Von: mk
Bozen – Die Reform der Verkehrsordnung in Italien hat die Strafen für Trunkenheit am Steuer deutlich verschärft. Das wirkt sich nicht zuletzt auf den Umsatz von Bars, Restaurants und Diskotheken aus. Alkoholtests machen den Besuchern nun so richtig Angst.
Wer nun in Italien – und damit auch in Südtirol – mit einem Alkoholwert zwischen 0,5 und 0,8 Promille erwischt wird, muss mit einem Bußgeld zwischen 573 und 2.170 Euro sowie dem Entzug des Führerscheins von drei bis sechs Monaten rechnen. Bei einem Wert zwischen 0,8 und 1,5 Promille droht ein Bußgeld zwischen 800 und 3.200 Euro und eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten – zusätzlich zum Entzug des Führerscheins für ein Jahr.
Die verschärften Strafen, die seit 14. Dezember in Kraft sind, zeigen bereits Auswirkungen auf die Gastronomie. Bars, Restaurants und Diskotheken verzeichnen einen Rückgang der Umsätze, insbesondere bei alkoholischen Getränken. Kunden sind vorsichtiger geworden und befürchten, bei einer Kontrolle erwischt zu werden.
Besonders betroffen sind laut Gastronomen die Umsätze an Wochenenden und Feiertagen. Auch auf den Weihnachtsmärkten sei ein Rückgang des Alkoholkonsums zu beobachten gewesen, betätigt Mirko Bertoldi, der Verantwortliche für öffentliche Lokole im italienischen Kaufleuteverband Confesercenti laut Alto Adige online. „Die Betreiber bemerken, dass es sich um ein heikles Thema handelt. Am Tisch in den Lokalen wird oft darüber gesprochen und die Kunden trinken vermutlich ein Bier weniger im Vergleich zu vorher. Die Angst, bei einer Verkehrskontrolle aufgehalten zu werden, ist zu hoch.“
Viele Lokalbetreiber befürchten nun, dass die neue Verkehrsordnung zu einer deutlichen Veränderung der Gewohnheiten ihrer Kunden führt. „Zwar ziehen die Stände am Weihnachtsmarkt eine positive Bilanz, doch dies ist hauptsächlich auf die Mahlzeiten zurückzuführen, die dort angeboten wurden. Wein und Bier wurden etwas weniger konsumiert“, erklärt Kurt Unterkofler, der im hds für den Bereich Gastronomie verantwortlich ist.
Die Gäste seien verantwortungsbewusster geworden. „Sie sagen, dass sie sich nicht trauen, sich mit einem erhöhten Alkoholpegel ans Steuer zu setzen“, fügt Unterkofler hinzu. Bars, die untertags geöffnet haben, seien weniger betroffen als Restaurants oder Diskotheken am Abend. Der Trend, dass weniger Alkohol konsumiert wird, sei bereits seit Jahren spürbar und werde nun durch die neue Straßenordnung vermutlich verstärkt.
In der Tat wurden im Jahr 2023 bei Verkehrskontrollen 685 Führerscheine entzogen. Dies entspricht einem Rückgang von 14,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei dem es sich um ein wahres Rekordjahr handelte. 2022 waren 800 Führerscheine in Südtirol entzogen worden.
Gesellschaftliche Debatte
„Die neuen Vorschriften sind einerseits zwar positiv, da sie zur Verkehrssicherheit beitragen. Alkohol hat starke Wirkung auf unsere Gesundheit und unsere Reaktionsfähigkeit“, erklärt Peter Koler vom Forum Prävention. Andererseits gebe es die Kritik, dass die Strafen zu hart seien. Viele fänden es übertrieben, den Führerschein zu verlieren, nachdem man zwei oder drei Bier getrunken hat. Die Reform spalte die öffentliche Meinung. Liegt der Alkoholpegel über 1,5 Promille, wird das Fahrzeug beschlagnahmt und die Fahrerlaubnis bis zu zwei Jahren aufgehoben.
Die gestiegene Vorsicht der Autofahrer hat auch Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr. Die Nachfrage nach Taxis und anderen Fahrdiensten ist gestiegen. In Bozen gebe es jedoch noch Engpässe bei den Taxis, erklärt Betroldi. „Die Menschen sind grundsätzlich bereit, das Auto zuhause stehen zu lassen. Allerdings braucht es ein entsprechendes Angebot – vor allem in den Nachtstunden.“
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