Von: mk
Bozen/Mühlwald – 150.000 Euro innerhalb von neun Jahren soll der Pfarrer von Mühlwald, Anton Auer, einer jungen Frau übergeben haben, die angeblich in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Zunächst geschah es aus Mitleid, dann soll die Frau auch Druck ausgeübt haben – bis es dem Priester reichte und er Anzeige erstattete. Am Freitag endete der Prozess am Bozner Landesgericht, bei dem die Frau ziemlich glimpflich davongekommen ist.
Die Ereignisse haben im Jahr 2003 ihren Anfang genommen. Vor Richter Oswald Leitner standen zwei Personen – Stella Gabrielli und Luca Iemma -, denen Betrug vorgeworfen worden war. Beide sind Nomaden, die ursprünglich aus Kalabrien stammen. Die meisten Anklagepunkte sind im Rahmen des Prozesses allerdings gefallen.
Während Luca Iemma gleich am Anfang freigesprochen wurde, kam die Frau mit einer fünfmonatigen Haftstrafe wegen der Annahme einer falschen Identität davon. Der stellvertretende Staatsanwalt Axel Bisignano hatte für die Frau hingegen eine zweijährige Haftstrafe verlangt.
Der Pfarrer hatte die Frau, die damals 23 Jahre alt war, im Vinschgau kennengelernt. Dort gelang es ihr zum ersten Mal, den Pfarrer davon zu überzeugen, dass sie aufgrund eines gesundheitlichen Vorfalls in finanziellen Nöten steckte. Aus seinen eigenen Ersparnissen ließ er ihr rund 5.000 Euro zukommen. Eigentlich sollte es ein Kredit sein. Doch das Geld erhielt er nicht wieder – wie auch in den darauffolgenden Fällen.
Vor Gericht gelang es dem Priester allerdings nicht, eine logische Erklärung dafür zu bieten, warum er die Frau bis 2012 weiterhin immer wieder unterstützte. Als die eigenen Ersparnisse aufgebraucht waren, griff der Priester auf das Geld der Pfarrei zurück.
Weil die junge Frau davon gewusst hat, soll sie ihn im Laufe der Zeit damit erpresst haben. Die Frau soll ihre Drohungen so lange auf die Spitze getrieben haben, bis sich der Priester an die Carabinieri wandte.
Den Carabinieri gelang es, Fotos von der Geldübergabe zu schießen und die wahre Identität der Frau auszuforschen. Dass sie einen falschen Namen benutzt hatte, wurde der Frau vor Gericht als einzige Straftat angelastet. Vermutlich hat das Gericht den Bericht des Pfarrers als zu wenig glaubhaft eingestuft. Auch das bezahlte Geld ist somit dahin.