Von: mk
Bozen – Eine 37-Jährige aus Bozen ist leblos im Frauengefängnis in Trient im Duschraum aufgefunden worden. Während die Behörden von einer Verzweiflungstat ausgehen, bezweifeln dies die Familienangehörigen.
Suizide sind in Italiens Gefängnissen keine Seltenheit. Bis 9. Dezember sind allein im Jahr 2023 in Italien 66 Häftlinge auf diese Weise ums Leben gekommen. Gleichzeitig sind 84 Todesfälle hinter Gittern nach wie vor ungeklärt.
In sechs Monaten wäre die Boznerin in die Freiheit entlassen worden. Um Klarheit zu finden, haben sich die Familienangehörigen an Rechtsanwalt Nicola Nettis gewandt. „Die Mutter und der Onkel wollen niemanden beschuldigen“, nimmt der Anwalt laut einem Bericht des Alto Adige gleich vorweg. Trotz allem würden sie sich wünschen, dass der Sache nachgegangen wird.
Verwunderlich finden die Angehörigen unter anderem, dass die Frau nach einer mehrjährigen Haftstrafe nur mehr eine geringe Zeit hinter Gittern verbringen musste. Aller Voraussicht nach wären ihr Alternativen zur Haftstrafe zugestanden worden.
Auch die Art und Weise des Suizids weckt Zweifel: Die 37-Jährige wog rund 80 Kilo. Gleichzeitig soll sie sich am Schürsenkel eines Schuhs aufgehängt haben. Außerdem habe die Frau nie Tendenzen in diese Richtung gezeigt, wie die Mutter und der Onkel erklären. Die 37-Jährige musste eine Haftstrafe aufgrund von Vermögensdelikten abbüßen.
Die Staatsanwaltschaft von Trient hat nun offiziell eine Untersuchung in die Wege geleitet. Nettis erhält Zugang zu den Akten. Er möchte sich mit dem zuständigen Staatsanwalt treffen, um die Zweifel der Familienangehörigen zu erläutern – in der Hoffnung, dass eine Autopsie veranlasst wird.
Die Gefängnisleitung hat unterdessen zum Tod noch keine Erklärung abgegeben. Offenbar will man die weiteren Entwicklungen abwarten.