Von: mk
Bozen – Die chinesische Gemeinde in Südtirol ruft ihre eigenen Landsleute auf, sich selbst 14 Tage lang zu isolieren, sollte man eben erst von einem Besuch in China zurückgekommen sein. Nach einer ärztlichen Kontrolle soll es dann wieder zur Arbeit gehen. Dafür ist man auch bereit, tief in die eigene Tasche zu greifen, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.
„Wir sind die ersten, die niemanden anstecken wollen und wir denken auch daran, Landesrat Thomas Widmann in eines unserer Restaurants einzuladen. Von uns droht keine Gefahr“, schreibt Liu Giada in einem Aufruf auf Facebook. In Südtirol leben rund 3.000 Chinesen. Neben Betreibern von Bars und Restaurants handelt es sich unter anderem auch um Inhaber von Geschäften sowie von Friseur- und Schönheitssalons.
Liu Giada führt seit Jahren selbst ein Restaurant in Südtirol. „In der Arezzo-Straße in Bozen haben wir nun einen kleines Appartementhaus gemietet, das mit insgesamt zehn Schlafplätzen ausgestattet ist“, erklärt die Frau laut Alto Adige. Dort sollen sich Chinesen freiwillig 14 Tagelang in Quarantäne begeben, falls sie eben erst aus China zurückgekehrt sind.
Bezahlt wird die Miete aus einem Spendentopf, in dem viele Chinesen bereits eingezahlt haben. 40.000 Euro sind mittlerweile zusammengekommen. Auch Südtirolern, die in China waren und nun zurückehren, soll das Haus offen stehen.
Derzeit befinden sich drei Personen im Gebäude – ein Paar und eine Mann, die eben erst nach einem Aufenthalt in Shanghai nach Hause gekommen sind. In Wuhan, dem Epizentrum des Virus, ist niemand gewesen. Niemand der Betroffenen weist Symptome auf. Doch man wolle auf Nummer sicher gehen.
„Wir haben uns so organsiert, dass wir das Gebäude mit Essen versorgen können, ohne es selbst betreten zu müssen“, erklärt Liu Giada. Die Entscheidung sei notwendig gewesen. „Wir haben ein Vertrauensverhältnis zu diesem Land, und wenn wir den Südtirolern versichern, dass sich niemand angesteckt hat, wollen wir, dass dies auch so ist“, betont die Frau laut Alto Adige.
Die beiden chinesischen Touristen, die positiv auf das Virus getestet und in Rom isoliert wurden, hätten unbestreitbar Misstrauen gegenüber Chinesen in Italien hervorgerufen. „Dadurch haben wir auch mehr Schwierigkeiten bei unserer beruflicher Aktivität“, sagt Liu Giada. Der Rückgang der Kundschaft variiere derzeit zwischen 20 und 60 Prozent.
Während in Südtirol die deutschsprachige Bevölkerung eher einen kühlen Kopf zu bewahren scheint, seien die Italiener mehr verängstigt.
In den vergangenen Tagen hatte sich bereits Wen Jianhai, der Präsident der Vereinigung chinesischen Kaufleute in Südtirol zu Wort gemeldet. Auch er hat seine Landsleute aufgerufen, sich nach einem China-Aufenthalt freiwillig in der eigenen Wohnung zu isolieren und Kontakte mit der Außenwelt zu vermeiden. Zu einem finanziellen Ausgleich während der Zeit des Arbeitsausfalls trägt die Vereinigung selbst bei.
Mit der Miete des Appartementhauses ist nun ein weiterer wichtiger Schritt erfolgt – wohl in erster Linie, um das Vertrauen wieder herzustellen.