ASTAT veröffentlicht Südtiroler Seniorenstudie

Vier Dinge sind für Südtiroler Senioren besonders wichtig

Donnerstag, 04. Juli 2024 | 10:39 Uhr

Von: mk

Bozen – Das Landesinstitut für Statistik (ASTAT) veröffentlicht in der Publikation „Südtiroler Seniorenstudie – 2023“ die Ergebnisse der Erhebung über die zu Hause lebende Südtiroler Bevölkerung im Alter von 75 Jahren und mehr. Die Umfrage, an der insgesamt 1.695 Personen teilgenommen haben, wurde im Frühjahr 2023 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Public Health durchgeführt. Es handelt sich um die zweite Ausgabe der Erhebung nach jener von 2013.

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Ziel der Studie ist es, die Probleme, Verhaltensmuster, Tätigkeiten, zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gesundheit der älteren Personen unter die Lupe zu nehmen.

Anteil der Senioren steigt

Das Thema ist auch aufgrund der alternden Bevölkerung besonders wichtig. Ausgehend von den Volkszählungen ist der Anteil der Personen im Alter von 75 Jahren und mehr in den letzten 50 Jahren in Südtirol schrittweise angestiegen: Er betrug 2,8 Prozent im Jahr 1971, 4,0 Prozent im Jahr 1981, 5,7 Prozent im Jahr 1991, 7,1 Prozent im Jahr 2001, 8,7 Prozent im Jahr 2011 und 10,6 Prozent im Jahr 2021.

In den letzten 20 Jahren (seit die Daten zur Verfügung stehen) ist jedoch auch der Anteil der Personen im Alter von 75 Jahren und mehr, die sich als gesund bezeichnen, gestiegen (von etwa 26 auf etwa 45 Prozent) und folglich auch die gesunde Lebenserwartung bei der Geburt (von ca. 60 Jahren auf ca. 69 Jahre).

Vier Dinge sind für alle Seniorinnen und Senioren in Südtirol wichtig: die Gesundheit, ein sicheres Einkommen, die Familie und die eigene Wohnung. Weitere zwei Bereiche erhalten mit Prozentsätzen zwischen 80 und 90 Prozent ebenso positive Antworten, nämlich die Freundschaften und die Aktivitäten.

Es folgen die Religion (die als einzige eine leichte Abnahme im Vergleich zu 2013 verzeichnet) und die Nachbarschaften. Weniger wichtig sind hingegen zwei Aspekte, die aufgrund ihrer Häufigkeit mit den anderen schwer vergleichbar sind: Freizeit/Urlaub und Vereine/Ehrenamt.

Das Schlusslicht bildet die Politik, die mehr negative als positive Antworten verzeichnet. Die Gesundheit steht für alle soziodemographischen Gruppen an erster Stelle, ohne dass besondere Unterschiede deutlich werden.

Freundschaften sind für alle wichtig. Trotzdem werden einige geschlechts- und ortsbedingte Unterschiede deutlich: Männer und in Bozen lebende Personen teilen diesem Bereich eine größere Bedeutung zu. Dasselbe gilt auch für Personen ohne Kinder, die damit das Ergebnis in Bezug auf die Bedeutung der Familie auszugleichen scheinen.

Für in Bozen lebende Personen sind Freizeit und Urlaub wichtiger als für die, die in anderen Gemeinden wohnen; ebenso für Personen mit höheren Finanzmitteln. Unterschiede werden auch nach Alter und Studientitel deutlich: Jüngere Personen und solche mit einer höheren Ausbildung neigen dazu, diesem Bereich mehr Bedeutung zuzuschreiben. Dieser Lebensaspekt verzeichnet auch die stärkste Zunahme an Bedeutung seit der letzten Erhebung vor zehn Jahren.

Vereine und Ehrenamt sind vor allem für Personen italienischer Muttersprache, Männer und Personen mit einem höheren Schulabschluss wichtig.

Zufriedenheit mit der gegenwärtigen Lebenssituation

Von wenigen Ausnahmen (drei bis vier Prozent) abgesehen sind die Südtiroler Seniorinnen und Senioren mit ihrer Familie und Wohnlage zufrieden. Bei Freundschaften und Freizeit beträgt die Unzufriedenheit zwischen 13 und 14 Prozent.

18 Prozent der Seniorinnen und Senioren haben Probleme mit ihrer finanziellen Lage. Die größten Probleme betreffen jedoch die Gesundheit, die zudem als wichtigster Lebensbereich hervorgegangen ist. Jede vierte Person ist mit ihrer Gesundheit unzufrieden.

Sorgen

Ältere Personen befürchten vor allem zu erkranken und nicht mehr selbständig zu sein (über 20 Prozent denken oft oder dauernd daran).

Acht Prozent denken oft an den Tod und zehn Prozent sind oft unglücklich oder melancholisch. Im Vergleich zu 2013 nehmen alle negativen Gedanken zu, insbesondere die Angst, keine Freunde zu haben oder hilflos und melancholisch zu sein.

Unglücklicher sind vor allem in Städten lebende Personen (was auch Unterschiede nach Muttersprache zur Folge hat), über 84- Jährige (mit entsprechenden Unterschieden nach Geschlecht), partnerlose Personen und Personen, die ihre Mittel als nicht ausreichend bezeichnen.

Die Vorteile des Alters

Die über 74-Jährigen genießen in erster Linie die Zeit, die sie nun mit der Familie, den Enkelkindern und dem Freundeskreis verbringen können (48 Prozent). Positiv bewertet werden auch die größere Gelassenheit (41 Prozent) und der geringere Stress (37 Prozent). Einige spüren, aufgrund des Alters von der Familie und der Gesellschaft mehr geschätzt zu werden.

Etwa jede vierte ältere Person kann dem Alter keinen Vorteil abgewinnen. Auch die Überzeugung, dass das Älterwerden Vorteile bringt, hängt von der Altersklasse (75-84), der finanziellen Lage und der Partnerschaft ab. Es sind auch Unterschiede zwischen Stadt- und Landgemeinden zu beobachten; Personen deutscher Muttersprache sind daher auch positiver eingestellt.

Lebensbilanz und dramatische Momente im Leben

Im Großen und Ganzen bewerten Seniorinnen und Senioren ihren Lebenslauf positiv, obwohl jede zweite befragte Person heute vieles anders machen würde. Dabei sind 76 Prozent jedoch (sehr oder ziemlich) der Auffassung, dass früher wahrscheinlich vieles gar nicht möglich gewesen wäre. Auch bei dieser Frage fallen eine Partnerschaft und die finanzielle Lage ins Gewicht. Nach Sprachgruppen werden hingegen keine Unterschiede deutlich.

Bezirk: Bozen

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