Von: mk
Lana – Eine 70-jährige Touristin aus Deutschland, die am Samstag gegen 9.00 Uhr am Vormittag mit ihrem Pkw samt Caravan-Anhänger von Lana auf der Schnellstraße MeBo in Richtung Bozen unterwegs gewesen ist, berichtet von einem erschreckenden Erlebnis.
Ein „furchtbarer Knall“ habe plötzlich ihr Fahrzeug erschüttert. Die Urlauberin dachte sofort an einen geplatzten Reifen. Allerdings überholte sie kurz darauf ein beiger Kleinwagen mit Dachgepäckträger und eine schwarzhaarige Frau fuchtelte erregt mit den Armen aus dem Seitenfenster. Die Lenkerin des Kleinwagens deutete auf die Reifen und signalisierte der Urlauberin, sie solle rechts ranfahren.
Da aber das Gespann die Spur hielt, befielen die Touristin Zweifel: Immer wieder kommt es vor, dass Trickbetrüger Fahrzeuge mit irgendwelchen Gegenständen „bewerfen“, um einen Unfall vorzutäuschen. Die Deutsche hatte im Internet von solchen Fällen in der Gegend um Barcelona gelesen.
Gleichzeitig fiel ihr auf, dass keiner der anderen Autofahrer ähnlich aufgeregte Gesten in ihre Richtung machte. Das betreffende Auto fuhr dann auf der Überholspur vorbei. An der nächsten Bucht nutzte die Urlauberin ihre Chance, um anzuhalten und zu schauen, ob alles an ihren Reifen und am Fahrzeug in Ordnung ist. Doch das Ungemach war damit noch nicht vorbei.
Bereits an der nächsten Haltebucht wartete die schwarzhaarige Frau schon wieder gestikulierend am Rand. Die Touristin fuhr schnurstracks vorbei, aber schon kurz darauf näherte sich ihr das beige Auto auf der Überholspur – mit dem Versuch, die Touristin von der Fahrbahn auf den Seitenstreifen zu drängen. „Gott sei Dank bildete sich dahinter eine Autoschlange, die hupend dafür sorgte, dass der Kleinwagen Gas geben musste“, sagt die Frau.
Trotz ihres „Schutzengels“ entschloss sich die erschrockene Touristin, bei der nächsten Tankstelle eine Rast einzulegen. Dort berichtete sie den Mitarbeitern von dem Erlebnis mit der Bitte, die Polizei zu benachrichtigen. Eine Dame unter den Mitarbeitern bemerkte den Schock der Frau und spendierte ihr einen Cappuccino und ein Wasser. „Sie war sehr emphatisch, an dieser Stelle vielen Dank“, erzählt die Touristin gegenüber Südtirol News.
Die anderen Mitarbeiter an der Tankstelle hätten der Frau dann erklärt, den Carabinieri seien die Hände gebunden, da letztendlich nichts passiert sei. Erst als die Urlauberin weiter fuhr, bemerkte sie, dass sich auf ihrer Windschutzscheibe an der Beifahrerseite ein spinnennetzartiges Einschussloch befand. Sie ist sich sicher, dass es sich um keinen Zufall handelt. Da sie selbst aus einer Jägerfamilie stammt, vermutet sie vielmehr, dass mit einem Luftgewehr auf ihren Wagen geschossen wurde. „Man hatte auf meine Reifen gezielt, aber ‚nur‘ die Windschutzscheibe getroffen“, erklärt die Urlauberin.
Sie zeigt sich über den Vorfall bestürzt. „Die Kriminalität, die einen davon abschreckt, den Süden Italiens zu bereisen, hat hier offenbar auch Fuß gefasst“, meint die Touristin. Sie habe vorerst genug von Südtirol. Sie reise seit zwei Jahren durch Europa – bis Marokko, Spanien und Portugal. Bislang sei noch nie etwas passiert. Bis heute. „Zufall, Pech, klar, aber wehret den Anfängen“, meint die Urlauberin.