Von: ka
Bozen – Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als würden die Wölfe, welche mächtigen Appetit auf die heimischen Schafe haben, ein Wahlkampfthema unter vielen anderen sein. Aber nun ist alles anders. Um die Flüchtlinge, die über Monate die Schlagzeilen beherrschten, ist es, seitdem der hemdsärmelige Lega-Chef Salvini in italienischen Häfen keine Rettungsschiffe mehr einlaufen lässt, ruhiger geworden. Selbst die Selbstbestimmung – der ewige Renner deutscher Oppositionsparteien – lockt seit dem Ende des heißen katalanischen Herbsts kaum mehr einen Hund hinter dem Ofen hervor.
Auch der Rest wie hohe Lebenshaltungskosten, Umwelt und Transit rangiert, seit der große, hungrige Räuber die Bühne betrat, unter ferner liefen. Von abgelegten Schafkadavern aufgeschreckt, brauchte die Politik wenig Zeit, um das große Raubtier für sich zu nutzen. Gerne auch einen Konflikt mit der Justiz in Kauf nehmend, will ein im Herbst in den Landtag drängender Bürgermeister vom Schlernplateau die bösen Wölfe zum Abschuss freigeben. Auch das Land erkannte die Zeichen der Zeit und beschloss, elektrische Weidezäune großzügig zu fördern.
Aber wird das Wolfsthema angesichts der wenigen Räuber nicht gnadenlos überschätzt?
Das wird schon sein, aber gerade im postideologischen Zeitalter können mit Ängsten und wenigen emotional hoch beladenen Themen große Politik gemacht und Wahlen gewonnen werden. Im „Vaterland“ spülten die Flüchtlinge eine neue Koalition und ein junges Gesicht ganz nach oben. Schiffe voller Migranten, das Versagen der alten Politik und die Träume weiter Schichten von einem gerechteren Land verhalfen dem ungleichen Paar Salvini und Di Maio in Italien zum Sieg.
Und bei uns? In Österreich gelang es Kurz nicht zuletzt mit dem Schließen der Balkanroute, seine Partei alter Tanten in eine türkise Jungfrau zu verwandeln. In unserem Landl wird – so derzeitiger Stand – derjenige im Herbst lachen, der den „Pamperle-geilen“ Wolf am besten für sich zu nutzen weiß.
Wir sind nicht anders als der Rest Europas: Spiel mit Emotionen statt Gebrauchs des Verstands.