Einstehen für unsere Werte keine „Schönwetterveranstaltung“ – ein Kommentar

Über Zivil- und Militärdienst nachdenken

Donnerstag, 16. Mai 2024 | 01:38 Uhr

Von: ka

Bozen – Beim Ende des Kalten Krieges – der Schreiber dieser Zeilen lernte gerade für seine Maturaprüfung – waren Freude und Hoffnung groß. Nach Jahrzehnten, an denen die Welt manchmal am Abgrund eines Atomkriegs gestanden war, glaubten viele, dass nun eine Zeit ewigen Friedens anbrechen werde.

APA/APA (dpa/Archiv)/Peter Kneffel

Unter dem Jubel der jungen Männer und ihrer Eltern wurde die Wehrpflicht samt ihrem „Zwilling“ Zivildienst abgeschafft. Der Glaube, dass die militärische Sicherheit fortan einem kleinen Berufsheer überlassen werden könne und der einfache Normalbürger darüber keinen Gedanken mehr verschwenden müsse, war schier grenzenlos.

Jahrelang ging das auch gut. Obwohl in näherer und weiterer Entfernung immer wieder Kriege aufflammten, störten diese nicht die sorgfältig gehütete Wohnzimmeratmosphäre, die seit der Abschaffung der ungeliebten „Naja“ auch in Südtirol herrschte.

Instagram/Alpini

Dreieinhalb Jahrzehnte später ist die Ernüchterung groß. Seit nur wenige Autostunden von Südtirol entfernt einer der blutigsten Kriege seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs tobt und Zar Putin im Begriff ist, dabei die Oberhand zu gewinnen, wird den Europäern – darunter auch den Südtirolern – erst bewusst, wie fast wehrlos sie dieser Tragödie gegenüberstehen. Fast noch schlimmer wiegt die bittere Erkenntnis, dass die jahrzehntelange Vernachlässigung alles Militärischen bei gleichzeitiger Missachtung der Wehrhaftigkeit es Despoten wie dem Kremlfürsten erst ermöglichte, seine Hand nach der Ukraine auszustrecken.

APA/APA/National Police of Ukraine/HANDOUT

Europa ist gezwungen, umzudenken. Dabei geht es nicht nur darum, der Verteidigung mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, sondern auch allen Bürgern zu vermitteln, dass Demokratie, wenn sie überleben will, auch wehrhaft sein muss. Dabei kann sich kein Bürger aus seiner Verantwortung stehlen. Man mag über den Politiker Matteo Salvini oft geteilter Meinung sein, aber sein Vorstoß, dass alle jungen Männer und Frauen in Italien sechs Monate lang verpflichtenden Zivildienst leisten sollten, hat Kopf und Fuß. Viele junge Menschen könnten dabei lernen, was Gemeinschaft und Solidarität bedeuten.

Bei Südtirols Rettungsorganisationen leisten jährlich Dutzende Jugendliche Zivildienst, im Bild eine Gruppe von Zivis, die ihren Dienst vor Ausbruch der Corona-Pandemie angetreten hat. (Foto: LPA)

Dass in diesem Zusammenhang auch über die Wiedereinführung der Wehrpflicht gesprochen wird, ist mit Blick auf heutige und kommende Bedrohungen nur allzu verständlich. Der Gedanke, wieder mit einem Sturmgewehr im Feld zu liegen, mag schmerzhaft sein, aber das Einstehen für unsere Werte kann nicht immer eine „Schönwetterveranstaltung“ sein.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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26 Kommentare auf "Über Zivil- und Militärdienst nachdenken"


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6079_Smith_W
1 Monat 15 Tage

Einige Zeit im Dienste des Staates für die Allgemeinheit würde der Jugend sicher gut tun.
Wer will und tauglich ist dient bei den Streitkräften (Grundausbildung und Dienst nach dem Schweizer Modell), ansonsten macht jeder was oder wie er kann als Zivi oder ähnlichen.
Nicht zu vergessen diejenigen die ja schon freiwillig bei Feuerwehr, weissem Kreuz, Bergrettung, Zivilschutz, usw … sind (an dieser Stelle ein 👍Danke!).

