Staatsanwaltschaft: Keine Anhaltspunkte auf Tod durch Einsatz des Elektroschockers

Tod nach Taser-Einsatz: Autopsie an Carlo Lattanzio [42]

Samstag, 13. Juli 2024 | 20:07 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – Die Autopsie von Carlo Lattanzio, einem 42-jährigen Arbeiter aus Apulien, der in der Nacht zum Montag vor dem “Sporthotel” in Gossensaß bei Sterzing verstorben ist, wird am Samstag durchgeführt. Lattanzio, der seit etwas mehr als einer Woche in dem Hotel untergebracht war, stand möglicherweise unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol als er die Carabinieri angriff, die gezwungen waren, den Elektroschocker einzusetzen, um ihn zu stoppen.

Nach seiner Festnahme wurden Sanitäter hinzugezogen, um medizinische Hilfe zu leisten, jedoch erlitt der Bauarbeiter – beschäftigt bei einem Bauunternehmen in Sterzing – in weiterer Folge einen tödlichen Herzstillstand. Die Entscheidung, den Taser einzusetzen, spaltet derzeit Politik und öffentliche Meinung. “Wir gehen nicht darauf ein, warum wir uns für den Einsatz des Tasers entschieden haben. Er wurde uns zugeteilt, und wir haben unsere Beamten darauf trainiert, ihn zu benutzen”, betont Piermarco Borettaz, Kommandant der operativen Einheit der Carabinieri von Bozen. “Auch in diesem Fall haben wir alle Verfahren korrekt befolgt.”

Die Todesursache wird durch die Autopsie geklärt werden. Das Ergebnis wird entscheidend für die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sein, berichtet die Zeitung Alto Adige am Freitag. Augenzeugenberichte bestätigen den Ablauf des Vorfalls in jener Nacht: die Ankunft der Carabinieri vor Lattanzios Zimmer (um 2.00 Uhr), sein Sprung aus dem Fenster, der Angriff auf die Ordungshüter, der Einsatz des Tasers und schließlich der medizinische Notfall. Feuerwehrleute, Hotelpersonal, Sanitäter und Carabinieri waren bei diesen Ereignissen dabei, die sich über einen Zeitbogen von 120 Minuten zugetragen haben.

Markus Mayr, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr von Gossensaß, bestätigt: “Wir standen einer gefährlichen und gewalttätigen Person gegenüber. Der junge Carabiniere handelte richtig, war jedoch schockiert, als er erfuhr, dass der Mann gestorben war.” Gestern traf sich der Bürgermeister von Brenner, Martin Alber, mit dem örtlichen Carabinieri-Kommandanten Palomba, um die Umstände des Vorfalls zu besprechen. “Wir prüfen, die Kontrollen zu verschärfen und den Zugang zu unseren Einrichtungen genauer zu überwachen”, erklärt Alber. “Wir müssen sicherstellen, dass Saisonarbeiter, die zu uns kommen, um zu arbeiten, keine potenziell gefährlichen Personen sind. Eine Art Vorauswahl findet bereits statt, aber eine engere Zusammenarbeit mit Unternehmen könnte helfen, die Sicherheit zu erhöhen.”

Alber bekundete seine “volle Solidarität mit den Carabinieri, die in jener Nacht gehandelt haben”, und zweifelt nicht an “der Rechtmäßigkeit ihres Vorgehens”.

Questor Paolo Sartori beschreibt den Taser als “nützliches und sicheres Werkzeug zur Vermeidung des Einsatzes von Schusswaffen”. In der Quästur sind zehn Taser im Einsatz, weitere acht werden von den anderen Polizeistationen der Provinz genutzt. Etwa 60 Polizeibeamte in Südtirol sind zur Verwendung des Elektroschockers berechtigt. In den letzten 24 Monaten wurde der Taser nur zweimal eingesetzt: 2023 in Brixen und 2022 in der Landeshauptstadt Bozen.

Sinistra Linke übt Kritik

“Mit tiefer Trauer und Besorgnis verurteilt Sinistra die Linke den Einsatz des Elektroschockers durch die Polizei, der zum tragischen Tod eines Mannes in Gossensaß geführt hat”, heißt es in einer Aussendung der Bewegung.

Dieser Vorfall werfe ernste Fragen über die Ausbildung, die Verfahren und die Gewaltanwendung der Polizei auf. “Wir fordern dringend eine Untersuchung, um die Umstände des Todes zu klären und jegliche Verantwortung festzustellen. Die Politik und die Verfahren für den Einsatz solcher Geräte müssen unbedingt überprüft werden, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte und die Sicherheit der Bürger geachtet werden. Die öffentliche Sicherheit muss gewährleistet werden, aber sicherlich nicht auf Kosten von Menschenleben und Menschenwürde.”

Staatsanwaltschaft: Keine Anhaltspunkte auf Tod durch Einsatz des Elektroschockers

Am Samstag wurde die Leiche der Person, die nach einem Polizeieinsatz mit einem Elektroschocker starb, obduziert. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, eine endgültige Antwort über die Todesursache zu geben, da weitere histologische Untersuchungen erforderlich sind.

Zum jetzigen Zeitpunkt gab es keine makroskopischen Anhaltspunkte dafür, dass der Tod auf den Einsatz des Elektroschockers zurückgeführt werden kann.

Die Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Verstoßes des Artikel 586 des Strafgesetzbuches (Tod als unbeabsichtigte Folge der Verabreichung der Droge) dauern an.

Bezirk: Wipptal