"Diskretion wird groß geschrieben"

Keine Privacy? Apotheker wehren sich

Donnerstag, 04. August 2016 | 15:41 Uhr
Update

Von: luk

Bozen – Die Diskretion in Apotheken ist eine Maxime, sagen die Apotheker in Südtirol und reagieren damit auf eine Erhebung der Verbraucherzentrale, die sagt, dass die Privatsphäre der Kunden nicht eingehalten wird.

Wünscht ein Patient ein privateres Umfeld für die Beratung, werde ihm das auch angeboten, betont Apotheker Stefan Peer aus Lana.

Landesrätin Stocker: Vertraulichkeit in den Apotheken ist wichtig

In Zusammenhang mit der Überprüfung der Diskretion in den Apotheken unterstreicht LRin Stocker die Bedeutung der Vertraulichkeit in Gesundheitsfragen.

„Vertraulichkeit ist immer dann besonders wichtig, wenn es um Gesundheit und Krankheit geht“, betont Gesundheitslandesrätin Stocker im Hinblick auf die Überprüfung der Einhaltung der Diskretion in den Südtiroler Apotheken durch die Verbraucherzentrale Südtirol. Im Gespräch mit dem Apothekerverband und Federfarma wird die Landesrätin diese Thematik vorbringen.

WAS BISHER BERICHTET WURDE (3.8.2016)

Immer öfter hätten Konsumenten laut Verbraucherzentrale  die mangelnde Diskretion in Südtirols Apotheken beklagt. Daher beschloss man in der VZS, die Lage in den Bezirken genauer unter die Lupe zu nehmen. Einige Konsumenten fühlten sich angeblich beim Besuch in der Apotheke in ihrer Privatsphäre verletzt. Sie werfen den Apotheken vor, beim Gespräch mit dem Verkäufer an der Theke nicht genügend Schutz gegenüber Lauschattacken von Dritten zu bieten. Diese könnten viel zu häufig die Gespräche mitverfolgen, und folglich vertrauliche Informationen erlauschen. “Konsumenten, die auf dem Land wohnen, berichteten sogar, dass sie aus Diskretionsgründen und mit einem beträchtlichen Mehraufwand ihre Medikamente bei städtischen Apotheken kaufen”, so die VZS.

Man entschloss sich in der Verbraucherzentrale dazu, sich selbst ein Bild von der aktuellen Situation in Südtirols Apotheken zu machen. Insgesamt wurden 15 Apotheken in ganz Südtirol besucht. In erster Linie wurde kontrolliert ob Bodenmarkierungen, Schilder oder Abgrenzungen vorhanden sind, die ein diskretes KundInnengespräch garantieren sollen. Zusätzlich wurde getestet, ob man beim Aufdrängen zum Vordermann ermahnt bzw. vom Verkäufer/der Verkäuferin gebeten wurde, einen ausreichenden Abstand einzuhalten.

“Fakt ist, dass nur in einer der 15 Apotheken eine Bodenmarkierung auf den gewünschten Abstand hinwies. In zwei weiteren Apotheken war ein Schild vorzufinden, welches die Kunden auf die Einhaltung eines ausreichenden Abstandes hinwies. In den restlichen zwölf Apotheken hoffte man vergeblich auf ein vertrauliches Gespräch in diskretem Ambiente. Folglich standen die Kunden nahe beieinander und die Möglichkeit, ein nicht für fremde Ohren bestimmtes Gespräch mit dem Verkäufer zu führen, war dahin. Es kam auch vor, dass mehrere Kunden an der Theke nebeneinander standen (sich fast gegenseitig bedrängten), da jeder als erster bedient werden wollte. Den Verkäufern machte dies in den meisten Fällen nichts aus”, schreibt die VZS.

“Grundsätzlich war es für unseren Diskretionslockvogel in allen 15 Apotheken überhaupt kein Problem, dem Gespräch zwischen dem Verkäufer und dem Vordermann zu folgen. Auch beim konkreten Aufdrängen zum Vordermann gab es nie eine Ermahnung von Seiten des Apothekenpersonals – allenfalls erntete man einen schiefen Blick. Gerade im dörflichen Ambiente, wo ohnehin ein Jeder fast schon zu viel vom Leben seiner Mitmenschen weiß, wäre ein effektiv umgesetzter Diskretionsabstand in den Apotheken, wo schließlich auch vertrauliche Gesundheitsprobleme besprochen werden, unbedingt notwendig. Die sich häufenden Klagen der Verbraucher zeigen, dass es sich hier um ein als doch schwerwiegend empfundenes Problem handelt“, fasst VZS-Geschäftsführer Walter Andreaus die Sachlage zusammen. „Wir fordern die Gesundheitslandesrätin auf, darauf zu achten, dass die in der Gesundheitsreform vorgesehene bedarfsorientierte und wohnortnahe Gesundheitsversorgung durch die Apotheken auch im Bereich der Patientenprivacy umgesetzt wird. Hier werden nämlich Patientenrechte verletzt.“

 

 

Bezirk: Bozen