Und nur wer der Allgemeinheit gedient hat bekommt volle Bürgerrechte, so wie im Sci-Fi-Roman/Film “Starship Troopers 😜🤪

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
1 Monat 13 Tage

Was sind diese vollen Bürgerrechte und was willst du denjenigen wegnehmen die das nicht tun wollen? Leben wir schon in einem Gesinnugsstaat?

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 13 Tage

Das Buch stammt von Ende der 50er und der Autor Robert Heinlein war sehr antikommunistisch eingestellt, die Bugs waren das Sinnbild des Kommunismus, der Verlust eines Soldaten auf der menschlichen Seite wog schwerer als eine Million Bugs zu töten (was man mit Atombomben auch recht eifrig tat).

Aber die Idee, dass man erst Vollbürger wird, wenn man gedient hat… der Gedanken ist jetzt nicht absolut abwegig.

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

Interessant! Also würden Jugendliche wenn sie anstatt studieren oder Arbeiten damit der Allgemeinheit nicht dienen?
Wer sich dem Kollektiv nicht beugt hat ausgedient? Was auch immer du damit sagen willst aber für Freiheit spricht das nicht!
Hirnverbrannt, mehr fällt mir dazu nicht ein!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 13 Tage

@Neumi Der letzte Satz! Ein kranker Gedanke!
Was würde einem Staat, je nach politischer Richtung dann noch alles einfallen? Tu das, tu jenes, sonst gehörst du nicht dazu?
Ein Weltbild wie zu Nazi Zeiten!

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 13 Tage

@N. G. Kommt darauf an, ob man das Arbeiten in Pflegeberufen oder was auch immer sonst es als Zivildienst gibt, mit Faschismus gleichsetzt.
Die Frage ist nicht was dem Staat einfällt, sondern welche Gedanken DIR dabei durch den Kopf gingen.

Es gibt zu viele, die nicht wissen, was Freiheit heißt und wie wertvoll sie ist, sie nehmen ihre Rechte als gegeben, ohne einen Funken Verantwortung übernehmen zu müssen. Überall nur ich, ich, ich.
Gäbe es zum Mitbestimmen Können eine Barriere, die den Einsatz für die Allgemeinheit voraussetzt, wäre das wirklich so schlimm?

Staenkerer
1 Monat 12 Tage

@N. G. und du moansch ihre metode, de du jo no für guat holtesch:
i kimm wenn i will,
und i forder!
i nimm wos i will,
und es kennt mi amoll!
es hob es maul zu holtn,
sunscht 💪!
i bleib so long i will,
es passiert ins eh nix!
i bin UNANTASTBAR
weil i nix honn!
i loch enk olle aus,
wegn enkern gutmensch-verholtn!
stört auf de dauer nit a de demokratie?

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 12 Tage

@Neumi Ne ne, du weißt sehr wohl, dass Zivildienst dann automatisch mit Militär verbunden wird. Du weißt auch sehr genau warum diese Idee jetzt wieder aktuell wird. Arbeitsmangel in diesen Berufen, das ist der EINZIGE Grund!
Was nützt es Jugendliche zu eteas zu zwingen wozu sie nicht geeignet sind? Sag es mir? Ich will wenn ich alt bin nicht von einem Jugendlichen versorgt werden dem ich am A… vorbei gehe! Den wirst du mit so einer Maßnahme auch nicht dazu bekehren können!
Wenn er studiert, Arbeitet wozu er Lust hat, ist der Gemeinschaft auch GEDIENT! VERSTEHST DU DAS?

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 12 Tage

@Staenkerer Was redest du überhaupt? Was und wer sind wir um alles besser wissen zu wollen als die Jugend?
Haben wir es besser gemacht? Nein! Daran zweifle ich SEHR!

N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 12 Tage

@Staenkerer Wir Alten, ich zähle mich sogar noch dazu obwohl ich nicht für alles mitverantwortlich bin da jünger, haben den Jungen Schulden ohne Ende hinterlassen, uns selbst bereichert, eine Natur die am kollabieren ist in der SIE leben müssen und dann maßen wir uns noch an es besser zu wissen?
Ja schämst du dich denn nicht? Kein schlechtes Gewissen was wir ihnen hinterlassen und dann noch “schlau” sein wollen?

