Bahnstrecken-Sperren und vereinzelte Schäden durch Unwetter in Tirol

Unwetter – Rund 720 Einsätze in Tirol

Mittwoch, 19. Juli 2023 | 10:38 Uhr

Von: apa

Eine Unwetterfront mit teils Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag über Tirol gezogen und hat unter anderem zu Schäden, lokalen Stromausfällen sowie Straßen- und Bahnstrecken-Sperren gesorgt. Auch der zu den Bregenzer Festspielen reisende Bundespräsident Alexander Van der Bellen war von einer Bahn-Sperre betroffen. Insgesamt kam es zu über 720 Feuerwehreinsätzen, vor allem wegen umgestürzter Bäume. Die Nacht auf Mittwoch verlief dann ruhig.

Besonderer Schwerpunkt war das Oberland und dabei besonders der Bezirk Imst. Berichte über Verletzte gab es nicht. Der Sturm erreichte Spitzen bis zu 161 km/h. Vereinzelt wurden auch Dächer abgetragen, teilte der Sprecher des Tiroler Landesfeuerwehrverbandes, Anton Wegscheider, der APA mit. Auch verzeichnete man lokal mitunter überflutete Keller. Über 170 Feuerwehren waren tirolweit im Einsatz, zog das Land am Mittwoch Bilanz. “Wir können von großem Glück sprechen, dass durch die heftigen Gewitter mit teils starken Sturmböen bislang keine Personen zu Schaden gekommen sind”, erklärte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) und lobte die “funktionierenden Sicherheitsstrukturen und Einsatzorganisationen” im Land.

Zu kämpfen hatte und hat man im Bundesland auch mit flächendeckenderen Stromausfällen: Nach Informationen des landeseigenen Netzbetreiber Tinetz waren Mittwochvormittag (Stand 10.30 Uhr) noch rund 4.900 Kunden ohne Strom. 166 Trafostationen in 16 Gemeinden waren betroffen. Vor allem im Ötz- und Pitztal, dem hinteren Zillertal wurden die Störtrupps auf Trab gehalten. In Osttirol waren die Störungen Mittwoch früh bereits beseitigt. Zu Spitzenzeiten waren 18.000 Haushalte und 400 Trafostationen in 31 Gemeinden tirolweit kurzzeitig ohne Strom gewesen. Zudem fiel im hinteren Ötztal und Pitztal das Handynetz aus, wodurch keine Mobiltelefonie möglich war. Die Feuerwehrhäuser seien als Anlaufstelle für die Bevölkerung besetzt, um in Notfällen per Funk einzuspringen.

Betroffen war auch der Bahnverkehr: Wegen Schäden – Bäume waren auf die Oberleitungen gefallen – fuhren zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und Landeck-Zams zunächst keine Fernverkehrszüge. Überdies war die Bahnstrecke zwischen Telfs-Pfaffenhofen und Imst-Pitztal Bahnhof unterbrochen. Auch auf der Brennerstrecke konnten zwischen Steinach und dem Brenner zunächst keine Züge verkehren. Mittwochvormittag war die Brennerbahnstrecke im unterbrochenen Abschnitt schließlich wieder eingleisig befahrbar ist. Der Zugverkehr wurde wieder aufgenommen. Die ÖBB rechneten damit, dass das zweite Gleis im Lauf des Vormittags ebenfalls wieder in Betrieb gehen kann.

Unterdessen war am Dienstag ein Railjet – ebenfalls wegen eines Oberleitungsschadens – kurz vor dem Bahnhof in Roppen (Bezik Imst) zu stehen gekommen. Der Bereich wurde abgesichert. Die Fahrgäste konnten anschließend aussteigen und wurden von den Mitarbeitern der ÖBB und der Feuerwehr zum Bahnhof geführt. Im Railjet befand sich auch Bundespräsident Van der Bellen. Er war auf dem Weg nach Bregenz, wo er am Mittwoch die dortigen Festspiele eröffnen wird. Kurz nach 17.00 Uhr konnte der Präsident mit einem Auto die Fahrt nach Vorarlberg fortsetzen, hieß es. Der Bundespräsident und alle weiteren Fahrgäste hatten offenbar rund zwei Stunden in den Waggons ausharren müssen. “Der Präsident hat sich bei den Mitarbeitern der ÖBB und der Freiwilligen Feuerwehr für deren Einsatz bedankt”, ließ eine Sprecherin Van der Bellens die “Kronen Zeitung” wissen.

