Von: mk
Bozen – Die Bozner Staatsanwaltschaft ermittelt weiterhin gegen eine Lehrkraft am Pädagogischen Kunstgymnasium „Giovanni Pascoli“ in Südtirols Landeshauptstadt. Nach dreimonatiger Suspendierung ist der Mann am vergangenen Mittwoch in den Dienst zurückgekehrt. Wie sein Anwalt Luca Crisafulli bestätigt, hat sich die Schulleiterin zwischen Dezember und Jänner an die Staatsanwaltschaft gewandt, nachdem sich mehrere Schülerinnen über seinen Mandanten beschwert hatten.
Demnach soll die Direktorin nach einigen Zwischenfällen bei einem Schulausflug aktiv geworden sein. Im Rahmen eines Spiels hat sich der Professor offenbar bei einer Schülerin am Arm eingehakt. „Diese unschuldige Geste hat bei der Schülerin ein derartiges Unbehagen ausgelöst, dass sie den Vorfall gemeldet hat“, erklärt Crisafulli.
Zu „freundschaftlichen Berührungen“ ist es wohl öfter gekommen, weshalb sich die Schulleitung genötigt sah, einzuschreiten, und dringend empfohlen hat, von derartigem Verhalten abzusehen. „Die Vorgabe – egal, ob richtig oder falsch – muss eingehalten werden“, räumt auch Anwalt Crisafulli laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige am Sonntag ein.
Der Professor, der wegen unangemessenen Verhaltens unter Verdacht steht, hat am vergangenen Mittwoch den Unterricht wieder aufgenommen. Währenddessen haben 150 Schüler im Schulhof gegen seinen Wiedereintritt in den Dienst protestiert. In den Tagen darauf wurde außerdem in den sozialen Netzwerken harsche Kritik geäußert – meist in anonymer Form.
Auch ehemalige Schülerinnen haben sich zu Wort gemeldet. So hat eine Ex-Studentin einen Brief verfasst, in dem sie mehrere Situationen erwähnte, die sie selbst und mehrere Kolleginnen betroffen hätten. Es handle sich nicht um Einzelfälle, seit Jahren spiele sich immer dasselbe ab, heißt es in dem Brief. „Wir haben mit älteren Mädchen gesprochen und die haben uns dieselben Dinge berichtet.“
Die Betroffenen würden es deshalb vorziehen, keine Anzeige zu erstatten, weil sie befürchten würden, dass man ihnen keinen Glauben schenke und weil sie Angst vor negativen Auswirkungen hätten. „Bis jetzt hatte niemand von uns den Mut, öffentlich Anklage zu erheben, doch als wir gesehen haben, dass jüngere Mädchen gezwungen sind, dieselben Dinge zu ertragen, hat uns das den Anstoß gegeben, uns einzumischen, obwohl uns das Problem nicht mehr direkt betrifft“, heißt es in dem Brief weiter.
Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft läuft noch, doch der Professor selbst wurde noch nicht von den Ermittlern angehört. „Mein Mandant steht den Behörden für weitere Klärungen zur Verfügung“, erklärt Crisafulli. In den vergangenen Tagen hätten mehrere Kollegen des Professors für dessen Leumund gebürgt und ihm ihre Solidarität ausgesprochen.
In den kommenden Tagen soll die Situation an der Schule im Rahmen einer Elternversammlung besprochen werden. Dabei soll auch zur Sprache kommen, wie mit dem Schülerprotest umgegangen wurde.