Von: mk
Bozen – Mit einem besonders heiklen Fall von häuslicher Gewalt hatte es die Staatspolizei am Sonntag in Bozen zu tun. Außerordentlich war: Bei der Täterin handelte es sich um die 55-jährige Tochter einer älteren Frau, die ihre Mutter trotz Annäherungsverbot in ihrer Wohnung in der Reschenstraße aufgesucht hatte.
Nachdem die Polizei über die Notrufnummer 112 verständigt worden war, rückten die Beamten unmittelbar zum Ort des Geschehens aus. Das Annäherungsverbot hatte der Untersuchungsrichter im Rahmen eines laufenden Strafverfahrens gegen die Tochter wegen häuslicher Gewalt ausgesprochen. Trotzdem stellte diese ihrer Mutter nach.
Die Polizisten trafen die Seniorin in einem aufgewühlten Zustand an. Neben Kummer zeigte sie auch deutliche Anzeichen von Panik. Ihrem Bericht zufolge soll die Tochter zunächst bei der Sprechanlage am Eingangsportal des Mehrfamilienhauses energisch geklingelt haben. Als ihr die Mutter nicht öffnete, verschaffte sich die 55-Jährige dennoch Zugang zum Innenbereich und klopfte insistierend an der Wohnungstür der älteren Frau.
Dabei verschlimmerte sich die Angst der Seniorin dermaßen, dass sie die Notrufnummer 112 wählte. Die Polizisten am Apparat sprachen ihr Mut zu und empfahlen ihr, den Hörer nicht aufzulegen, bis Beamte bei ihrer Wohnung eintreffen würden.
Erst als die Polizei die Tochter abgeführt hat, verspürte die Seniorin einen Anflug von Erleichterung und bedankte sich bei den Beamten. Diese verständigten weitere Angehörige, die sich in der Folge um die ältere Dame kümmerten.
Die Tochter wurde unterdessen wegen Missachtung des Annäherungsverbots verhaftet und ins Frauengefängnis nach Trient überstellt. Wegen der Schwere des Vorfalls hat Quästor Paolo Sartori außerdem eine Sonderüberwachung angeordnet.
„Häusliche Gewalt ist nicht nur eine besonders verabscheuungswürdige Form von Kriminalität, da sie an Opfern begangen wird, die sich oft nicht wehren können, sondern dabei handelt es sich auch ein schwerwiegendes gesellschaftliches Problem“, betont Sartori.
Die Polizei kämpfe im Verbund mit anderen Institutionen, Körperschaften und Organisationen gegen Gewalt an vorderster Front gegen dieses Phänomen – auch mit konkreten Projekten, um das Bewusstsein zu schärfen und Frauen dabei zu unterstützen, sich zu wehren, sich Hilfe zu holen und Anzeige zu erstatten, so der Quästor .
Gleichzeitig erneuert die Staatspolizei ihre Kampagne, um gegen Gewalt an Frauen zu sensibilisieren. Dazu hat sie zwei Videos veröffentlicht.