Von: luk
Vinschgau – Trotz der verheerenden Folgen für die Fischfauna der Rienzschlucht und des Eisacks bis Bozen, ausgelöst durch die Spülung der Stausees von Mühlbach Anfang des heurigen Sommers spült Alperia seit heute, Freitag, das Laaser Becken. Das schreibt der Fischereiverein Meran in einer Aussendung.
“Beinahe unglaublich: Damit wird ein mit öffentlichen Mitteln getragenes Projekt zur Wiederansiedlung der Marmorierten Forelle im wahrsten Sinne des Wortes weggespült. Betreiber Alperia, aber auch die zuständigen Landesämter scheinen aus dem Umweltfrevel Stauraumspülung Mühlbach nicht gelernt zu haben”, so die Fischer.
Mitte August 2018 bahnt sich unwetterbedingt eine gewaltige Mure aus dem Laaser Tal in die Etsch und löscht den gesamten Fischbestand auf gut 17 km beinahe zur Gänze aus. In Absprache und mit Unterstützung der zuständigen Landesämter entscheidet sich der Fischereiverein Meran, Fischereirechts-Inhaber und Bewirtschafter des betroffenen Etsch-Abschnittes, gegen einen kurzfristigen Kompensationsbesatz und für einen langjährigen Wiederaufbau der in Südtirol bedrohten Marmorierten Forelle. Daher werden im Frühjahr 2019 120.000 Eier und Brütlinge eingebracht, die Fischerei auf dem gesamten Abschnitt bis auf weiteres ausgesetzt. Die eingesetzten öffentlichen Mittel sowie der Verzicht des bewirtschaftenden Fischereivereins auf die Ausübung der Fischerei belaufen sich auf einen sechsstelligen Euro-Betrag.
“Dann die große Überraschung: Dem Betreiber des Kraftwerks Kastelbell mit der Wasserfassung in Laas fällt für Herbst 2019 nichts Besseres ein, als das Laaser Becken mal eben zu spülen. Nur wenige Monate nach der katastrophalen Stauraumspülung in Mühlbach, wo auf rund 60 Kilometer Fluss-Strecke im Eisack bis Bozen aufgrund der Spülung beinahe der gesamte Forellen-Nachwuchs des Jahres 2019 und 100 Prozent der Äschenbrütlinge von 2019 vernichtet wurden. Nun droht den zehntausenden eingebrachten Jungfischen in der Etsch unterhalb des Laaser Staubeckens ein ähnliches Schicksal.” Für den Fischereiverein Meran ist das Vorhaben der Alperia sowie die grundsätzliche Zustimmung zur Spülung durch die Landesämter ein klassischer Schildbürgerstreich. “Vor allem auch, weil die erlassenen Auflagen im Grunde dieselben sind, wie bei der Stauraumspülung Mühlbach – mit den bekannten katastrophalen Folgen.”
“Dem ganzen Vorhaben setzen allerdings gleich zwei Aspekte die Krone auf. Zum Einen die die Spülung ankündigende Kommunikation des Betreibers: Alperia teilt im Vorfeld der Spülung beiläufig mit, dass sich die Auswirkungen in Grenzen halten werden, weil heuer bereits fünf Mal, jeweils bis zu 16 Stunden, gespült wurde. Natürlich ohne jede Kommunikation an die zuständige Behörde bzw. den Fischereirechts-Inhaber und –bewirtschafter. Zum anderen öffnete Alperia abermals am 13. September spontan die Schleusen des Laaser Beckens, während Vertreter des Amtes für Jagd und Fischerei sowie des Fischereivereins Meran im betreffenden Gewässerabschnitt eine Erfolgskontrolle des Wiederansiedlungsprojektes durchführten. Auf direkte telefonische Nachfrage der im Fluss befindlichen Personen beim Betreiber wurde eine Öffnung der Grundschleusen dann auch noch dreisterweise bestritten. Das Verhalten des Kraftwerks-Betreibers ist für den Fischereiverein Meran genauso unverständlich wie die weichgespülte Position der zuständigen Behörden gegenüber der Alperia. Diese befremdlichen Zustände führen sicherlich zu keiner gemeinsamen und kooperativen Grundlage für den auch von der Politik bei medienwirksamen Pressekonferenzen immer wieder betonten gemeinsamen Einsatz und Schutz für Gewässer und Biodiversität”, so der Fischereiverein.
“Die eine Hand stellt Millionen an Euros zur Verfügung, um verlorene Ökosysteme wieder herzustellen und die andere macht alles wieder zunichte. Besonders in einer Zeit, in der man mit der heutigen Technik Möglichkeiten einer weit weniger invasiven Stauraumbewirtschaftung hätte. Die Botschaft erscheint klar: Quod licet Alperia …”, schließt der Fischereiverein Meran.