Auch auf den Straßen kam es – vor allem wegen umgestürzter Bäume – zu vereinzelten Sperren. So etwa auf der Inntalautobahn (A12) bei Telfs in Richtung Kufstein, wie der ÖAMTC der APA mitteilte. Mittlerweile war aber wieder eine Fahrspur frei, hieß es. Im Roppener Tunnel im Oberland hatten die Unwetter einen Stromausfall zur Folge, auch hier kam es zu einer Sperre. Auch in Seitentälern wie dem Zillertal, Ötztal oder Pitztal mussten Straßen gesperrt werden. Der ÖAMTC verwies auf den herrschenden starken Reiseverkehr und daraus resultierende Staus. Von nicht unbedingt notwendigen Fahrten sollte man vorerst absehen.

In der Gemeinde Silz im Bezirk Imst wurde zudem zwischenzeitlich eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen, teilte das Land Tirol mit. Der Bürgermeister der Gemeinde bat die Bevölkerung, vorerst die Gebäude nicht zu verlassen – und zwar wegen herumfliegender Teile durch abgedeckte Dächer. Wenig später wurde die Warnung aber wieder aufgehoben.

In mehreren Erstmeldungen der Leitstelle Tirol war zudem von Bergnotfällen die Rede, etwa im Karwendelgebirge, aber auch in Münster und Imst. In der Zillertal Arena im gleichnamigen Tal standen wegen eines Stromausfalles die Gondeln still. Auch Hütten waren betroffen. Rund 1.6000 Wanderer mussten laut Angaben der lokalen Bergbahn im Bereich Rosenalm zunächst am Berg ausharren. Über einen Notbetrieb wurden 400 in den Gondeln befindliche Personen nach einiger Zeit sicher ins Tal gebracht. Bis 19.00 Uhr seien schließlich die restlichen Gäste, die zwischenzeitlich auf den Stationen sowie in den Hütten betreut worden waren, schließlich wieder mit der mit Strom versorgten Bahn ebenfalls ins Tal transportiert worden.

Im Bereich der Gerlossteinbahn im Gemeindegebiet von Hainzenberg war hingegen kein Leerfahren der Liftanlage möglich. 20 Personen mussten letztlich durch die Bergrettung geborgen werden.

Spuren hinterließ das Unwetter auch im Stubaital. In Neustift kam es unter anderem zu kleinen Vermurungen. Ab 16.00 Uhr lösten die schweren Unwetter zudem einen Rettungseinsatz bei einer Seilbahn aus. 40 Personen mussten aus Gondeln gerettet werden. Eine Gondel stürzte wegen des Unwetters sogar ab, sie war jedoch zum Glück unbesetzt. Der Einsatz dauerte mehr als vier Stunden, wie die Polizei berichtete. Verletzt wurde niemand.

Der Taleingang bzw. die Zufahrtsstraße in das Pinnistal wurde oberhalb der Fraktion Schmieden durch umgestürzte Bäume zur Gänze verlegt, teilte die Polizei mit. Wegen umstürzender Bäume wurden drei landwirtschaftliche Fahrzeuge (Schlepper, Traktoren) und ein Auto schwer beschädigt. Die Fahrzeuginsassen konnten sich selbstständig befreien und blieben unverletzt. Eine etwa zehnköpfige Fußgängergruppe fand unterdessen nahe der Landmaschinen Schutz und wurde ebenfalls nicht verletzt.