Faktenchecker
1 Monat 12 Tage

@N. G. Die Jugend verdankt Dir Dinosaurier die besten Schulden der Welt! Du
brachtest ihnen Bling-Bling, Regenbogen-Katzen und Glühwürmchen-Pasta! Du sind doch der grüne Held der Pizzakruste!

Faktenchecker
1 Monat 12 Tage

@N. G. Ach, hast du Deine Verschwörungstheorien wieder aus der Mottenkiste
geholt? Du hast ja echt ein Talent dafür, Zusammenhänge völlig falsch zu
interpretieren. Aber hey, es gibt ja für alles eine fanatische
Erklärung, nicht wahr? Komm wieder, wenn Du bereit bist, die Realität
anzuerkennen. Bis dahin genieße Deine Zeit mit deinem Aluhut.

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 12 Tage

@N. G. Arbeit kann oder kann nicht der Allgemeinheit dienen, jenseits der Steuern gibt’s da nicht viel.
Aber wenn jemand entscheiden will, sotte er auch wissen, was Verantwortung heißt.
Wenn’s eine bessere Möglichkeit als den Zivildienst gibt, den verwöhnten Rotzlöffeln das beizubringen, bin ich dem gegenüber natürlich offen.

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 12 Tage

@N. G. ps: Außerdem widersprechen ein Jahr Dienst an der Allgemeinheit und Studium ja nicht gegenseitig.

Wenn du nicht von einem Jugendlichen versorgt werden willst, dem du am A… vorbei gehst, warum willst du ihn dann Entscheidungen für dich treffen lassen?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
1 Monat 11 Tage
@N. G. Interessante Vorstellung wie Gesellschaft funktioniert. Vor allem da das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hat. Früher wurde auch studiert, nur eben nach dem Militärdienst. Freiheit bedeutet nicht, ich darf tun und lassen was ich will, das ist Anarchie. Freiheit und Werte gilt es zu verteidigen, jeden Tag. Sei es politisch oder gesellschaftlich und dazu gehört auch eben jener etwas zurückzugeben, denn ohne die Steuergelder der Gesellschaft, gäbe es auch kein Studium (oder es wäre für den Normalverbraucher unbezahlbar). Ein Militär- oder Zivildienst ist somit nur von Vorteil, da junge Menschen hier teilweise auch mit Situationen konfrontiert… Weiterlesen »
schwejk
schwejk
Grünschnabel
1 Monat 16 Tage

Gerade der Krieg in der Ukraine zeigt, dass es angesichts der modernen Technik (z.B. Drohnen) gut ausgebildete Berufssoldaten braucht, nicht junge Männer, die gerade von der Oberschule kommen oder eine Lehre machen. Dass man dafür mehr Geld für das Militär locker machen muss, versteht sich. Ebenso muss man sich spätestens nach dem brutalen Überfall Putins von den dämlichen Parolen naiver Pazifisten verabschieden wie etwa “Frieden schaffen ohne Waffen” oder “Soldaten sind Mörder”. Aufwertung des Militärs – natürlich ohne einen überholten Militarismus – aber keine Wiedereinführung des Wehrdienstes. 

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
1 Monat 13 Tage

Wie gut Waffen, Frieden schaffen dass sehen wir ja gerade in der Ukraine, nicht wahr? Täglich mehr Zerstörung und Elend, täglich an die tausend verwundete und getötete Soldaten und täglich schrumpft die Ukraine. Geh doch einen Tag an vorderster Front in die Ukraine und setzte dich der russischen Luftwaffe und Artillerie aus, mal schauen was du dann sagst!

Neumi
Neumi
Kinig
1 Monat 13 Tage

Ich hatte auch das Gefühl, dass auch das italienische Heer besser funktionierte als früher.
Gegen verpflichtenden Zivildienst hätt ich aber nichts. Es gibt genug Rotzlöffel da draußen, die mal zurechtgestutzt werden sollten.

Man kann’s ja umgekehrt machen wie in der Vergangenheit. Verpflichtender Zivildienst, aber Abenteuerlustige können um Militärdienst ansuchen.

