Von: mk
Aldein – Seit 2016 schickt die Europäische Weltraumorganisation ESA im Zuge des Ausbildungsprogrammes PANGAEA nahezu jährlich Astronauten in die Bletterbachschlucht nach Aldein, damit sie dort ihre geologischen Kenntnisse vertiefen können. In diesem Herbst waren wiederum die erfahrenen Astronauten Thomas Pesquet (Frankreich) und sein japanischer Kollege Takuya Onishi sowie die angehende Astronautin und „Mondfahrerin“, Jessica Wittner aus den USA in der Schlucht unterwegs.
Insgesamt 15 ESA-, NASA-, Roskosmos- und heuer erstmals ein Astronaut der Japanischen Weltraumbehörde JAXA haben seit dem Beginn der Kooperation zwischen dem GEOPARC Bletterbach in Aldein und der Europäischen Weltraumorganisation ESA den GEOPARC Bletterbach im Südtiroler Unterland besucht und sich in der geologischen Feldforschung versucht – darunter die italienische Astronautin mit Trentiner Wurzeln Samantha Cristoforetti und ihr deutscher Kollege Alexander Gerst, aber auch andere Weltraumfahrerinnen und -fahrer wie Luca Parmitano (ESA), Matthias Maurer (ESA), Kate Rubins (NASA), Stephanie Wilson (NASA) und Sergei Kud-Sverchkov (Roskosmos).
Wissen, wie man Gesteine beschreibt
Damit reiht sich die Aldeiner Bletterbachschlucht in die Liste der ESA-Ausbildungsstätten ein, zu der auch der Ries-Einschlagkrater in Deutschland, die spanische Vulkaninsel Lanzarote und die norwegischen Fjorde der Lofoten gehören. Die Aldeiner Schlucht ist für die Europäische Weltraumorganisation deshalb so interessant, weil die Astronauten dort gut sichtbare Aufschlüsse von Sedimentgesteinen erkunden können. Seit der Ankündigung der USA auf den Mond zurückkehren zu wollen, ist auch das Interesse an Erdtrabanten deutlich gestiegen. Dabei soll der Mond unter anderem als Zwischenstation auf dem Weg zum Mars dienen. Die Trainings im GEOPARC Bletterbach verleihen der ESA-Ausbildung eine realistische Dimension.
An einem einzigen Ort und in großem Maßstab
“Der Canyon ist ideal, um grundlegende Geologie zu lernen – es gibt so viele Prozesse, die wir hier an einem einzigen Ort und in großem Maßstab beobachten können”, gibt sich Takuya Onishi begeistert. Die PANGAEA-Schulung führt die angehenden Geologen vom theoretischen Unterricht in die freie Natur auf der Suche nach Gesteinen, die Aufschluss über die Entstehung der Region, des Mondes oder des Mars vor Millionen von Jahren geben können. Neben der Anfertigung von Landschaftsskizzen vor Ort begaben sich die Astronauten in diesem Herbst einmal mehr mit Hilfe der virtuellen Realität auf den Mars, wo sie die Geologie des Roten Planeten aus der Perspektive eines Rovers erkunden konnten.
„A travel from Bletterbach to Mars“
Nicht zuletzt haben die Astronauten verblüffende landschaftliche Ähnlichkeiten zwischen der Aldeiner Schlucht und dem Planeten Mars festgestellt, vor allem was die Gipseinschlüsse und die Sandsteinfolgen angeht. Die ESA hat daher den GEOPARC Bletterbach offiziell als „Martian analogue site“ anerkannt, „was für uns sehr überraschend war“, berichtet GEOPARC-Präsident Peter Daldos. „Seitdem hat sich aber eine sehr fruchtbringende Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation etabliert, die auch für uns immer wieder sehr bereichernd ist.“ Wie ähnlich sich der Bletterbach und der Mars sind, zeigt die Fotoausstellung „A travel from Bletterbach to Mars“, die noch bis Saisonsende am 31. Oktober am Besucherzentrum GEOPARC Bletterbach in Aldein zu sehen ist.