Von: luk
Valencia – Eine der schwersten Unwetterkatastrophen der letzten Jahrzehnte hat die spanische Region Valencia heimgesucht. Zwei Südtiroler, die sich während des Unwetters dort aufhielten, schildern die dramatischen Zustände.
Der Sturm brachte heftige Winde und anhaltende Regenfälle, die die spanische Regierung dazu veranlassten, eine Warnung an alle Mobiltelefone in der Region zu senden: „Bleiben Sie zu Hause.“ Die Südtiroler, die sich in Valencia aufhielten, erlebten eine Woche, die sie so schnell nicht vergessen werden.
„Der Wetterbericht sagte Regen voraus, aber niemals hätten wir mit einer derartigen Sturmkatastrophe gerechnet,“ erzählt Diana B., die bereits am Mittwoch nach Bozen zurückkehrte. „Zum Glück war unsere Gegend zwischen der Stadt der Künste und dem Meer weniger betroffen als andere.“ Sie und ihre Gruppe gehörten zu den wenigen, die noch am Mittwoch einen Rückflug antreten konnten, berichtet die Zeitung Alto Adige. Viele Flüge wurden gestrichen, und die Überflutungen sowie die Sperrung der U-Bahn machten es fast unmöglich, den Flughafen zu erreichen.
Raffaella Less, die am Donnerstag nach Südtirol zurückkehrte, beschreibt die Situation beim Abflug aus Valencia als „apokalyptisch“. „Wir sahen die überschwemmten Gebiete unter uns. Erst beim Abflug wurde uns das Ausmaß der Katastrophe bewusst, denn der Hafenbereich, in dem wir untergebracht waren, war weniger betroffen. Aber der starke Wind und der heftige Regen waren beängstigend.“
Am Dienstagabend, während die Gruppe im Restaurant saß, wurden plötzlich alle Handys durch eine Notfallwarnung der spanischen Zivilschutzbehörde alarmiert. „Wir verließen das Restaurant sofort,“ erzählt Less. „Draußen wehte ein starker Wind. Wir erfuhren von Einheimischen, dass die stärksten Überschwemmungen am Nachmittag stattgefunden hatten, die Warnung jedoch erst später eintraf. Offensichtlich gab es ein Problem im Warnsystem.“ Auch Diana und ihre Gruppe kämpften mit den chaotischen Zuständen, als sie versuchten, ein Taxi zum Flughafen zu bekommen. „Die Stadt war im totalen Chaos. Die Taxifahrer mussten der Polizei gegenüber falsche Angaben machen, um durch die Kontrollpunkte zu kommen. Wir hatten Angst, in einer überfluteten Straße stecken zu bleiben.“
Der ehemalige Bozner Eishockeyspieler Christian Alderucci war auf dem Weg nach Valencia, als sein Flug nach Malaga umgeleitet wurde. Nach einer kurzen Überlegung entschied er sich, den Aufenthalt abzubrechen. „Es machte keinen Sinn, Valencia in diesem Zustand zu besuchen,“ sagte er.
Nach jüngsten Informationen forderte das Unwetter mindestens 160 Todesopfer, über 120.000 Menschen mussten evakuiert werden, und es gibt zahlreiche Vermisste. Besonders betroffen sind die Provinzen Valencia und Castilla-La Mancha. Die Flüsse Turia und Magro traten über die Ufer und überfluteten ganze Stadtviertel. Die Sturmfront zog inzwischen weiter nach Barcelona, wo die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde.
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