Von: mk
Bruneck – Oskar Kozlowski, der mutmaßliche Täter im Mordfall von Bruneck, bleibt in Haft. Das hat der Haftrichter nach dem Garantieverhör am Samstagvormittag verfügt. Dem 23-Jährigen wird angelastet, am vergangenen Mittwoch den 30-jährigen Maxim Zanella in dessen Wohnung in der Groß-Gerau-Promenade in Bruneck getötet zu haben. Die Frage stand im Raum, ob okkulte Praktiken und Teufelsanbetung bei der Tat eine Rolle spielten.
Bekanntlich waren in der Wohnung Schädel und Skelette aus Plastik gefunden worden. Der 23-Jährige hat außerdem ein Tattoo, das die Zahl „666“ zeigt. In einschlägigen Kreisen steht die Zahl für den Antichristen.
Der Tatverdächtige zeigte sich geständig. Koslowski habe im Gerichtssaal auf alle ihm gestellten Fragen geantwortet, erklärte sein Anwalt Andreas Leiter in einer anschließenden Stellungnahme gegenüber Reportern. Dabei habe er auch Aussagen getätigt, die nicht zu seinem Vorteil seien. Außerdem habe er die Angehörigen um Entschuldigung gebeten und seine Absicht zum Ausdruck gebracht, mit den Ermittlern zusammenarbeiten zu wollen. Gleichzeitig wisse der 23-Jährige, dass eine Entschuldigung die Tat nicht ungeschehen machen könne.
„Er muss nicht uns um Verzeihung bitten, sondern sich selbst für das, was er gemacht hat“, erklärten die Eltern von Maxim Zanella, Carlo Alberto Zanella und seine Frau Giuliana. Anwalt Giancarlo Massari vertritt als Rechtsbeistand deren Interessen. Die Eltern erwägen, ob sie sich als Nebenkläger in das Verfahren einlassen, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
„Wir werden sehen, was wir tun. Wir möchten diese Sache so schnell wie möglich hinter uns bringen. Wir wollen nichts und wir fordern nichts, wir möchten nur, dass der Ablauf vor Gericht so kurz wie möglich dauert“, betonten die Eltern. Der Wunsch scheint angesichts ihrer Trauer über den Verlust ihres Sohnes und die Tat, die sich offenbar immer noch kaum erklären lässt, verständlich.
Das Motiv bleibt nach wie vor im Dunkeln. Anwalt Andreas Leiter wahrte größtes Stillschweigen über die Anhörung. Ein Element sickerte allerdings durch. Der Anwalt erklärte, sein Mandant habe präzisiert, dass „keine Kraft, keine Energie, keine Stimme“ ihn zu irgendetwas gedrängt habe. Der 23-Jährige, der selbst unverletzt war, soll zur Notaufnahme ins Brunecker Krankenhaus gegangen sein, um Hilfe für den 30-Jährigen zu holen und die Tat zu gestehen.
Dass die Tat mit irgendeinem Teufelskult in Zusammenhang steht, scheint damit weniger wahrscheinlich. Die Ermittler hatten auch diese These in Betracht gezogen, um zu verstehen, wie es zu dem Mord in Bruneck kommen konnte.
Laut Autopsie war ein einziger Messerstich in den Hals tödlich. Abwehrverletzungen wurden nicht festgestellt.