Von: mho
Bozen – Nach einer ersten Bilanz der Berufsfeuerwehren haben das nächtliche Gewitter und die starken Regenfälle in kürzester Zeit erhebliche Schäden verursacht.
In der Nacht von Samstag den 24. auf Sonntag den 25. Juli 2017, wurde zuerst das mittlere Eisacktal und anschließend das Sarntal und der Bozner Talkessel von heftigen Niederschlägen mit Regen und Schauer getroffen, welche schon bald Überschwemmungen und Muren zur Folge hatten. Die Feuerwehren rückten in der Nacht und am Vormittag insgesamt zu etwa 231 Einsätzen aus.
Zwei Muren zu ca. 100 Quadratmetern Material verlegten die SS 12 auf Höhe des Villnösser Stausees und kamen in der Nähe des Staubeckens zum Erliegen. Die SS 12 wurde sofort gesperrt, der Verkehr wurde auf die Brennerautobahn umgeleitet.
Bei Feldthurns kam es gegen Mitternacht gar zu einem Chemie-Einsatz: Ein Wassereintritt im Maschinenraum des Schwimmbads hatte den für die Wasseraufbereitung genutzten Schwefelsäuretank beschädigt. Der Ortsfeuerwehr Feldthurns gelang es mit den Feuerwehren von Brixen, Vahrn, Klausen und Milland die Schadensstelle zu kontrollieren und den in Schräglage stehenden Tank wieder aufzurichten, ohne dass dabei Säure ausgetreten sei.
Blockierte Autos und überschwemmte Garagen in Bozen
In der Stadt Bozen wurden zwischen 4.00 Uhr und 5.00 Uhr 52 Millimeter Niederschlag (Regen und Hagel) gemessen. Die Berufsfeuerwehr Bozen und die Freiwilligen Feuerwehren Gries, Bozen Stadt und Oberau sowie die unmittelbar zur weiteren Unterstützung alarmierten Nachbarwehren von Andrian, Siebeneich, Terlan, Frangart und Kardaun mussten an die 140 Einsätze bewältigen, welche mit bis zu 80 Wehrleuten gleichzeitig und insgesamt 22 Mannschaften ausrückten.
In einer ersten Phase des Gewitters mussten drei Pkws aus jeweils verschiedenen Unterführungen befreit werden. Die Fahrer wollten sich vor dem Hagel in Schutz bringen, wurden jedoch von den plötzlichen Wassermassen überrascht und konnten nicht mehr wegfahren. Hauptsächlich wurden die Feuerwehren zu überschwemmten Kellern und Garagen gerufen, welche teilweise sogar bis zur Decke mit Wasser gefüllt waren.
Im Viertel Haslach hat der Schelmbach die Promenade, welche zum Virgl führt, an verschiedenen Stellen beschädigt. Der Offizier der entsprechenden Berufsfeuerwehr hat zusammen mit dem Zuständigen vom Forstdienst und Wildbach einen Lokalaugenschein durchgeführt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Spazierweg vorläufig gesperrt und die Arbeiten am Schelmbach für Montagvormittag organisiert.
Die Abarbeitung der Einsätze hat die Feuerwehren am Sonntag bis in die Nachmittagsstunden beschäftigt. Dank der Wetterverbesserung hat sich die Lage nun deutlich entschärft.
WAS BISHER BERICHTET WURDE (Sonntag, 10.20 Uhr)
Bozen – Im Anschluss an den heißesten Juni-Tag nach zwölf Jahren, kommt nun endlich die erhoffte Abkühlung – allerdings etwas zu viel des Guten. Wie in weiten Teilen des Landes haben die nächtlichen Gewitter der vergangenen Nacht auch die Landeshauptstadt heimgesucht. Gegen 4.00 Uhr morgens schließlich erreichten diese ihren Höhepunkt und ließen die Freiwillige Feuerwehr aus ihren Betten zu mehreren Unwettereinsätzen ausrücken. Starkregen begleitet von Hagelschlag und Windböen zogen über Bozen hinweg und hielten die Feuerwehren aller Bozner Stadtviertel über mehrere Stunden in Atem. Allein die Freiwillige Feuerwehr im Stadtgebiet fuhr bis in den frühen Morgen zu über zwei Dutzend Einsätzen, welche von der Zentrale der Berufsfeuerwehr koordiniert wurden. Doch im ganzen Land kam es aufgrund des Unwetters zu bislang über 100 Feuerwehreinsätzen – und noch ist kein Ende in Sicht.
