Von: mk
Bozen – Die Woche mit dem internationalen Tag des Katastrophenschutzes am heutigen 13. Oktober steht in Italien zum zweiten Mal im Zeichen des Zivilschutzes.
Durch Wettervorhersagen gerüstet
Extremwetterereignisse wie Starkniederschläge bilden für den Bevölkerungsschutz eine besondere Herausforderung. Deshalb ist die Wettervorhersage von grundlegender Bedeutung für die Vorbereitung, betont die Direktorin des Landesamtes für Meteorologie und Lawinenwarnung Michela Munari. Durch die genaue Vorhersage des zeitlichen Ablaufs und der Niederschlagsmengen können die zuständigen Behörden und die Feuerwehren – Berufsfeuerwehr wie Freiwillige Feuerwehren – sich optimal auf das Wetterereignis vorbereiten und alle dazu nötigen Vorkehrungen treffen. Dafür werden ständig weiter entwickelte Instrumente verwendet, etwa die numerischen Wettervorhersage-Modelle, diese basieren auf einer Vielzahl von Daten von Wetterstationen und simulieren mit hoher räumlicher Auflösung die zu erwartenden Niederschläge. Der Niederschlagsradar hingegen erfasst die Niederschläge (Regen, Schnee, Hagel) und ihre Intensität in Echtzeit. Gerade in diesem Jahr hat sich gezeigt, wie wichtig Prognosen sind.
Kontrolle der Wasserführung durch Pegelmessstationen
Eine der Naturgefahren ist das Hochwasser, ein komplexes Zusammenspiel zwischen Niederschlagsintensität, geographischer und zeitlicher Verteilung der Niederschläge, der vorausgegangenen Regenfälle und der Höhe der Schneefallgrenze. Für den Verlauf eines Hochwassers spielt die Wasserführung mehrerer Gewässer eine grundlegende Rolle. Um diese Dynamik im Auge zu behalten, betreibt die Agentur für Bevölkerungsschutz ein landesweites Pegelmessnetz mit insgesamt rund 50 Messstellen zur Überwachung der Fließgewässer in Südtirol. Hauptpegelmessstellen stehen an 20 Punkten an der Etsch, am Eisack und an der Rienz und ihren Hauptzuflüssen, die anderen 30 kleineren Nebenflüssen und Bächen von Ursprungseinzugsgebieten.
Die Pegeldaten sind besonders für das Management kritischer hydrologischer Situationen – Hochwasserereignisse und Wasserknappheitsperioden – und für die nachhaltige Wasserressourcen- und Raumordnungsplanung wie auch für die Gefahrenzonenplanung in Südtirol wichtig, unterstreicht der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale. Daten, die über einen längeren Zeitraum erhoben werden, dienen besonders auch als Grundlage für hydrologische und hydraulische Studien in Zusammenhang mit der Planung von Wasserschutzbauten und einer nachhaltigen Prävention.
Beobachtung, Vorhersage und Warnung: das Landeswarnzentrum
Die Bereiche Wettervorhersage, Geologie, Hydrologie, Lawinen und die entsprechende Datenerhebung behält das Landeswarnzentrum im Auge. Das Landeswarnzentrum – 2004 eingerichtet und seit 2014 im Landeszivilschutzzentrum an der Drususallee in Bozen angesiedelt – ist durchgehend besetzt und ermöglicht dadurch eine zeitgerechte Vorwarnung, falls sich ein zivilschutzrelevantes Ereignis ankündigt. Im Falle eines bevorstehenden Ereignisses tagt die Bewertungskommission unter dem Vorsitz von Landeswarnzentrum-Direktor Willigis Gallmetzer mit Vertretern des Landesamtes für Meteorologie und Lawinenwarnung, des Amtes für Hydrologie und Stauanlagen, der Wildbachverbauung, der Forstabteilung, des Amtes für Geologie, der Berufsfeuerwehr und der Landesverkehrsmeldezentrale, analysiert die Situation, erstellt Wetterwarnungen und aktualisiert den Zivilschutzstatus.
Zivilschutzstatus mit vier Stufen
Der Zivilschutzstatus gibt Auskunft über die Lage in Südtirol im Hinblick auf den Zivilschutz und den Grad der Aktivierung der Zivilschutz-Institutionen. Zur Beschreibung des Zivilschutzstatus wird eine standardisierte vierstufige Skala angewandt: vom Normalzustand über die Aufmerksamkeitsstufe und den Voralarm bis zur Alarmstufe, die mit den ersten Buchstaben des phonetischen Nato-Alphabets bezeichnet werden: auf Zero folgen Alfa, Bravo und Charlie.
Grenzübergreifende Zusammenarbeit bei Notfallplanung im Bereich Naturgefahren
Experten haben am Mittwoch vergangener Woche im Rahmen eines Online-Workshops über Notfallplanung im Bereich Naturgefahren diskutiert, berichtet Gallmetzer: Die Arbeitsgruppe Naturgefahren (Planalp) der Alpenkonvention erstellt derzeit eine Studie darüber. Die Agentur für Bevölkerungsschutz hat gemeinsam mit Eurac Research diesen Workshop organisiert, durch den Planung und Prävention sowie Notfallmanagement im Bereich Naturgefahren zusammengeführt werden sollen. Experten der verschiedenen Landesämter, Zivilschutzorganisationen, Freiberufler und Firmen, die auf diesem Gebiet tätig sind, befassten sich dabei mit Verfügbarkeit von Daten wie etwa von Naturereignissen (Unwetterereignissen), Anwendung von Planungsinstrumenten (Gefahrenzonenplan, Gemeindezivilschutzplan, Interventionskarten, Zivilschutzbrowser) und der Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen vor, während und nach Ereignissen. Unterstützt wurde der Workshop auch vom Interreg-Projekt RiKoST (Risikokommunikatonsstrategien): Dessen Ziel ist es, die Zusammenarbeit und Kommunikation der Institutionen untereinander und mit der Bevölkerung im Bereich Naturgefahren zu verbessern.