Bluttat im Pustertal

Zeuge belastet Ex-Frau schwer

Mittwoch, 07. Dezember 2016 | 07:43 Uhr
Update

Von: luk

Rasen – Dzenana Mangafic, die Ex-Frau von Kurt Huber, der am Montag erstochen in seiner Wohnung in Niederrasen aufgefunden worden war, hat ihre Version der Vorgänge in den vergangenen Tagen dargelegt. Allerdings scheinen die Ermittler nicht völlig überzeugt davon zu sein, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa. Gegen die 56-Jährige wird wegen Totschlags ermittelt.

Demnach soll die Bosnierin gegenüber den Ermittlern erklärt haben, dass sie den 71-Jährigen bereits am Sonntag tot in seiner Wohnung aufgefunden habe. Weil sie in Panik geraten sei, habe sie die Wohnung verlassen und die Nacht am Bahnhof in Olang verbracht.

Dass die Frau tatsächlich dort war, konnte durch eine Überprüfung von Aufzeichnungen der Überwachungskameras bestätigt werden.

Obwohl die Frau behauptete, den Mann am Sonntagnachmittag tot aufgefunden zu haben, ist laut Gerichtsmediziner der Zeitpunkt des Todes erst am Montag gegen 4.00 Uhr in der Früh eingetreten.

Zudem hatte die Frau behauptet, dass sie jemanden gesehen habe, der von der Wohnung wegrennt, kurz bevor sie den Leichnam entdeckt hatte. Gleichzeitig hat die Frau selbst vor den Ermittlern eingeräumt, dass es am Samstagnachmittag zu einem heftigen Streit mit ihrem Ex-Mann gekommen sei.

In dem Mordfall ist nun außerdem ein Zeuge aufgetaucht, der die 56-Jährige schwer belastet.

Als er vernommen wurde, meinte er, dass die Frau in einem Gastlokal über ihren Ex-Mann geschimpft haben soll. Dabei habe sie gesagt: “Den bring ich um”.

Von der Tatwaffe fehlt immer noch jede Spur.

Kurt Huber hat seine Ex-Frau kennengelernt, als diese noch als Pflegerin bei seiner Mutter arbeitete. Sie wurden ein Paar und lebten gemeinsam in Meran zusammen. Nach der Trennung zog Huber nach Rasen. Allerdings kümmerte sich die Frau weiterhin um den 71-Jährigen und wohnte auch wieder bei ihm, berichtet das Tagblatt Dolomiten.

Wie berichtet, wurde die Frau am Montag stundenlang im Beisein ihres Pflicht- und inzwischen Vertrauensverteidigers Daniel Duregger von Staatsanwalt Igor Secco verhört.

Den Mann, der sich angeblich vom Haus entfernte, habe sie nie zuvor gesehen, erklärte die Ex-Frau. Sie habe Huber im eigenen Blut liegend vorgefunden. Der Schock sei so groß gewesen, dass sie lange herumgelaufen sei und schließlich am Bahnhof übernachtet habe.

„Ihre Schilderung war sehr plausibel; das beweist auch die Tatsache, dass kein Haftbefehl ausgestellt wurde“, erklärt Rechtsanwalt Duregger laut „Dolomiten“. Besonderes Interesse hegen die Ermittler an der Frage, ob sich tatsächlich ein Unbekannter am Tatort herumgetrieben hat.

Die größte Ungereimtheit ist jedoch der Todeszeitpunkt: Laut erster Leichenbeschau soll Huber nämlich erst am Montag um 5.00 Uhr in der Früh gestorben sein, und nicht Sonntagnachmittag, wie Mangafic erklärte. Voraussichtlich am Freitag wird die Autopsie durchgeführt. Die Verteidigung will dazu einen eigenen Gutachter benennen. Bis jetzt steht fest, dass Huber sieben Stichwunden am Oberkörper zugefügt wurden. Abwehrverletzungen scheint es nicht zu geben.

BISHER:

In Niederrasen ist laut übereinstimmenden Medienberichten ein 71-jähriger Rollstuhlfahrer Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Kurt Huber soll ersten Informationen zufolge mit sieben Stichen eines spitzen Gegenstandes ermordet worden sein.

