Verwahrloste Rinder in Wiesen

„Extremer Einzelfall, der uns bestürzt“

Mittwoch, 09. Mai 2018 | 15:48 Uhr
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Von: mk

Bozen/Wiesen – Der Fall der 19 toten Kühe in einem Stall in Wiesen hat auch beim Südtiroler Bauernbund und Südtirols Tierzuchtverbänden für Bestürzung gesorgt: „Es handelt sich um einen äußerst extremen Einzelfall, der uns ergreift und traurig macht“, unterstreicht Bauernbund-Landesobmann Leo Tiefenthaler. Die Tierhaltung stehe in Südtirol für das genaue Gegenteil, nämlich Bauern, die sich täglich mit großem Einsatz um ihre Tiere kümmern und in das Tierwohl investieren.

Die rund 8.000 rinderhaltenden Landwirte in Südtirol leben von ihren Tieren und kümmern sich deshalb um ihre artgerechte Haltung. Tierärzte und Experten loben allgemein die Tierhaltung in Südtirol sowie die kleinen Bestandsgrößen, die eine direkte Beziehung des Bauern zu seinen Tieren und eine optimale Tierpflege möglich machen. „Umso bestürzter sind wir über den Fall in Wiesen, der nicht weiter von dem täglichen Einsatz der Bauern und dem hohen Tierhaltungsstandard in Südtirol entfernt sein kann“, sagt Tiefenthaler.

Die Landwirte würden laufend in das Tierwohl investieren, etwa durch den Bau von artgerechten Laufställen. Zudem würden die angebotenen Beratungen, Informationen und Weiterbildungen der Beratungsorganisationen, Zuchtverbände und des Bauernbundes von den Tierhaltern sehr gut angenommen. „Tierwohl ist ein Thema, für das die Bauern sensibilisiert sind und um das wir uns kümmern“, bestätigt der Obmann der Vereinigung der Südtiroler Tierzuchtverbände Siegfried Gatterer.

Es falle schwer, die Hintergründe zu verstehen, die zu Verwahrlosung und Tod der Tiere in Wiesen geführt haben. „Dennoch müssen wir auch die menschlichen Probleme sehen, die hinter diesem bedauernswerten Fall stehen“, so Tiefenthaler. Der Bauernbundobmann unterstreicht die Wichtigkeit, Probleme rechtzeitig zur Sprache zu bringen: „Das Aufzeigen grober Missstände hat nichts mit Denunzieren zu tun, sondern ist ein Akt der Zivilcourage“, betont Tiefenthaler.

WAS BISHER BERICHTET WURDE: Rinder schon seit einem Monat tot

18 verendete Kühe und ein Kalb sind am Dienstag aus dem verwahrlosten Stall eines Bauernhofes in Wiesen gezogen und dann entsorgt worden. Dies teilte Dr. Alberto Covi, Koordinator des Dienstes der Amtstierärzte, mit. Die Tiere waren laut seinen Einschätzungen schon mindestens seit einem Monat tot, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Im Stall zeigten sich katastrophale Zustände: Kadaver von Rindern lagen in einer ein Meter tiefen Mistschicht. Wie die „Dolomiten“ exklusiv am Mittwoch berichteten, retteten die Feuerwehrmänner neun noch lebenden Rinder.

Nachdem die Staatsanwaltschaft nach Abschluss ihrer Ermittlungen die Tiere freigibt, wird der Tierarzt die Versteigerung veranlassen. Die Carabinieri zeigten den Eigentümer des Hofes wegen Tierquälerei an.

Laut Covi sind die Rinder in dem Stall zum Teil verhungert, da sie nicht ausreichend gefüttert worden waren.

Als der Vorfall am Mittwoch bekannt wurde, herrschte in der Umgebung großes Entsetzen. Hinter vorgehaltener Hand sei zwar gemunkelt worden, doch kaum jemand habe auch nur annähernd das Ausmaß der Situation vermutet. Die Milchlieferung hatte der Bauer laut Milchhof vor längerer Zeit aufgegeben und auf Schlachtvieh umgestellt.

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Bezirk: Wipptal