„Oben bleiben. Landwirtschaft und Gesellschaft“

Vortragsreihe beleuchtet Herausforderungen der Landwirtschaft

Donnerstag, 09. Januar 2025 | 12:08 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Situation der Landwirtschaft aus historischer und ethnologischer Perspektive ist das Thema einer Vortragsreihe, die das Zentrum für Regionalgeschichte, das Naturmuseum, die Freie Universität Bozen, Geschichte und Region und der Ethnologische Verein Südtirol im Gedenkjahr zu 500 Jahre Bauernkrieg 1525 und im Kontext des Euregio-Museumsjahres 2025 organisieren. Am 16. Jänner geht es los.

Der als „Strukturwandel“ bezeichnete Transformationsprozess in der Landwirtschaft hat weltweit zu einer paradoxen Entwicklung geführt: Auf der einen Seite ist die landwirtschaftliche Produktion erheblich gestiegen, auf der anderen Seite ist die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in einem noch nie dagewesenen Maß zurückgegangen. Diese Entwicklungen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Agrarlandschaft, auf die Verteilung von Ressourcen, auf ökologische und soziale Systeme, sowie auf Biodiversität und Klimawandel. Die Gründe für dieses Phänomen sind vielfältig und reichen von wirtschaftlichem Druck vor dem Hintergrund internationaler Wettbewerbsfähigkeit und steigender Betriebskosten bis hin zu bürokratischen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Agrarpolitik und den Subventionen. Jenseits der offenkundigen Herausforderungen sozialer Ungleichheit sehen sich Bauern und Bäuerinnen mit einer Vielzahl komplexer Fragen konfrontiert, die sich über verschiedene Dimensionen – von ökologischen und klimabezogenen Belangen bis hin zu ethischen Überlegungen im Bereich des Tierschutzes und der direkten Vermarktung – erstrecken.

Wie reagieren die Bäuerinnen und Bauern auf diese enormen Herausforderungen, die sich in der Erschöpfung des Bodens, im Klimawandel und zunehmender Bürokratisierung zeigen? Wie gehen sie mit Abhängigkeiten – Pestizide, Kraftfutter, Dünger – um? Was tun sie gegen die teils gewaltsame, teils schleichende Veräußerung ihrer Rechte – Gentechnik, Patente, – bis hin zur Zerstörung ihrer Lebensgrundlage? Wie bringen sie Landwirtschaft und Natur zusammen? Welche Möglichkeiten der Gegenwehr haben sie und welche Strategien des Widerstandes entwickeln sie? Sind sie damit erfolgreich? Haben sie eine Chance gegen die globalen Marktentwicklungen, die vermeintliche Rationalisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft und können sie ihr Land, ihre Lebensgrundlage verteidigen?

Ausgehend von einem historischen und anthropologischen Blick auf bäuerliche Lebenswelten werden in der Vortragsreihe „Oben bleiben. Landwirtschaft und Gesellschaft“ Analyse und Praktiken von bäuerlicher Widerständigkeit und kreativen Umgang mit diesen existenzbedrohenden Lebenslagen in historischer und aktueller Perspektive diskutiert. Von Jänner bis Mai 2025 finden drei Vortragsabende, zwei Werkstattgespräche und ein Filmabend zu diesen umfassenden und herausfordernden Themenbereichen statt (das Programm im Detail unter: https://regionalgeschichte.it). Alle Vorträge sind auch online zugänglich und werden gestreamt.

Am Auftaktabend am 16. Jänner um 18 Uhr im Naturmuseum Südtirol spricht Ernst Langthaler, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Linz und Leiter des Instituts für Geschichte des ländlichen Raums, St. Pölten über den Agrarstrukturwandel nach 1945, Ulrike Tappeiner, Professorin für Ökosystemforschung und Landschaftsökologie, sowie Präsidentin der Freien Universität Bozen über die ökologischen Auswirkungen der Landnutzung. Der Vortrag ist auch online auf dem YouTube-Kanal des Museums unter https://www.youtube.com/live/jJvLG-6gYTk zu sehen.

Programm:

16.1.2025, 18.00 Uhr, Vortragsabend: Ernst Langthaler (Linz), Wachsen, Weichen oder Weitermachen? Bäuerliches Wirtschaften im Agrarstrukturwandel nach 1945; Ulrike Tappeiner (Innsbruck/Bozen), Ökologische Auswirkungen der Landnutzung

20.2.2025, 18.00 Uhr, Vortragsabend: Rolf Bauer (Wien), Sklaven, Bauern, Migranten. Arbeit in der globalen Landwirtschaft von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart

12.3.2025, 20.00 Uhr, Filmabend im Filmclub: „Der Vielfaltsbauer: So schmeckt die Erhaltung alter Sorten“, Farmfluencer of South Tyrol; „Seed: The untold Story“ Regie: Jon Betz, Taggart Siegel. Gespräch im Anschluss mit der Co-Regisseurin des Kurzfilms Meike Hollnaicher und Protagonist Michael Pfeifer

20.3.2025, 18.00 Uhr, Werkstattgespräch „Über Wiesen und Weiden“: Christine Bajohr, Landwirtin, AERA Land Gmbh, Allgäu; Petra Oberhollenzer, Bergbäuerin Sarntal; Georg Niedrist, Biologe, Eurac; Almut Schneider, Sozialanthropologin, HEVS- Wallis, Schweiz

10.4.2025, 18.00 Uhr, Laboratorio “Alberi e agricoltura in città”: Marco Tomasi (Merano), Alberi in città. Elementi fondamentali di sostenibilità ambientale e di valorizzazione delle aree urbane; Hilary Solly, antropologa sociale, esperta di orti comunitari e interculturali (ex gestrice dell’Orto Semirurali dell’Associazione Donne Nissà); Argante Brancalion, Reinhard Dallinger, Klaus Griesser, Regreen Rentsch

15.5.2025, 18.00 Uhr, Conferenza: Mattia Omezzolli (Riva), Frutteti: un patrimonio di cultura, agrobiodiversità e biodiversità

Konzeption und Organisation: Siglinde Clementi, Johanna Platzgummer, Elisabeth Tauber

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen