Von: luk
Schlanders – Die Umweltschutzgruppe Vinschgau ging in diesem Jahr der Frage nach, ob der Kopfsalat in den Hausgärten frei von Pestiziden ist. Dazu hat sie mehrere Stichproben gezogen. “Die Ergebnisse haben überrascht”, schreiben die Aktivisten in einer Aussendung.
Seit Jahren bemüht sich die Umweltschutzgruppe Vinschgau die Verantwortlichen in Politik und Landwirtschaft auf das Problem der Pestizidabdrift auf öffentlichen Flächen durch Entnahme von Grasproben aufmerksam zu machen. “Die Reaktion der Verantwortungsträger bestand bislang darin zu beschwichtigen mit der Begründung, dass Gras nicht gegessen wird.” Dieses Jahr ging die Umweltschutzgruppe Vinschgau der Frage nach, wie es um die Pestizidbelastung von Salat in unseren Hausgärten steht, der bekanntlich gegessen wird.
Am 13. Juni wurden elf Salatproben in biologisch bewirtschafteten Hausgärten an zehn verschiedenen Standorten in den Gemeinden Naturns, Kastelbell, Latsch, Schlanders, Laas, Prad und Mals mit dem Einverständnis der BesitzerInnen gezogen. Die Analyse der Proben erfolgte im Labor von Carsten Brühl an der Universität Koblenz – Landau. Die Analyseergebnisse wurden vom Toxikologen Peter Clausing interpretiert.
“Die Ergebnisse zeigen, dass keine einzige Probe frei von Rückständen war, insgesamt wurden 13 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. In den einzelnen Proben wurden mindestens zwei und maximal acht verschiedene Wirkstoffe festgestellt. vier der gefundenen Wirkstoffe wurden von den EU – Behörden als die Fortpflanzung schädigend und Organ schädigend klassifiziert, nämlich Fluazinam, Penconazol, Spiroxamin und Terbuthylazin”, fassen die Umweltschützer zusammen.
“Die Genehmigung dieser vier Wirkstoffe wurde bereits ein bis zwei Mal verlängert, weil den Behörden die Ressourcen für eine rechtzeitige Neubewertung des Wirkstoffes fehlten. Bei der Zulassung der Wirkstoffe wird die mögliche Kombinationswirkung mehrerer Wirkstoffe nicht berücksichtigt. Fluazinam wurde in zehn von elf Proben nachgewiesen. Im Tierversuch wurden durch diesen Wirkstoff Missbildungen bei den Föten beobachtet und er wird als potentiell Hormon schädigend eingestuft”, so die Umweltschutzgruppe.
Penconazole führe im Tierversuch ebenfalls zu Missbildungen der Föten und wird als Hormon schädigend eingestuft. “Spiroxamine führt im Tierversuch zu Missbildungen der Föten und zu toxischen Effekten beim Muttertier. Terbuthylazine wurde als krebserregend und Hormon schädigend eingestuft”, heißt es weiter.
Auch DDT gefunden
Außerdem wurden die Salatproben im Labor TLR International Laboratories (NL) auf DDT überprüft. In zwei von elf Proben wurden Rückstände von DDT nachgewiesen, das seit ca. 50 Jahren in der EU verboten ist. “Dass auch der Boden nach 50 Jahren noch mit DDT/ Metaboliten (Abbauprodukten) belastet ist, zeigten Bodenproben, die zusätzlich gezogen wurden. Dieses Ergebnis macht deutlich, dass Pestizide nicht aus dem Boden verschwinden, sondern sich dort anreichern und Jahrzehnte lang Mensch und Umwelt gefährden”, so die Umweltschützer.
Angesichts dieser Befunde fordert die Umweltschutzgruppe Vinschgau die Verantwortungsträger auf, die Ausbringung von Pestiziden drastisch zu reduzieren und Maßnahmen zu ergreifen, um die Siedlungsgebiete vor Pestizidabdrift zu schützen. “Ein nach wissenschaftlichen Standards erstelltes Pestizidmonitoring ist ebenso unerlässlich, wie die Aufklärung der Bevölkerung über die möglichen Gesundheitsrisiken, so wie von den EU-Behörden vorgeschrieben”, heißt es abschließend.