Sein Leichnam wurde am Montagvormittag gegen 10.00 Uhr in einer Pfütze aus Blut im Bett in seiner Altenwohnung im Tiefparterre des Widums von Niederrasen aufgefunden.

Die Ermittler der Carabinieri sowie Staatsanwalt Igor Secco befanden sich vor Ort und stellten alle notwendigen Erhebungen zur Aufklärung der Bluttat an.

Am Montag wurden mehrere Zeugen vernommen – unter anderem die 56-jährige Ex-Frau des Mordopfers, die ursprünglich aus Bosnien stammt. Der Spurensicherungsdienst der Carabinieri von Bozen und Innichen war stundenlang in der Wohnung mit der Sicherstellung von Beweisen beschäftigt.

Kurt Huber, der ursprünglich aus St. Vigil in Enneberg stammt, sei gut in die Gemeinde integriert gewesen, erklärt Bürgermeister Thomas Schuster.

Von der Tatwaffe fehlt bislang allerdings noch jede Spur. Die Ermittler bewahren derzeit noch äußerstes Stillschweigen in Zusammenhang mit der Bluttat. Zuerst dachte man an ein Messer als Tatwaffe, doch es könnte sich auch um eine Schere oder einen Brieföffner handeln. Der Tod soll am Montag um 5.00 Uhr in der Früh eingetreten sein.

Kurt Huber führte in St. Vigil die Pension Claudia und war sogar Präsident des Fußballvereins ASC Mareo und Oberschützenmeister der örtlichen Sportschützengilde. Anschließend zog er nach Meran. Seine Frau, die sich von ihm getrennt hatte, lebte weiterhin dort. Nach einem Schlaganfall hatte er große Schwierigkeiten beim Gehen, weshalb er oft auf einen Rollstuhl angewiesen war. Deshalb hat ihn auch seine Frau weiterhin betreut. Vor einigen Jahren erhielt er den Platz in der Altenwohnung.

Medienberichten zufolge wurde seine Ex-Frau bis 22.00 Uhr verhört. Die Frau erklärte, dass eine Person aus der Wohnung ihres Ex-Mannes weglaufen sei. Weiteren Berichten zufolge soll die Frau aber auch Anzeichen von psychischer Instabilität an den Tag gelegt haben. Seit Montagabend wird gegen sie offiziell wegen Totschlags ermittelt. Ein Haftbefehl wurde allerdings noch nicht erlassen.

Ihr Verhalten schürte den Verdacht der Ermittler. Am Montagvormittag erklärte sie, dass es zu einem Streit mit ihrem Ex-Mann gekommen sei. Anschießend sei sie die ganze Nacht in der Kälte herumgeirrt. Als sie zur Wohnung des Opfers zurückgekommen sei, habe sie Schwierigkeiten gehabt, die Tür zu öffnen – als ob das Schloss klemmen würde. Gegen 8.00 Uhr habe sie ihren Ex-Mann erstochen vorgefunden, erklärte die Frau.

Darauf hat die Frau allerdings nicht den Notruf gewählt oder die Carabinieri verständigt, sondern einen Neffen ihres Ex-Mannes angerufen. Er war es dann auch, der Alarm schlug.

Als die Carabinieri am Tatort ankamen, soll die Frau blutbefleckte Kleidung getragen haben. Die Frau wurde zunächst als informierte Person vernommen. Wegen mehrerer Widersprüche, in die sich verstrickte, wurde sie ins Ermittlungsregister als Tatverdächtige eingetragen. Am Nachmittag wurde ihr deshalb auch in aller Eile ein Anwalt aus Bruneck zur Seite gestellt.

Zu den Blutflecken auf ihrer Kleidung meinte die Frau, dass sie sich beschmutzt habe, als sie versuchte, erste Hilfe zu leisten. Über ein mögliches Tatmotiv herrscht noch Unklarheit. In den kommenden Tagen soll eine Autopsie durchgeführt werden.

Bezirk: Pustertal