Letztes Krankenhaus im Norden bombardiert

WHO warnt: Gesundheitssystem im Gazastreifen droht Zusammenbruchs

Samstag, 28. Dezember 2024 | 09:58 Uhr

Von: Ivd

Gaza – Der Krieg im Gazastreifen fordert nicht nur zahllose Menschenleben, sondern hat auch das ohnehin fragile Gesundheitssystem nahezu vollständig zerstört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm und bezeichnet die Entwicklungen als „Todesurteil“ für Zehntausende von Menschen, die dringend medizinische Hilfe benötigen.

Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus

Nach Angaben der WHO hat die israelische Armee am Donnerstag das Kamal-Adwan-Krankenhaus, die letzte größere Gesundheitseinrichtung im Norden des Gazastreifens, angegriffen und unbrauchbar gemacht. Ersten Berichten zufolge wurden mehrere Abteilungen durch einen Brand schwer beschädigt. Während 60 Mitarbeiter und 25 Patienten, darunter auch Intensivpatienten, in der Einrichtung verblieben, mussten alle anderen Patienten in das bereits nicht mehr voll funktionsfähige Indonesische Krankenhaus verlegt werden.

„Die systematische Demontage des Gesundheitssystems im Gazastreifen ist ein Todesurteil für Zehntausende von Palästinensern“, erklärte die WHO in einer Stellungnahme. Die Organisation rief erneut zu einem sofortigen Waffenstillstand auf, um die medizinische Versorgung im Gazastreifen sicherzustellen.

Militärische Rechtfertigung und humanitäre Kritik

Das israelische Militär rechtfertigte den Einsatz mit der Behauptung, dass das Krankenhaus von der Hamas für militärische Zwecke genutzt werde. Es sei eine Hochburg der Terrororganisation und diene als Versteck für Kämpfer. Zivilisten, Patienten und Klinikpersonal seien laut Angaben der Armee vor dem Angriff evakuiert worden, in Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und lokalen Behörden. Unabhängige Bestätigungen dieser Behauptungen liegen bislang nicht vor. Die Hamas sprach hingegen von einer „Stürmung“ der Klinik durch israelische Streitkräfte.

Der eskalierende Konflikt

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 6. Oktober, bei dem nach israelischen Angaben 1208 Menschen getötet und 251 als Geiseln verschleppt wurden, reagiert Israel mit einer massiven militärischen Offensive im Gazastreifen. Die israelische Regierung verfolgt das Ziel, die Hamas und andere militante Gruppierungen in der Region dauerhaft zu schwächen.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sind seit Beginn der israelischen Offensive mehr als 45.400 Menschen ums Leben gekommen. Diese Zahlen können nicht unabhängig verifiziert werden.

Aufruf zu humanitären Maßnahmen

Die WHO und andere internationale Organisationen fordern angesichts der humanitären Katastrophe dringende Maßnahmen. „Ohne funktionierende Gesundheitseinrichtungen ist das Überleben von Tausenden in Gefahr“, so die WHO. Gleichzeitig wird der Druck auf beide Konfliktparteien erhöht, internationale Standards des Völkerrechts einzuhalten. Die Situation im Gazastreifen bleibt dramatisch. Wie sich die Krise weiterentwickeln wird, ist ungewiss, doch die humanitären Konsequenzen sind bereits jetzt verheerend.

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