Staenkerer
1 Monat 12 Tage

@Pacha wie hat de ukraine deiner meinung auf putins überfoll reagiern gsollt? friedfertig ihn de “zweite wange” a no hinholtn?
@ schwejk sicher brauchts gschualte leit de de heitigen, hochtechnologischen woffn bedien kennen, ober braucht leit mit durchholtevermögen und einsotzbereitschoft, und nit solche mit der orbeitsmoral und einstellung vieler von insre und von de ausrigen: in kürzester zeit so viel wie möglich verdien sunscht fong i gor nit um! deswegn müaßn de meistn erst amoll irgendwo lernen das:”von nix, nix kimmt” und das ma es mit “vorn unfongen schun feirum mochn” nit weit bring!

Faktenchecker
1 Monat 12 Tage

paschi Waffen sind Blumen, die Frieden säen. Schicke dir Geduld und bunte Träume, du Held ohne Herz.

Pacha
Pacha
Universalgelehrter
1 Monat 12 Tage

@Staenkerer…….gute Beziehungen und Handel haben noch nie zu einem Krieg geführt. Selenskyj hat nicht nur die Geschichte seines Landes und deren Verbindungen zu Russland missachtet, er missachtet auch die einzelnen Sprachgruppen und deren Kultur im eigenen Land. Dabei spreche ich nicht nur von der russischen Sprachgruppe im Donbass, es gibt auch eine rumänische, polnische und ungarische Sprachgruppe in der Ukraine. Selenskyj hat sämtliche Oppositionsparteien im Land verboten, die Medien gleich geschalten und die Mitgliedschaft der Ukraine zur EU und der NATO in der Verfassung festschreiben lassen. Somit trägt er auch eine Mitschuld am Konflikt mit Russland.

schwejk
schwejk
Grünschnabel
1 Monat 12 Tage
@Pacha  Es kommt darauf an, was du unter Frieden verstehst. Hätte die Ukraine kapituliert, dann gäbe es Frieden. Einen Frieden ganz nach Putins Geschmack und mit Kiew als Vasallen Moskaus. Aber die Ukraine möchte lieber frei sein und wehrt sich. Dazu braucht sie Waffen. Das ist leider die Realität. Wir sind auch nicht ohne Waffen vom Nazifaschismus befreit worden. Übrigens finde ich die Aussage “Geh doch einen Tag an vorderster Front in die Ukraine…” gelinde gesagt sonderbar. Es sind die Ukrainer, die kämpfen wollen, weil es ihre Freiheit und ihre Heimat ist. Würden die Ukrainer kapitulieren wollen, hätte ich angesichts… Weiterlesen »
giftzwerg
giftzwerg
Tratscher
1 Monat 16 Tage

Ich würde vorschlagen, jeder politiker macht ein halbes jahr zivieldienst bevor er in der politik geht und je nachdem alle  4 Jahre Politik  wieder um ihnen eine ahnung vom normalen leben zu verschaffen 

ebbi
ebbi
Kinig
1 Monat 16 Tage

Junge Menschen wissen sehr wohl, was Gemeinschaft und Solidarität bedeutet, da braucht es keine Zwangsmaßnahmen von einem Herrn Salvini, welcher ja bereits in der Flüchtlingsfrage gezeigt hat, wie viel Solidarität er hat. Die Jugendlichen sollen nun die Suppe auslöffeln, welche ihnen die unfähigen Politiker der letzten Jahrzehnte, zusätzlich zu den Folgen massiver Umweltverschmutzung und daraus folgender Klimakatastrophen, eingebrockt haben? Na bravo, kann man dazu nur sagen. Ich würde vorschlagen, dann sollen mal alle ‘ran…sagen wir mal alle unter 65! bis dahin schafft man es ja laut Salvini auch, arbeiten zu können.

Savonarola
1 Monat 13 Tage

Detail am Rande: warum soll ich gezwungen werden, einen Schwur auf die patria italiana leisten, mit der ich nichts zu tun habe? In einem grenzenlosen Europa, wie so schön geschwurbelt wird, sollte es selbstverständlich sein, dass man sich das Land aussuchen kann, für das man den Militärdienst ableisten will. Ansonsten brauchen wir überhaupt nicht beginnen von Werten zu reden, von Regenbogen- und anderen Fahnen. Alles andere ist Heuchelei.

Faktenchecker
1 Monat 12 Tage

Du könntest in Deinem Russland antreten.

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