Von: mk
Kastelruth/Sterzing – Krampus-Umzüge in Südtirol laufen nicht überall gleich ab. Während am Wochenende ein Facebook-Video vom „Tuifl Tratzen“ in Sterzing für Furore – und wohl auch für Missverständnisse – sorgte, ist es anderswo zu keinen Zwischenfällen gekommen.
In Kastelruth zogen etwa 54 Krampusgruppen aus dem ganzen Alpenraum durch die Gassen und wurden von Licht- und Feuereffekten begleitet, berichtet das Tagblatt Dolomiten.
Dabei durften die Zuseher mit den Ruten nur vom Knie abwärts berührt werden. Das Video aus Sterzing zeigt, dass diese Regel dort offenbar nicht gilt.
Zugegeben: Gerade auf Touristen, die den Brauch des „Tuifl Tratzens“ nicht kennen, kann die Jagd der Krampusse durchaus furchteinflößend wirken. Oft schützen sich die Herausforderer, indem sie mehrere Paar Hosen anhaben und sich Kissen unter die Jacken stopfen, was auf dem ersten Blick nicht sichtbar ist.
Die „Tuifl Sterzing“ haben in den sozialen Medien die Vorwürfe zurückgewiesen. Es würden mehrere Falschmeldungen auf Facebook kursieren. Wer den Tuifltog in Sterzing kennt, wisse hoffentlich selbst zu beurteilen, was stimmt und was frei erfunden ist, heißt es in einem Facebook-Post. Die Echtheit des Videos wurde zwar bestätigt, doch die „Tratzer“ im Video (Personen, die davonlaufen und Prügel beziehen, Anm.) seien Freunde und Bekannte der „Tuifl Sterzing“.
Auch die Carabinieri haben den „Dolomiten“ gegenüber erklärt, dass in der Sache keine Anzeigen vorliegen würden, dass keine Verletzten gemeldet worden seien und dass auch kein Notruf in dieser Angelegenheit eingegangen sei. Mögliche rassistische Hintergründe gebe es laut Ermittlungen ebenfalls keine, erklärten die Ordnungshüter.
Das vermeintliche Opfer, das auf dem Boden lag, hat sich außerdem selbst zu Wort gemeldet und die Krampusse in Sterzing verteidigt. Für den Betroffenen sei das Video „überhaupt nicht schlimm“. Der Teufeltag sei der absolut beste Tag im Jahr für ganz viele Sterzinger. „Wir freuen uns wie kleine Kinder auf Weihnachten“, erklärte der Betroffene auf Facebook.
Bei verschiedenen Krampus-Umzügen in Südtirol ist es in der Vergangenheit jedoch immer wieder zu Debatten gekommen, ob die „Tuifl“ mit ihren Ruten gegen die „Tratzer“ in manchen Orten nicht zu grob vorgehen.
Das „Tuifl Tratzen“ und das Video in Sterzing haben unterdessen auch Online-Ausgaben bekannter nationaler Medien das Krampus-Video aufgegriffen. Neben dem Corriere della Sera berichteten die Rai, La Stampa sowie der Fatto Quotidiano.
Obwohl sich die „Sterzinger ,Tuifl‘ gegen jede Form der publizierten Anschuldigungen in Kommentaren von Presse und in Social Media verwahren, wird der Fußtritt auch vom Verein als nicht akzeptabel erachtet. So etwas stehe mit der Tradition nicht in Verbindung. „Deshalb wird ein solches Verhalten auch intern sanktioniert, bis hin zum Ausschluss vom Verein und der Initiative“, erklärt der Verein laut „Dolomiten“ in einer Presseerklärung.