Von: luk
Bozen – Anschließend an die internationale „European Antibiotic Awareness Week“ (Woche der Antibiotika-Resistenzen) zieht der Südtiroler Sanitätsbetrieb Bilanz über die Verwendung dieser Medikamente.
Sie sind lebensrettend und werden nicht ohne Grund als Segen der modernen Medizin bezeichnet: Doch Antibiotika, eingesetzt gegen bakterielle Infektionen, haben auch Schattenseiten. Denn Bakterien sind wahre Überlebenskünstler und schaffen es immer wieder, resistent gegen Antibiotika zu werden.
„Viel hilft viel“ – dieser Irrglaube führt dazu, dass in manchen Gegenden der Erde oftmals Antibiotika gedankenlos verwendet werden, vor allem in der modernen Tierzucht. Mit dem Ergebnis, dass sich immer öfter resistente Bakterien entwickeln, die das Grundwasser belasten und in den menschlichen Verzehr kommen können. Diese Bakterien, die nicht mehr auf Antibiotika reagieren, können bei Mensch und Tier zu ernsten Problemen führen – nämlich dann, wenn auch modernste Medikamente im Krankheitsfall nicht mehr im Stande sind, diese zurückzudrängen. Dann kann unter Umständen auch eine einfache Infektion, die sich ausweitet, gefährlich werden.
“Wenn aus der breiten Palette der Antibiotika-Auswahl keines mehr hilft, spricht man von multiresistenten Keimen – leider immer öfter. Südtirol ist hier gleich häufig betroffen wie die europäischen Nachbarländer: Denn auch in der Humanmedizin werden Antibiotika zu häufig, oft zu kurz oder zu niedrig dosiert eingenommen. Je öfter Antibiotika zum Einsatz kommen, desto höher ist das Risiko, dass sich resistente Bakterien entwickeln und ausbreiten“, so Sanitätsdirektor Josef Widmann.
Leonardo Pagani, Arzt für Infektionskrankheiten und Leiter des Projektes „Antimicrobial stewardship“: „Gerade bei Antibiotika muss man wissen, dass diese nicht gegen Erkrankungen wirken, die durch Viren verursacht werden. Wenn aber ein Antibiotikum vom Arzt verordnet wird, ist es wichtig, dieses korrekt einzunehmen. Es ist uns ein Anliegen, dass die Patientinnen und Patienten hierzu sensibilisiert werden.“
Horand Meier, Leiter der operativen Einheit für klinische Führung im Ressort für Gesundheit, weist dazu auf ein Webinar zum Thema hin, welches vor wenigen Tagen frei zugänglich stattfand.
“Es sollte deshalb allen klar sein: Antibiotika retten jeden Tag zigtausende Leben und ermöglichen, dass einst gefürchtete Bedrohungen ihren Schrecken verloren haben. Kinder und Erwachsene erholen sich meist auch von schweren bakteriellen Infektionen, die früher oft das Todesurteil bedeuteten. Doch der Erfolg darf nicht zu Leichtsinn führen: Die lebensrettenden Medikamente müssen gezielt und gut abgewogen eingesetzt werden – dann werden sie auch weiterhin als Segen der Medizin gelten”, so der Sanitätsbetrieb.