Urlauber sichern Wohlstand und Überleben der Berggemeinden – ein Kommentar

“Übertourismus”: Mehr Kampfwort als Problem

Donnerstag, 29. August 2024 | 01:23 Uhr

Von: ka

Bozen – Gefühlt seit Monaten ist in Südtirol von Übertourismus die Rede. Bestimmte Medien und einige politische Gruppierungen scheinen nicht müde zu werden, die negativen Folgen des laut ihrer Sicht vorhandenen “Overtourism” herauszustreichen und die Landesregierung und die Wirtschaftsverbände dafür verantwortlich zu machen.

Extinction Rebellion South Tyrol

In der Tat ist nicht alles Gold, was glänzt. Die sozialen Medien und die Wut nicht weniger Touristen, von den bekanntesten heimischen Instagram-Hotspots möglichst viele schöne Urlaubsfotos zu posten, sorgt dafür, dass es an manchen Orten zu bestimmten Zeiten kein Durchkommen mehr gibt. In anderen Ecken Südtirols, beispielsweise im schönen Obervinschgau, aber auch in vielen Seitentälern, bleibt es selbst im Hochsommer ziemlich ruhig.

Davon lassen sich die Tourismuskritiker jedoch nicht beirren. Mit auffälligen Protestaktionen wird versucht, das Thema ständig am Köcheln zu halten. Die Protestierenden vergessen jedoch, dass gerade die Südtiroler Berggemeinden massiv vom Tourismus profitieren. Die hohen Beträge, die die Urlauber in die oftmals klammen Gemeindekassen spülen, erlauben es den Berggemeinden, Projekte und Dienste zu finanzieren, die der Gesamtbevölkerung zugutekommen.

Alto Adige

Um zu erkennen, wie es ohne Tourismus aussehen würden, genügt ein Blick in bestimmte Gebiete der Belluneser Dolomiten oder – noch schlimmer – in die Piemonteser Alpen. Dort sind die Berggemeinden von Abwanderung bedroht. Das geht sogar so weit, dass in manchen Dörfern fast nur mehr alte Leute leben. Auch die wenigen Sommerfrischler vermögen das Blatt nicht mehr zu wenden.

Machen wir uns nichts vor. Viele der Bergbauernhöfe wären ohne den Zuerwerb durch den Tourismus nicht überlebensfähig. Es ist vor allem dem Tourismus zu verdanken, dass viele Südtiroler in ihrem Heimattal bleiben und sich zugleich über kurze Arbeitswege freuen können.

Um dem “Übertourismus” die Spitze zu nehmen, würde es genügen, für bestimmte Orte Zugangsbeschränkungen – etwa nach dem Modell Venedigs – in die Tat umzusetzen und für Seilbahnen, die touristisch stark genutzt werden, eine Vorzugsspur für Einheimische einzuführen.

Die konstruktive Kritik an manchen Auswüchsen der heimischen Tourismuswirtschaft ist mehr als nur berechtigt, aber Südtirol sollte sich seine Erfolge von einigen politischen Akteuren und deren medialem Anhang nicht madig machen lassen. Eine Reise in andere Berggebiete würde manch Protestler die Augen öffnen und ihm zeigen, was Südtirol ohne Urlauber wäre und wie das Landl ohne Touristen aussehen würde.

Der “Übertourismus” ist in diesem Sinne mehr ein politisches Kampfwort als ein echtes Problem.

Bezirk: Bozen