Hoher Schutzstatus bedingt Herdenschutz – ein Kommentar

Wolf und Bär: Südtirolern reinen Wein einschenken

Donnerstag, 25. Juli 2024 | 01:54 Uhr

Von: ka

Bozen – Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das den hohen Schutzstatus des Wolfes – und indirekt auch den des Bären – bestätigt und Entnahmen nur in absoluten Ausnahmezufällen zulässt, sorgt auch in Südtirol für Aufhorchen.

Der Richterspruch des EuGH, das angesehenen Rechtsexperten zufolge in der Praxis einem Jagdverbot gleichkommt, begräbt die letzte kleine Hoffnung der Wolfsgegner, sich des Problems der Großraubtiere zu entledigen.

APA/APA/dpa/Bernd Weißbrod

Zu lange wurde in Südtirol davon geträumt, den Wölfen, die im Laufe der Jahre immer mehr Nutztiere rissen, durch Abschüsse beizukommen und auf diese Weise deren Bestand auf einem niedrigen Niveau zu halten. Die Tatsache, dass „eine Ausnahme vom Jagdverbot zur Vermeidung wirtschaftlicher Schäden nur gewährt werden kann, wenn sich die Wolfspopulation in einem günstigen Erhaltungszustand befindet“, schiebt diesem Ansinnen jedoch einen Riegel vor.

APA/APA/dpa-Zentralbild/Klaus-Dietmar Gabbert

Dies wirft mindestens zwei Fragen auf. Die erste ist, wann sich ein „günstiger Erhaltungszustand“ einstellt. Die zweite hingegen ist, wann ein Wolf zum „Problemwolf“ wird und anhand welcher Kriterien diese Unterscheidung erfolgt. In der Rechtspraxis zeigt sich, dass selbst Raubtiere, die den Menschen angreifen, nicht einfach abgeschossen werden dürfen. Unter anderem wurde die Abschlussanordnung des Trentiner Landeshauptmanns für die Bärin, die einen französischen Touristen angegriffen und verletzt hatte, vom Verwaltungsgericht kassiert.

Tibor Pataky

Daher ist unter Südtirols Bauern und Jägern ein Umdenken vonnöten. Nun gilt es, sich auf Herdenschutzmaßnahmen zu konzentrieren. Wie sie sich bereits in der Schweiz bewähren, könnten beispielsweise auch in Südtirol vermehrt Herdenschutzhunde eingesetzt werden. In jedem Fall ist es an der Zeit, reinen Wein einzuschenken und klipp und klar zu betonen, dass es ein Südtirol ohne Wölfe und Bären nicht geben wird. Die Südtiroler müssen sich wohl oder übel darauf einstellen, dass Wölfe und Bären zu unserer Bergnatur gehören.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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2 Kommentare auf "Wolf und Bär: Südtirolern reinen Wein einschenken"


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bern
bern
Universalgelehrter
1 h 19 Min

Wir schauen lieber was Österreich macht: wenn ein Wolf den Nutztieren nahe kommt, wird er erschossen. Notwehr kommt vor Brüsseler Gesetze!

Doolin
Doolin
Kinig
6 Min 16 Sek

…der Europäische Gerichtshof hat Österreich ganz schön hergebremst…

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