Von: luk
Den Haag – Der Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat den früheren Präsidenten der Elfenbeinküste, Laurent Gbagbo, überraschend freigesprochen. Im Amt war der Vertreter der Ivorischen Volksfront (FPI) vom 2. Dezember 2000 bis zum 3. Dezember 2005. Gbagbo war das erste ehemalige Staatsoberhaupt, dem das Weltstrafgericht den Prozess gemacht hatte.
Der Ex-Politiker musste sich seit 2016 wegen schwerster Verbrechen nach der Präsidentenwahl 2010 dem Prozess stellen. Sieben Jahre nach seiner Festnahme haben die Richter am Dienstag die Freilassung des 73-Jährigen angeordnet. Angeführt wurde das Gericht vom ehemaligen Leitenden Staatsanwalt in Bozen, Cuno Tarfusser.
Die Anklage warf Gbagbo unter anderem vor, Morde und Vergewaltigungen zu verantworten. Er hatte 2010 die Präsidentenwahl verloren, sich aber geweigert, für seinen Nachfolger Präsident Alassane Ouattara beiseitezutreten. Bei dem Konflikt, der bis April 2011 angedauert hatte, waren rund 3.000 Menschen getötet worden, 500.000 Personen ergriffen die Flucht.
Laut den Richtern habe die Anklage nicht genügend Beweise vorgelegt. Damit wurde dem Antrag der Verteidiger stattgegeben. Auch der ehemalige Jugendminister Charles Blé Goudé, der mit angeklagt war, wurde von allen Anklagepunkten freigesprochen.
Das Verfahren gegen den 47-Jährigen und den 73-Jährigen war noch nicht abgeschlossen. Die Anklage kann nun Berufung gegen das Urteil einlegen, auch wenn der Freispruch als herber Rückschlag eingestuft wird.
In der Elfenbeinküste wurde der Freispruch von den großen Parteien begrüßt. Assoa Adou, ein Sprecher der FPI, meinte, es sei noch nicht klar, ob Gbagbo 2020 wieder als Kandidat bei der Präsidentenwahl antrete. Die Frau des Ex-Präsidenten, Simone Gbagbo, betonte, dass sie nie an einem Freispruch gezweifelt habe.