Deutlich zu warme Meere steigern Potenzial für Starkniederschläge

Unwetter: Meteorologe warnt vor Kleinreden des Klimawandels

Mittwoch, 18. September 2024 | 08:22 Uhr

Von: apa

Während man vielerorts voraussichtlich noch lange mit den Auswirkungen des Extremregens der vergangenen Tage zu tun haben wird, ist die Ursache der Verheerungen vorerst “überstanden”, so der Meteorologe Leopold Haimberger zur APA. Erreichen aber die Meere um Europa weiter Rekordwerte in den Sommern, steigt das Potenzial für derartige Kapriolen. Letztlich müsse man den Klimawandel verstärkt in der Planung berücksichtigen. Ein “Kleinreden” helfe niemandem, so der Experte.

In den kommenden Tagen sind keine nennenswerten Niederschläge in den heimischen Hochwassergebieten zu erwarten, so der Wissenschafter vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien. Alles in allem hätten die meteorologischen Prognosen zur sich schon ein paar Tage vor dem vergangenen Wochenende anbahnenden Extremsituation “bemerkenswert” genau gepasst. Dass es in den Voralpen und im Wienerwald bis zu 400 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter werden könnten, haben manche Modelle schon fast eine Woche davor vorhergesagt.

“Überraschend war, dass es im Flach- oder Hügelland – also in Tulln oder St. Pölten – die maximalen Niederschläge gegeben hat. Man würde das eher in den Voralpen erwarten, wo Stauniederschläge in der Regel stärker sind”, sagte Haimberger. Leider auch gut vorhergesagt wurden “die enormen Niederschläge in Tschechien und Polen”.

Der Mit-Verursacher dieser Entwicklung waren die teils im Vergleich zu den Vorjahren um bis zu fünf Grad Celsius wärmeren Meere um Europa. Die Temperaturen in der Adria “haben jetzt tatsächlich beachtlich abgenommen”, Ähnliches gilt auch für das westliche Mittelmeer und die Ostsee – nicht aber für das Schwarze Meer. Das heißt, dass durch die starken Winde und die Verdunstung dort enorm viel Energie entnommen wurde, “und diese dann zum Starkregen bei uns beigetragen hat”. Das ähnle mittlerweile der Situation vor und nach einem Hurrikan in der Karibik.

Dieses Übermaß an Energie in den Meeren, das von stärkeren Wettersystemen, wie dem aktuellen Tief abgezapft und woanders abgeladen werden kann, zeige, dass “das Potenzial für Starkniederschläge steigt. Das führt letztlich dazu, dass Hochwasserereignisse, die früher alle 100 Jahre aufgetreten sind, möglicherweise alle 20 bis 30 Jahre auftreten”, so Haimberger: “Die Ereignisse werden eben tendenziell stärker. Darauf müssen wir uns einstellen.”

Sehe man sich an, welche Immobilien nun geflutet werden, dann stehen diese dort meistens schon seit 50 bis 200 Jahren. Damals lagen die Raumplaner richtig, wenn solche Bereiche mit Dämmen geschützt und zur Besiedelung freigegeben wurden. Wenn sich jetzt das Klima so stark verändert, wird man andere Maßstäbe anlegen und stärkere Hochwässer mitbedenken müssen, so der Meteorologe: “Wenn man Bauvorhaben plant, sollte man wirklich den Klimawandel mitberücksichtigen, so gut es geht. Alles andere ist fahrlässig.” Mit einem “Kleinreden” könne man “vielleicht Wahlen gewinnen”, letztlich schade man aber der Gesellschaft damit.

