Polizei kommt wohl gerade noch rechtzeitig

Verzweifelte Hilferufe in Bozen: „Er bring mi um“

Mittwoch, 05. März 2025 | 11:21 Uhr

Von: mk

Bozen – Ein verstörender Fall von familiärer Misshandlung hat am Dienstagnachmittag die Polizei in Bozen auf den Plan gerufen. Eine 30-jährige Frau ist von einem Mann in trunkenem oder berauschtem Zustand angegriffen worden – bis jemand die Landesnotrufzentrale unter der einheitlichen Nummer 112 verständigte.

Umgehend eilten Beamte der Staatspolizei zu einem Gebäude im historischen Stadtzentrum. Bereits in der Seitenstraße, die am Mehrfamiliengebäude vorbeiführt, waren die Ordnungshüter in der Lage, die verzweifelte Stimme der Frau zu hören. „Er bring mi um!“, rief die 30-Jährige im Südtiroler Dialekt, während der Mann sie im barschen Ton ebenfalls in derselben Lautstärke anschrie, sie solle gefälligst still sein.

Die Polizisten forderten unmittelbar Verstärkung an und stürmten das Gebäude. Immer deutlicher vernahmen sie die Hilferufe der Frau. Sie folgten dem Lärm, bis sie herausfanden, dass er aus einem Appartement im ersten Stock kam.

Nachdem die Ermittler neben den Schreien auch noch laute Schläge im Inneren der Wohnung hörten, versuchten sie, sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen. Plötzlich öffnete ein Mann die Tür einen Spalt breit und wollte wissen, wer da war. Als er erkannte, dass es sich um die Polizei handelte, versuchte er rasch, die Eingangstür wieder zu schließen. Die Beamten hielten jedoch dagegen.

Bis zuletzt leiste der Mann Widerstand und versuchte, die Polizisten mit Gewalt zur Seite zu schieben und ihnen den Zutritt zur Wohnung zu verwehren.

Nachdem sie den Mann überwältigt hatten, eilten die Beamten zur jungen Frau, die sich im Wohnzimmer in einem Zustand deutlicher Aufregung auf dem Boden befand. Sie hatte ein geschwollenes Gesicht mit einer Schnittwunde an der linken Augenbraue, aus der reichlich Blut austrat. Ihre Handgelenke und der Hals waren gerötet, was auf ein gewaltsames Zupacken ihres Angreifers hindeutete.

Nachdem es den Polizisten gelungen war, die 30-Jährige zu beruhigen, berichtete sie, dass der Mann gerade versucht habe, sie zu töten. Nur dank Einschreiten der Polizei habe keine Zeit gehabt, seinen mordlüsternen Plan zu vollenden.

In der Zwischenzeit war eine weitere Polizeistreife eingetroffen, die mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten dem Angreifer Handschellen angelegt und ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Sanitäter, die mit einem Krankenwagen herbeigeeilt waren, kümmerten sich um die Erstversorgung der Frau. Anschließend wurde sie ins Bozner Spital gebracht. Laut ärztlichen Prognosen beträgt die Heilungsdauer rund 15 Tage.

Der Angreifer wurde auf die Quästur gebracht, wo er den Beamten gegenüber weiterhin ein feindseliges Verhalten an den Tag legte. Bei mehreren Gelegenheiten wand er sich und versuchte, auf die Ordnungshüter einzuschlagen, um sich zu befreien und die Flucht zu ergreifen.

Wie die Frau berichtete, hatte sie etwa zwei Jahre lang eine Beziehung mit ihrem Peiniger geführt – einem 35-jährigen Mann aus Bozen, der bereits wegen Bedrohung und früherer Gewalttaten aktenkundig ist. Aufgrund zahlreicher Vorfälle von körperlicher Gewalt hatte die Frau erst kürzlich die Beziehung beendet. In der Vergangenheit war die Polizei zwar mehrmals eingeschritten, doch die 30-Jährige hatte nie formell Anzeige erstattet.

Erst vor wenigen Tagen war der Ex-Partner der Frau von Quästor Paolo Sartori verwarnt und aufgefordert worden, an einem Rehabilitationsprogramm bei einer spezialisierten Einrichtung teilzunehmen.

Die 30-Jährige berichtete außerdem, dass die sich die beiden am Dienstagnachmittag in ihrer Wohnung zu einem letzten Treffen verabredet hätten, um ihre Beziehung in Freundschaft zu beenden – ein Umstand, den der Mann zuvor nie akzeptiert hatte. Als die Frau versuchte, ihren Standpunkt darzulegen, wurde der 35-Jährige wütend und begann immer lauter zu schreien. Aus Angst vor einem weiteren Streit wollte die Frau ihren ehemaligen Partner fortschicken, was ihr jedoch nicht gelang: In seiner Rage warf er die Frau mit Gewalt zu Boden, er trat auf sie ein und packte sie am Hals. Er würgte sie, bis sie beinahe das Bewusstsein verlor.

Obwohl der Mann die Frau auch an den Handgelenken festgehalten und ihr eine Reihe von Ohrfeigen verpasst hatte, versuchte sie, sich zu verteidigen: Die 30-Jährige, die viel Blut verloren hatte, glaubte, sie müsse sterben. Nur das Eintreffen der Polizei hat den Mann wohl gestoppt.

Der 35-Jährige wurde wegen Misshandlung, Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen und ins Bozner Gefängnis überstellt. Nun kümmert sich die Staatsanwaltschaft um den Fall. Quästor Paolo Sartori hat angesichts der Schwere des Geschehens eine Sonderüberwachung des Mannes angeordnet.

Bezirk: Bozen

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