Von: mk
Bozen – „Hallo, kann ich Sie kurz sprechen?“ Es klingt wie eine harmlose, banale Nachricht, aber hinter dieser einfachen Frage verbirgt sich eine digitale Falle. Zwischen Ende 2024 und Anfang 2025 haben sich Betroffene an das Europäische Verbraucherzentrum Italien mit Sitz in Bozen gewandt und erzählt, dass sie Opfer dieses raffinierten Online-Betrugs geworden sind und in der Folge enorme finanzielle Verluste erlitten haben. Oberflächlich betrachtet schien es sich um eine Art Phishing zu handeln, doch bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass es sich um eine gut organisierte und sehr gefährliche Betrugsmasche handelt, welche sogar den Transfer Gelder illegaler Herkunft (so genanntes „Money Muling“) umfassen kann.
Wie läuft die Betrugsmasche ab?
Alles nahm mit einer Nachricht, die auf beliebten Messaging-Plattformen einging, seinen Anfang: „Hallo, kann ich Sie kurz sprechen?“. Einige gingen darauf ein und antworteten, schließlich könnte man das Gespräch jederzeit unterbrechen. Doch diese Entscheidung war der Beginn eines digitalen Albtraums.
Schon bald verlagerte sich der Dialog auf ein scheinbar lukratives Angebot: die Aussicht auf kleine Vergütungen im Gegenzug für das Liken von Videos oder Beiträgen auf sozialen Netzwerken (15 Cent pro Like). Die ersten bescheidenen aber leicht verdienten Beträge (sechs Euro) wurden schnell gutgeschrieben und stärkten das Vertrauen der Opfer. Anschließend wurden die Betroffenen eingeladen, „exklusiven“ Gruppen von fünf bis sechs Teilnehmern beizutreten, um angeblich mit bekannten Marken zusammenzuarbeiten und in der Folge größere Gewinne zu erzielen. Doch damit begann der Teufelskreis: Innerhalb der geschlossenen Gruppe wurden die Opfer stark unter Druck gesetzt, Einzahlungen oder Überweisungen vorzunehmen, mit dem Versprechen, angebliche Preise und Belohnungen zu erhalten. Das Ganze war in Wirklichkeit nur eine Farce, um den Opfern weiterhin Geld zu entlocken. Sie wurden dann von Gruppe zu Gruppe weitergereicht, wobei immer höhere Einzahlungen nötig waren – in der Hoffnung, die notwendigen Punkte zu erhalten, um angebliche Prämien freizuschalten.
Das Ergebnis? In den dem EVZ gemeldeten Fällen führte die Kombination aus Druck, neuen Gruppen und Stress, um fiktive Prämiencodes zu erhalten, dazu, dass die Betroffenen in einem Fall mehr als 40.000 Euro und in einem anderen sogar mehr als 300.000 Euro gezahlt haben – Beträge die wohl für immer verloren sind.
Wie man erkennt, dass man betrogen wird?
Um nicht in die Fall zu tappen und keine Zahlungen zu tätigen, die in der Praxis unwiederbringlich sind, sollte man bei verdächtigen Nachrichten auf folgende Warnsignale achten:
Kontaktversuche von Fremden über Instant Messaging oder soziale Netzwerke.
Angebote von leicht verdienbarem Geld für einfache Tätigkeiten, wie das Setzen von Likes oder die Überweisung von Geld.
Kommunikation, die ausschließlich über Chats stattfindet und andere, offiziellere Kanäle vermeidet.
Jobangebote ohne spezifische Anforderungen oder erforderliche Fähigkeiten.
Die Rechtsberaterin des EVZ, Rebecca Berto, warnt: „Im schlimmsten Fall könnte sich hinter diesen Kontakten sogar der Versuch verbergen, ‚Geldesel‘ anzuwerben, die die Bankkonten der Opfer zur Überweisung von Geldern illegaler Herkunft, nutzen.“ Die Opfer werden dann sogar zu unfreiwillig von kriminellen Organisationen zur Komplizenschaft herangezogen.
Was man im Falle eines Betrugs tun sollte
Wenn man derartige Nachrichten erhält, sollten man diese unbedingt ignorieren, den Chat löschen und den Absender blockieren.
Wenn man bereits finanzielle Verluste erlitten hat, sollte man alle Zahlungen bzw. Geldüberweisungen unmittelbar einstellen und sofort Anzeige bei den Polizeibehörden erstatten. Jede Meldung ist wichtig für die Bekämpfung solcher Betrügereien und die Gerichtsbarkeit bleibt die einzige zuständige Stelle, an die man sich im Falle eines Betrugs wenden kann.
Wie das EVZ betont, ist Vorbeugung hier das Wichtigste. „Lassen Sie sich nicht täuschen: Eine einfache Nachricht kann Sie letztendlich teuer zu stehen kommen. Die richtigen Signale erkennen und die Masche zu durchschauen, ist der einzig sichere Weg, um sein Geld nicht zu verlieren“, so die Verbraucherschützer.
Kontakt zum Europäischen Verbraucherzentrum telefonisch unter 0471 980939 oder mittels E-Mail an info@euroconsumatori.org.
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