Kommentare

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9 Kommentare auf "Unwetter: Meteorologe warnt vor Kleinreden des Klimawandels"


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Aurelius
Aurelius
Kinig
2 h 36 Min

in Südtirol und hier im Forum Glauben viele nicht, dass es keinen Klimawandel gibt

Stolzz
Stolzz
Tratscher
1 h 40 Min

Es müsste wohl eher heißen “glauben viele nicht, dass es einen Klimawandel gibt”. Mittlerweile ist es aber keine Frage des “Glaubens”, sondern der Wissenschaft. Wissenschaftlich ist der Zusammenhang zwischen dem immensen Ausstoß von CO2 in kurzer Zeit und der Erderwärmung eindeutig bewiesen. Man “weiß” es also. Man kann höchstens noch über die Folgen diskutieren. Da es Südtirol vielleicht etwas weniger existentiell betrifft als andere Regionen auf der Erde, wird der Klimawandel noch nicht so stark als Bedrohung gesehen.

Sag mal
Sag mal
Kinig
1 h 7 Min

@Stolzz Das wird kommen. Gebirge bröckelt zu Tal und Wald zum Schutz wirds auch kaum mehr geben. Mit Augen und Ohrenklappen leben Sie halt weiter als wenn nichts wär. Das Erwachen wird kommen.

Shout_It_Out_Loud
48 Min 1 Sek

@Stolzz Und die zunehmenden Wetterextreme aleine heuer in unserem Land?

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 h 8 Min

ja, die Welt ist im Wandel… das sehen wir alle.. Die Frage ist, was wir tun können… aufhalten wird das niemand! Jeder kann einen Beitrag zum Klima leisten, aber was nützt das, wenn dann wieder andere sehr verschwenderisch leben… Die Sparer müsste man belohnen und die Verschwender bestrafen… ist schwierig zu kontrollieren, aber das müsste man tun… 

Shout_It_Out_Loud
2 h 34 Min

Jo mei, einen waschechten Tiroler bringen solche Hiobsbotschaften doch nicht aus der Fassung, auf Biegen und Brechen nicht 💪🤪 Da nützt eine entsprechende “Sehhilfe” und wiederholte aufmerksamkeitshechelnde Unterrichtung doch ebenso wenig, wenn Datenfluss und -verarbeitung zum maroden obersten Stockwerk gestört sind…. 😴 Mir persönlich tun nur die Folgegenerationen leid, wenn die jetzigen gleichgültigen nur im Hier und Jetzt – und auch nicht gerade wenige in der Vergangenheit – verweilen und den Dingen ihren Lauf lassen! 🥺

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
42 Min 54 Sek
Bin i voll deiner Meinung ober i hon mi dormit abgefunden und daher gilt für mi seit neuestem, po Entscheidungen wie Urlaub, im Zweifel “nach mir die Sintflut.” Weil im Nachhinein sogen kennen “i hons enk gsog” bringt mir nix, sem loss is lieber a frisch mit krochn wenns decht aufs gleiche ausi laft. Es paradoxe find i dass des geleugne jo in dor Regel die Bildungsunterschicht isch, des mit voller härte treffen werd, ohne möglichkeiten vo heit auf mrg uanfoch sem hin zu gian wos no lebenswert sein werd. Sel isch nor ober nit Problem, i nenns “lernen durch… Weiterlesen »
Pasta Madre
Pasta Madre
Universalgelehrter
3 h 21 Min

Ja und was machen wir gegen zu warmes Meerwasser??
Weniger das Flugzeug benützen
Weniger Autofahren.
Die Hobby Schifffahrten verbieten?

berthu
berthu
Universalgelehrter
2 h 24 Min

Wenn man sich unser Land von oben ansieht, sind all die Hügel, Täler -Gissmoränen- schon immer von solchen extremen Ereignissen geformt worden -wahrscheinlich noch Größere- und immer wieder.
Ich würde mich da nicht an unsere Größenordnung des “Bekannten” und “100Jahr-Vorkommnisse” halten. Wenn 400Liter in 3 Tagen jetzt möglich sind, könnte das auch mal ein Vielfaches sein, oder sicher gewesen sein! Klimawandel ist kein Status, sondern ein immerwährender laufender Prozeß.

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