Unwetter in ganz Südtirol – Gewitterrekord
Hagelmeldungen gibt es unter anderem aus dem Wipptal, dem Eisacktal, dem Sarntal, Riffian, dem Schlerngebiet und Eppan. Laut Medienberichten waren die Hagelkörner teilweise mehr als drei Zentimeter groß. Der Samstag war laut Landeswetterdienst der gewitterreichste Tag seit 10 Jahren, südtirolweit hat es über 10.000 Blitzeinschläge gegeben. Auch am heutigen Sonntag geht es noch weiter mit den Gewittern, am Nachmittag soll es dann vom Vinschgau her langsam auflockern. Geologen und der Landesstraßendienst sind in den Morgenstunden zu einem Lokalaugenschein aufgebrochen. Bei Klausen gab es in der Nacht bereits einen Murenabgang.
Mehrere Straßenunterführungen meterhoch unter Wasser
Mehrere Straßenunterführungen standen im Stadtgebiet zum Teil bis zu einem Meter unter Wasser. Besonders gefährlich war die Situation an der Eisenbahnunterführung, welche den Verdiplatz mit der Mayr-Nusser-Straße verbindet sowie der Eisenbahnunterführung am Fuße des Virgls, wo jeweils in den Wassermassen stecken gebliebene Fahrzeuge von der Feuerwehr geborgen und die darin eingeschlossenen Personen befreit werden mussten.
Verkehrsunfall in der Bozner Industriezone
Zeitgleich mit den zahlreichen Unwettereinsätzen ereignete sich in der Bruno-Buozzi-Straße dann auch noch ein Verkehrsunfall. Ein Personenkraftwagen prallte aus vorerst ungeklärter Ursache gegen einen Lichtmast der Straßenbeleuchtung. Glücklicherweise konnten sich die Insassen des Unfallfahrzeuges selbst befreien. Die Freiwillige Feuerwehr Bozen sicherte die Unfallstelle gemeinsam mit der Berufsfeuerwehr ab und führte die notwendigen Aufräumarbeiten durch.
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Überschwemmungen von Garagen und Aufzugsschächten
Fast im gesamten Bozner Stadtgebiet wurden Tiefgaragen und Aufzugsschächte von den Wassermassen überschwemmt. Die Auspumparbeiten gestalteten sich teilweise als sehr zeitintensiv, stellenweise wurde das Wasser über Stunden mit mehreren Tauchpumpen aus den tiefgelegenen Räumlichkeiten abgepumpt.
Schäden auch an Wohnungen und Gebäuden – Abwassersystem überfordert
Vereinzelt hat das nächtliche Gewitter auch zu Schäden an Wohnungen und Gebäuden geführt. Vor allem durch eintretendes Wasser wurde die Feuerwehr zu zahlreichen Wohnanlagen gerufen. Das Abwassersystem der Stadt Bozen war aufgrund der innerhalb kürzester Zeit herabgehenden Niederschlagsmengen überfordert. Übermäßig große Wassermengen konnten nicht mehr abrinnen und Kanalabdeckungen der überfüllten Abwasserschächte wurden nach oben gedrückt. Die durch die offenen Kanalschächte lauernden Gefahrenstellen von der Feuerwehr abgesichert.
Dennoch wird die Bevölkerung zur verstärkten Vorsicht aufgerufen. Überschwemmte Straßenabschnitte sollten grundsätzlich umfahren werden und das Befahren von unter Wasser stehende Unterführungen grundsätzlich vermieden werden.
Das Einsatzende ist derzeit noch nicht abschätzbar, da der Regen nach wie vor anhält.