Von: apa
Die Wiener U-Bahn-Linie U2 fährt wieder auf der gesamten Strecke. Am Freitag endete die jahrelange Teilsperre. Die lila Linie fährt nun auch wieder zwischen Schottentor und Karlsplatz, wo der Betrieb seit 2021 eingestellt war. Grund für die Sperre waren Arbeiten für das künftige Linienkreuz U2/U5. Auf dem zuletzt gesperrten Streckenteil Schiebetüren am Bahnsteig montiert, die es im Wiener U-Bahn-Netz bisher noch nicht gab. Ihre Premiere verlief nicht ganz reibungslos.
Sie sollen später dort den vollautomatischen Betrieb der fahrerlosen U5 ermöglichen. Ursprünglich hätte der Betrieb auf dem Abschnitt schon vor mehr als einem Jahr wieder aufgenommen werden sollen, technische Probleme führten aber zu Verzögerungen. Die U2 wird noch bis mindestens 2030 bis zum Karlsplatz geführt. Danach wird sie beim Knoten Rathaus auf die gänzlich neu gebaute Strecke in Richtung Matzleinsdorfer Platz abzweigen.
“Comeback des Jahres”
Der Auftakt am Freitag wurde von den Wiener Linien mit einem Spruch auf den Anzeigen in den Stationen gefeiert: “Comeback des Jahres” war da zu lesen. Nicht wenige Fahrgäste bestaunten beim Betreten der Bahnsteige das neue Ambiente – also die durchgängige Glasfront, in der sich die Schiebetüren befinden.
Deren Bedienung ist unkompliziert, da der Druckknopf jenen an den modernen Zügen gleicht. Beim Aussteigen müssen aber zumindest Menschen, die in größerer Eile sind, aufpassen. Die Bahnsteigtür öffnet ein klein wenig später, wer ohne zu schauen sofort aus dem Zug stürmt, könnte dagegen stoßen.
Bahnsteigtüren vereinzelt defekt
Mitunter öffneten sich einzelne Türen aber gar nicht, hier wurden die Fahrgäste von einem Mitarbeiter der Wiener Linien etwa mittels Handzeichen angewiesen, einen anderen Ausgang zu wählen. Später wurden auf den betroffenen Elementen Sticker geklebt – mit dem Hinweis, dass diese Zugänge außer Betrieb sind.
Wie eine Sprecherin auf Anfrage der APA erläuterte, kam es vereinzelt zu solchen Defekten. Die Türen würden in den kommenden Tagen repariert, fehlerhafte Teile würden ausgetauscht, hieß es. In den Zügen modernster Bauart – also in den sogenannten X-Wagen – wird auf Screens angezeigt, dass bestimmte Türen nicht aufgehen. Laut der Sprecherin öffnet dort auch die Waggontüre nicht.
In älteren Garnituren ist diese Verknüpfung technisch nicht möglich, wurde betont. Das bedeutet: Die U-Bahn-Tür geht auf, die Bahnsteigtüre aber nicht. Letztere wurden aber auch innen mit dem Ausfall-Hinweis beklebt. Passagiere, die aussteigen wollen, wissen damit sofort, dass sie zu einem anderen Ausgang gehen müssen. Der Betrieb der U-Bahn sei durch die Probleme aber nicht gefährdet, wurde versichert.
Ansonsten bot sich in den Stationen ein vertrautes Bild, in der Passage “Museumsquartier” ist auch die dort befindliche kleine Buchhandlung wieder eingezogen. Einen neuen Eingang gibt es unmittelbar beim Rathaus, wo die Bauarbeiten für das U2/U5-Linienkreuz weiter in vollem Gang sind. Der alte befand sich auf jenem Teil des Areals, auf dem jetzt umfassend gegraben wird.
180.000 Fahrgäste pro Tag
Wie die Wiener Linien am Vormittag mitteilten, nahm der erste Zug um 05.01 Uhr bei der Station Karlsplatz seine Fahrt Richtung Seestadt auf. Die Strecke werde bereits wieder von zahlreichen Nutzern frequentiert, hob man hervor. Insgesamt erwarten die Verkehrsbetriebe wieder 180.000 Fahrgäste pro Tag auf der gesamten U2.
“Ich freue mich sehr über die Wiedereröffnung der U2 bis zum Karlsplatz. Auf die Wienerinnen und Wiener und alle Besucherinnen und Besucher unserer Stadt wartet eine umfassend modernisierte U-Bahn mit neuen Bahnsteigtüren”, hielt der zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) fest. Verwiesen wurde auch einmal mehr auf die technischen Herausforderungen durch das neue System.
200 Bahnsteigtürmodule mit 16.000 Quadratmetern Glasfläche seien eingebaut worden, wurde betont. Zudem stand der Tausch von 4,8 Kilometer Schienen auf dem Programm. Was genau die jüngsten Probleme mit den neuen Türen verursacht hat, ist unterdessen noch Gegenstand von Untersuchungen. Laut Wiener Linien waren unerwartete Erdbewegungen für Schäden an den bereits montierten Modulen verantwortlich.
Spekulationen um jüngste Verzögerung
Im Rathaus schwirren dazu seit Wochen diverse Gerüchte durch die Gänge. So ist etwa davon die Rede, dass sich Bahnsteige gesenkt hätten, weil man diese für den Einbau der Türen verstärkt habe – was zugleich für eine zusätzliche Gewichtsbelastung gesorgt haben soll. Laut “Kurier” wird auch gemunkelt, dass Betoninjektionen bei der Baustelle Rathaus dafür verantwortlich sind, dass sich Bahnsteige bewegt hätten. Hier ist von einer Anhebung die Rede.
Die Opposition forderte am Freitag jedenfalls einmal mehr rasche Aufklärung. Stadtrat Hanke hat zuletzt bei einem Medientermin versprochen, dass die Causa aufgearbeitet werden soll. Man werde aus den Problemen entsprechende Schlüsse ziehen, beteuerte er.
Für mögliche akute Probleme mit der neuen Technik haben die Wiener Linien in den nächsten Tagen auch mehr Personal im Service- und Technikbereich im Einsatz, wurde verkündet. Sie sollen das System überwachen.
Leittechnik von Siemens Mobility
Erfreut über den nunmehrigen Echtbetrieb zeigte man sich bei Siemens Mobility. Das Unternehmen sorge für die Zugsicherungs- und Leittechnik, wurde in einer Aussendung erläutert. Die Technologie ermögliche die Steuerung und Überwachung der Züge, unabhängig davon, ob sie mit Fahrer oder auch im vollautomatischen Betrieb unterwegs seien. Das System unterstütze auch die Türöffnungen der Bahnsteigtüren sowie den Abfertigungsprozess bei den Stationen.
Befindet sich in den Zügen ein Fahrer, sind die Signale aktiv und zeigen laut Siemens Mobility Fahranweisungen an. Im späteren vollautomatischen Betrieb werden die neuen X-Wagen-Züge selbstständig unterwegs sein. Daten wie Position der Züge oder Geschwindigkeit würden dann über ein Funksystem permanent ausgetauscht.
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