Von: mk
Bozen – Die Woche mit dem internationalen Tag des Katastrophenschutzes am 13.Oktober steht in Italien heuer zum zweiten Mal im Zeichen des Zivilschutzes. Ein wesentlicher Teil davon ist die Wildbachverbauung.
Auf über 43.000 beläuft sich die Anzahl der Schutzbauwerke an Wasserläufen in Südtirol, davon sind an die 30.000 Querwerke, also Sperren, und über 13.300 Längswerke, also Schutzmauern, mit einer Länge von insgesamt 1366 Kilometern, dazu kommen 110 Kilometer Lawinenschutzbauten.
Die Bedeutung der Schutzbauwerke, hebt Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler hervor, hat sich gerade bei den letzten Unwettern in Südtirol gezeigt, bei denen funktionsfähige und gut instandgehaltene Schutzbauten große Schäden verhindert haben.
“Wir stützen uns seit dem Jahr 2008 auf die Grundlagen der Gefahrenzonenplanung, die uns Auftrag und Richtung geben”, erklärt der Direktor der Landesagentur für Bevölkerungsschutz und gleichzeitig Leiter der Wildbachverbauung Rudolf Pollinger. Außerdem rückt die Wildbachverbauung mit ihrer Tätigkeit immer mehr in den urbanen Raum vor. Das hängt mit der Gefahrenzonenplanung zusammen, deren Ziel es ist, die Lebensräume zu sichern. Außerdem, weist Agenturdirektor Pollinger hin, hat sich auch der Informationsbedarf der Bürgerinnen und Bürger geändert: jetzt werden Bauwerke bereits im Vorfeld hinterfragt. Deshalb gilt es, umfassend darüber zu informieren.
Hand in Hand: Ökologie und Hochwasserschutz
Geändert hat sich auch, dass in den letzten Jahren bei den Verbauungsprojekten, wo immer möglich, vermehrt auch die Aspekte Gewässerökologie und Erholungs- und Freizeitfunktion eines Gewässers berücksichtigt wurden. Hochwasserschutz und Naturschutz werden nicht mehr getrennt betrachtet, im Gegenteil: Aufweitungen von Flussbetten und Rückgewinnungen natürlicher Hochwasserflächen verbessern auch den Sicherheitsaspekt für die Menschen, erhöhen die Lebensraumvielfalt und werten das Landschaftsbild auf. In diesem Sinne verfolgt etwa das Gewässerbetreuungskonzept Untere Ahr seit 1999 als Pilotprojekt für Südtirol das Ziel, einerseits die Hochwassersicherheit für Wohngebiete und Infrastrukturen zu erhöhen und andererseits auch den gewässerökologischen Zustand des Flussraums zu optimieren.
Alles in einer Hand: Von Gefahr-Einschätzung bis Bauabnahme
Die Vorbeugung von Schäden von hydrogeologischen Ereignissen und Lawinenereignissen durch Gefahrenerhebung, Planungs- und Verbauungsmaßnahmen: Das ist die Haupttätigkeit der Wildbach- und Lawinenverbauung in der Landesagentur für Bevölkerungsschutz. Zudem wird sehr viel Arbeit in die ökologische Aufwertung von Fließgewässern und Renaturierungen gesteckt. An der Planung und am Bau von Schutzbauten in und an den Wasserläufen sowie zur Stabilisierung von Hängen und zum Schutz vor Lawinen arbeiten 80 Techniker und Verwaltungsbedienstete sowie an die 200 Bauarbeiter, die landesweit auf 26 Mannschaften aufgeteilt sind. Von den Einschätzungen des Gefahrenpotenzials und den Vermessungen vor Ort über die Ausarbeitung der Projekte bis zu den Bauarbeiten und der Bauabnahme führen sie die meisten Arbeiten selbst aus. Wie wenden dafür langerprobte Lösungen an, setzen aber auch auf innovative Schutzbauten und Schutzmaßnahmen, um die Sicherheit der Bevölkerung vor Hochwasser, Überschwemmungen, Erdrutschen, Murgängen und Lawinen laufend zu erhöhen. Nach dem Ende der akuten Phase von Ereignissen, die Schäden an Wasserläufen oder anderen Einrichtung verursacht haben, setzt die Wildbachverbauung in erster Linie die Schäden im eigenen Zuständigkeitsbereich instand.