Von: mk
Kaltern – Gerade die unsichtbaren Folgen eines Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Traumas machen den Betroffenen zu schaffen. Das wurde auf dem ersten gemeinsamen Treffen aller Südtiroler Selbsthilfegruppen für Betroffene eines Schlaganfalls oder eines Schädel-Hirn-Trauma klar.
In Südtirol erleiden jährlich rund 1000 Menschen einen Schlaganfall oder ein Schädel-Hirn-Trauma. Dies kann zu Lähmungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Sprech- oder Sprachstörungen, oder zu vermindertem Denkvermögen führen. Die meisten Menschen wissen einfach nicht, wie sie mit den Betroffenen umgehen sollen. Familie, Freunde und Arbeitskollegen sind in dieser Situation besonders gefordert, da ein neuer Umgang miteinander gefunden werden muss.
In Kaltern haben sich letzte Woche erstmals alle in Südtirol aktiven Selbsthilfegruppen für Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma getroffen. Gekommen waren die Selbsthilfegruppen von Bozen, Brixen, Bruneck und Meran, sowie Dr. Roland Keim, Leiter des Psychologischen Dienstes in Brixen und Dr. Brigitte Greif vom Psychologischen Dienst des Krankenhauses Meran, die beide maßgeblich an der Entstehung der Selbsthilfegruppen beteiligt waren.
Organisiert wurde das Treffen von der Dienststelle für Selbsthilfegruppen und von der Dienststelle für Patientenorganisationen im Dachverband für Soziales und Gesundheit, mit Unterstützung ehrenamtlich tätiger Wegbegleiter von Selbsthilfegruppen. Die Lebenshilfe unterstützte das Treffen durch die Bereitstellung der Räumlichkeiten im Hotel Masatsch.
Bei dem Vernetzungstreffen sprachen die rund 40 anwesenden Betroffenen und Angehörigen offen über die vielen Probleme, auf die sie im Alltag stoßen. Gerade die unsichtbaren Folgen eines Schlaganfalls oder Schädel-Hirn-Trauma machen den Betroffenen zu schaffen. Auch die Familie, Freunde und Arbeitskollegen sind in dieser Situation besonders gefordert, da ein neuer Umgang miteinander gefunden werden muss.
Genau hier liegt eines der größten Probleme: Die meisten Menschen wissen einfach nicht, wie sie mit den Betroffenen umgehen sollen. Dies führt sehr oft dazu, dass sie sich zurückziehen, einfach aus Angst etwas falsch zu machen. Oder auch zu einer falschen Einschätzung der Situation und entsprechender Gehemmtheit. So sieht man den Betroffenen nicht immer ihre Schwierigkeiten an. Erst im direkten Gespräch und Umgang zeigen sich Aufmerksamkeits- und Konzentrationsdefizite, oft auch Sprech- oder Sprachstörungen.
Die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe erleben die Betroffenen in dieser Situation als äußerst wertvoll, da sie sich unter Gleichbetroffenen sofort verstanden und dadurch nicht mehr alleine fühlen. So schaffen sie es, ihre Einsamkeit zu überwinden und sich über den Erfahrungs- und Informationsaustausch gegenseitig zu unterstützen. In der Gruppe erleben sie Akzeptanz, Wertschätzung und auch, dass sie gemeinsam etwas gestalten und weiterbringen können.
Gemeinsam wollen die Gruppen deshalb nun auch versuchen, die Öffentlichkeit zum Thema Schlaganfall aufzuklären und für die vielschichtige Problematik zu sensibilisieren. Sehr interessiert sind die Gruppen an der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Fachleuten, die wichtige Multiplikatoren für die Gruppen selbst, aber auch für die Patienten sein können: Ein großes Anliegen der Betroffenen und ihrer Familien, ist, dass sie nach einem Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma seitens der behandelnden Fachleute gut aufgeklärt und informiert werden. Hervorgehoben wurde auch die Bedeutung der Vernetzung der Dienste untereinander und die Wichtigkeit, nach der Akutphase kontinuierliche Therapieangebote vor Ort zu erhalten.
Künftig sind weitere regelmäßige Vernetzungstreffen der Selbsthilfegruppen geplant, um ein gemeinsames Sprachrohr zu haben und mehr Stimme und Gewicht nach außen zu bekommen. Koordiniert werden sollen diese Treffen vom Dachverband und seinen beiden Dienststellen.