühpension, das jegliche Kombination von Renteneinkommen mit abhängiger Erwerbstätigkeit untersagt.
Harte Konsequenzen durch strenge Gesetzeslage
Der Mann, der nach 39 Beitragsjahren mit der sogenannten “Quote 100” in Rente gegangen war, nahm zwischen 2023 und 2024 einen kurzfristigen Abrufvertrag in einem Unternehmen in Trentino an. Obwohl es sich um eine gelegentliche Tätigkeit ohne feste Verpflichtung handelte, bei der er weniger als 400 Euro insgesamt verdiente, registrierte das italienische Renteninstitut (INPS) die Einnahmen als reguläre Anstellung. Die Folge: Der Rentner musste die gesamte Jahresrente 2023 zurückzahlen. Ein wahrlich harter Schlag.
Sein Anwalt Mauro De Pascalis hält die Maßnahme gegenüber der Zeitung Alto Adige für unverhältnismäßig: „Es wäre angemessen gewesen, nur die Monatsrente oder den verdienten Betrag zurückzufordern. Doch die INPS entschied eigenmächtig, das gesamte Jahreseinkommen zu streichen.“ Er hat Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Weitere Betroffene und Kritik an der Regelung
Der Fall ist beileibe kein Einzelfall: Landesweit müssen zahlreiche Pensionisten ein komplettes Jahr ihrer Rente zurückzahlen, weil sie kurzfristig gearbeitet haben. Ein weiteres Beispiel ist ein Mitarbeiter in einem Weinbaubetrieb, der für 200 Euro Einkommen im Jahr 2022 20.000 Euro Rente verlor.
Die ehemalige Abgeordnete in Rom und INPS-Vizepräsidentin Marialuisa Gnecchi sieht die Schuld beim Gesetzgeber: „Die Regelung war als Anreiz für Neueinstellungen gedacht, erlaubt aber nur gelegentliche Selbstständigkeit bis 5.000 Euro jährlich. Jede abhängige Beschäftigung, auch nur für einen Tag, führt zum Rentenverlust.“ Versuche, das Gesetz zu entschärfen, seien bislang gescheitert.
Betroffene und Experten fordern eine Reform der Regelung, um solch unverhältnismäßige Härtefälle zu vermeiden.
Aktuell sind 32 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen