Von: mk
Bozen – Der Tod von Carlo Lattanzio, einem 42-jährigen Arbeiter aus Apulien, der im Sommer 2024 vor dem “Sporthotel” nach einem Taser-Einsatz in Gossensaß verstorben ist, hat hohe Wellen geschlagen. Nun äußert sich die Bozner Staatsanwaltschaft zu dem Fall.
Wörtlich heißt es in einer Mitteilung:
In der Nacht des 9. Juli 2024 um 2.25 Uhr kam es zu einem Einsatz von Carabinieri, Rettungsdienst und Feuerwehr. Der Einsatz war von einem Mann angefordert worden, den die Einsatzbeamten schon gleich in einem sichtlich verwirrten und aggressiven Zustand vorgefunden haben. Um ihn ruhigzustellen, wurde ein Taser eingesetzt, mit dem die Ordnungskräfte ausgestattet waren. Kurz nachdem er vom Taser getroffen worden war, ist der Mann verstorben.
Laut dem Ergebnis der Autopsie und der rechtsmedizinischen Untersuchungen der Sachverständigen sei die Todesfolge allerdings auf den Konsum von Kokain zurückzuführen, der „zu einem akuten kardialen Ereignis arrhythmischer oder vasospastischer Art führte“.
Die toxikologischen Analysen hätten eine hohe Kokainkonzentration festgestellt. Laut Gutachten ist – unter Berücksichtigung des Umverteilungsprozesses und der Hydrolyse zu Kokainmetaboliten sowie der Latenzzeit zwischen dem Kokainkonsum und dem Todeseintritt – davon auszugehen, dass die Kokainkonzentration zum Zeitpunkt des Todes noch höher war.
Weiter schreibt die Staatsanwaltschaft:
Angesichts des Grades der Kokainintoxikation war im vorliegenden Fall diese Intoxikation an sich schon ausreichend, um den Tod zu verursachen, während eine mögliche mitursächliche Rolle des Tasers eine höchst unwahrscheinliche Hypothese bleibt.
In der Tat gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Beweise für einen sicheren Zusammenhang zwischen dem Einsatz von elektronischen Kontrollgeräten wie dem Taser und dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen. Die elektrische Ladung, die notwendig ist, um Kammerflimmern auszulösen, ist 200 Mal höher als jene, die von solchen Geräten abgegebenen wird.
Obwohl das Risiko, dass ein Taser das Entstehen eines Kammerflimmerns induzieren kann, in der Fachliteratur als vernachlässigbar beschrieben wird, wurde der Prozentsatz in einigen Studien allerdings auf bis zu fünf Prozent geschätzt. Nicht außer Acht gelassen werden darf jedoch in diesen Fällen laut Sachverständigenbericht der multifaktorielle Charakter der beschriebenen Szenarien, bei denen in der Regel ein zugrunde liegendes kardiologisches Krankheitsbild mit einer akuten Intoxikation durch kardiotoxische Substanzen und mit situativen Stressfaktoren im Zusammenhang mit extremem Erregungszustand (z.B. „excited delirium syndrome“) einhergeht. Derartige Bedingungen können nämlich, da sie die Entwicklung einer Laktatazidose begünstigen, an sich die Schwelle für das Auftreten tödlicher Arrhythmien senken und unabhängig von der Verwendung des Taser-Geräts zum Tod der betroffenen Personen führen.
Lattanzio, der seit etwas mehr als einer Woche vor dem Unglück in dem Hotel untergebracht war, hatte – vermutlich in berauschtem Zustand – die Carabinieri angriff, die gezwungen waren, den Elektroschocker einzusetzen, um ihn zu stoppen.
Nach seiner Festnahme wurden Sanitäter hinzugezogen, um medizinische Hilfe zu leisten, jedoch erlitt der Bauarbeiter – beschäftigt bei einem Bauunternehmen in Sterzing – in weiterer Folge einen tödlichen Herzstillstand.
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